Mülheim. . Rot-goldene Weihnachtskugeln, ein Rentier aus Porzellan und eine Weihnachtssocke über dem Kamin: fertig ist die Dekoration fürs Fest? Ralf Dangelus benutzt lieber alte Bettfedern, lässt sie rosten – und kombiniert sie mit LED-Lichterketten und Pferdeskulpturen. „An Weihnachten kann man super kreativ sein – und dafür darf man auch Dinge zweckentfremden“, sagt der gelernte Schauwerbegestalter. „Dabei ist es nicht das Teil an sich, sondern die Kombination, die es ausmacht.“ Ein Schneemann im Tutu-Kleid? Kann man machen – so lange der Kitsch mit schlichter Deko kombiniert wird.

  • Ralf Dangelus (47) ist Schauwerbegestalter - und hat in der Weihnachtszeit reichlich zu tun.
  • Die Ladenfenster sind nicht sein einziges Geschäft, mehr Umsatz macht er mit Veranstaltungen.
  • Einer seiner Tipps für eine gelungende Weihnachtsdekoration: Kitsch kombiniert mit Schlichtem.

Rot-goldene Weihnachtskugeln, ein Rentier aus Porzellan und eine Weihnachtssocke über dem Kamin: fertig ist die Dekoration fürs Fest? Ralf Dangelus benutzt lieber alte Bettfedern, lässt sie rosten – und kombiniert sie mit LED-Lichterketten und Pferdeskulpturen. „An Weihnachten kann man super kreativ sein – und dafür darf man auch Dinge zweckentfremden“, sagt der gelernte Schauwerbegestalter. „Dabei ist es nicht das Teil an sich, sondern die Kombination, die es ausmacht.“ Ein Schneemann im Tutu-Kleid? Kann man machen – so lange der Kitsch mit schlichter Deko kombiniert wird.

„Von Besinnlichkeit kann keine Rede sein.“

Als Gestalter für visuelles Marketing – so werden Schauwerbegestalter heute bezeichnet – hat Ralf Dangelus in der Weihnachtszeit besonders viel zu tun. „Von Besinnlichkeit kann keine Rede sein.“ Sechs Tage in der Woche arbeitet er, jeden Tag dekoriert er bei anderen Kunden. „Am liebsten möchte jeder seine Weihnachtsdeko zur selben Zeit angebracht haben und zum selben Zeitpunkt auch wieder loswerden.“ Bis Januar streckt sich das stressige (Ab)schmücken.

Dangelus Markenzeichen sind die Shabby-Chic-Elemente, die auch in der von ihm komplett gestalteten Kaufbar am Dickswall allgegenwärtig sind. Die abgenutzten Gegenstände haben für ihn einen besonderen Reiz. „Sie haben die Zeit überdauert und werden Teil einer neuen Atmosphäre.“

Hauptgeschäft: Events

Aber mit etwas Shabby Chic ist es nicht getan. In den Designer-Szenen Frankreichs oder Hollands ist Dangelus auf der Jagd nach neuen Ideen. „Ich bin ständig unterwegs auf Messen und habe Kontakt zu vielen Händlern.“ Das dadurch angereicherte Wissen über Deko-Neuigkeiten fehle den Einzelhändlern oft, meint der 47-Jährige. Geschäftsleute, die keine Zeit haben, sich mit der Dekoration zu beschäftigen und trotzdem ein trendiges Ladenfenster möchten, versucht Dangelus als Kunden zu gewinnen. Allerdings sind die Schaufenster nicht seine einzige Einnahmequelle.

„Wer nur klassische Schaufensterdekoration anbietet, wird ein Problem bekommen“, ist Dangelus überzeugt. Denn in den zunehmend von Ketten dominierten Großstädten, seien die Schaufenster oft vereinheitlicht: Der Chefdesigner entscheidet und die Mitarbeiter dekorieren nach. Viel Platz für externe, kreative Köpfe bleibe da nicht, findet Dangelus. Deswegen hat er sich mit seinem Mülheimer Unternehmen „Dekowerk & Ideenwerk“ breiter aufgestellt. Er dekoriert für Veranstaltungen aller Größen und organisiert das komplette Drumherum: Catering, Licht- und Tontechnik, Eventfotografie. Die Events sind sein Hauptgeschäft, die Schaufenster machen etwa 25 Prozent der Einnahmen aus.

Schmücken für den Bestatter

„Komischerweise mache ich wenig in Mülheim“, sagt Dangelus. „Dabei gibt es hier eine Menge Bedarf, die Innenstadt ist ein Trauerspiel.“ Die Auftraggeber kommen stattdessen aus Dortmund, Gelsenkirchener, Hannover oder Heiligenhaus. Dort hat Dangelus einer seiner ungewöhnlichsten Kunden: einen Bestatter. „Da muss man sehr sensibel sein.“ Eine Dekoration zum Frühling wurde einst von dem Pfarrer einer benachbarten Kirche als „zu freundlich“ gerügt. „Inzwischen haben wir den Dreh aber heraus“. Nicht zu heiter, nicht zu deprimierend – so muss man sich auf jeden Kunden individuell einlassen. Und das bedeutet: vom eigenen Geschmack muss sich Dangelus gelegentlich verabschieden.

„Das ist manchmal schwer, aber wenn man den Job liebt, findet man Wege, Kunden auf seine Seite zu ziehen.“ Nicht aufdrängen, aber überzeugen, ist die Devise – und am Ende bleiben ja die eigenen vier Wände für die Deko nach eigener Vorstellung. „Allerdings ist es bei mir fast gar nicht geschmückt“, gibt Dangelus zu. „Der Schuster trägt halt die schlechtesten Schuhe.“