Mülheim. Die großen Mietgesellschaften Mülheims greifen mit höheren Abschläge und eingeschränkter Heizfunktion ein. So sehen die Maßnahmen konkret aus.
- Die Wohnungsgesellschaft SWB hat in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal den Heizkostenabschlag erhöht.
- Die gängige Nachtabsenkung der Heizanlagen wird von sämtlichen Vermietern erweitert.
- Tagsüber laufen die Heizanlagen auf niedrigerer Temperatur, je nach Vermieter, um ein bis zwei Grad Celsius.
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Mit dem Herbst und Oktoberbeginn kommt auch erfahrungsgemäß der Start der Heizperiode. Durch die knappe Versorgungslage und die immens gestiegenen Preise auf dem Gasmarkt dürfte das in diesem Jahr – trotz jüngst beschlossener Gaspreisbremse – eine mit Ungewissheiten verbundene Zeit werden. So hat die Wohnungsgesellschaft SWB in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal den Heizkostenabschlag für ihre rund 8500 Mieterinnen und Mieter erhöht. Erst im Mai, nun kürzlich im September – und das um 80 Prozent. „Das ist kein Zuckerschlecken“, sagt SWB-Geschäftsführer Andreas Timmerkamp unumwunden. Die Erhöhung des Abschlages sei freiwillig zu zahlen, so wolle man auf die angespannte Lage reagieren und den Mietparteien etwas entgegenkommen. „Bislang haben die meisten das so hingenommen.“
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Die Gesellschaft setze auf eine offene Informationskultur: „Unsere Mieter sind alle voll in Kenntnis gesetzt. Transparenter, als wir es tun, können wir nicht damit umgehen.“ In der Praxis bedeutet das für die SWB-Mietparteien eine minimale Veränderung, was die Mindest- und Maximaltemperaturen beim Heizen angeht: 18 statt 19 Grad und 21 statt 22 Grad Raumtemperatur sind die neuen Grenzwerte. „Das ist nur ein kleiner Unterschied“, so Timmerkamp. „Aber uns fehlt eine gesetzliche Grundlage, um da stärker einzugreifen.“ Eine klare gesetzliche Vorgabe sei aus seiner Sicht nötig, denn „so schnell, wie die Kosten steigen, können wir gar nicht gegensteuern“.
SWB Mülheim: „Es fehlt eine gesetzliche Grundlage“
Dass die Heizungsanlagen nachts in ihrer Leistung gedrosselt werden, sei schon vor der Gaskrise gängige Praxis gewesen. In diesem Jahr werde der Zeitraum um anderthalb Stunden verlängert. „Von 23 bis 5.30 Uhr arbeiten die Heizungen abgeschwächt.“ Damit die Warmwasseraufbereitung dennoch reibungslos funktioniert und die Gefahr einer Legionellenverbreitung minimiert wird, sei das allerdings das Maximum dessen, was möglich sei. „Wir hoffen da auch wirklich auf die Mieter, wir sind eingeschränkt“, erklärt Timmerkamp. „Wir können nicht erwarten, dass die Vermieter die Energiekrise lösen.“ Mit Hilfe von Flyern, die zeitnah in den SWB-Bauten verteilt und ausgehangen werden sollen, erhalten Mieterinnen und Mieter Tipps, um sparsamer und effizienter zu heizen. „Das kann so etwas Banales sein, wie keine Möbel vor die Heizung zu stellen.“
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Die Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft MWB indes hat die Heizanlagen in den knapp 5000 Wohneinheiten der Stadt pünktlich zum Herbstbeginn Ende September hochgefahren. Anders als in den Vorjahren war sie im Sommer komplett abgestellt und nicht bloß gedrosselt. Als weitere Maßnahme hat die Genossenschaft die Abschläge erhöht, wie Pressesprecher Andreas Winkler auf Anfrage erklärt: „Das Ausmaß der Erhöhung unterscheidet sich von Wohnung zu Wohnung, ist aber sicherlich deutlich.“
Ähnlich wie die SWB setzt auch die MWB auf niedrigere Temperaturen beim Heizen und legt die Maximalwerte auf tagsüber 20 Grad und nachts 18 Grad fest. „Das ist allerdings nur eine moderate Anpassung“, so Winkler. Für die kommenden Wochen plant die Genossenschaft eine offene Informationsveranstaltung, um Mitglieder und Mietparteien über aktuelle Entwicklungen und Sparmaßnahmen zu informieren.
Heizkosten in Mülheim: Höhere Abschläge teils freiwillig
Das hat der Bochumer Wohnungskonzern Vonovia, der mit 600 Wohnungen in Mülheim vertreten ist, jüngst per Post getan: Die monatlichen Abschläge für Heizkosten werden zum November erhöht, allerdings haben Mieterinnen und Mieter das Recht, der Erhöhung zu widersprechen. „Es wird aber trotzdem zu Nachzahlungen kommen, bis November ist es noch etwas hin“, erklärt Pressesprecher Matthias Wulff auf Nachfrage. Mit der Erhöhung wolle man einem Schock bei der Nachzahlung vorbeugen.
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Aus einem internen Investoren-Schreiben der Vonovia geht hervor, dass ein Stufenmodell bei ausbleibender Zahlung greifen soll – letzte Stufe: Wer einen Betrag von mehr als zwei Monatsmieten schuldig ist, müsse die Wohnung räumen. Zuletzt schränkte Konzernchef Rolf Buch aber ein: „Wir haben kein Interesse daran, dass Menschen ihre Wohnung verlieren. Wenn ein Mieter Probleme hat und mit uns in Kontakt tritt, finden wir eine Lösung.“ Schon in der Corona-Krise habe sein Unternehmen „mit diesem Vorgehen sehr gute Erfahrungen gemacht“.