Mülheim. Die aktuelle Situation zwingt viele Menschen dazu, Energie einzusparen. Die Verbraucherzentrale NRW gibt konkrete Tipps für private Haushalte.
Im Oktober beginnt die Heizperiode – viele Versorger haben ihrer Kundschaft in den vergangenen Wochen Preiserhöhungen mitgeteilt. Für private Haushalte heißt es nun, möglichst alle Möglichkeiten zu nutzen, um Energie einzusparen. „Schon kleinere Anpassungen können Einfluss auf den Heizenergieverbrauch nehmen”, erklärt Christiane Lersch, Leiterin der Verbraucherzentrale NRW in Mülheim. Sie gibt Tipps zum Energie sparen beim Heizen:
1. Thermostate im Griff haben
Mit den Heizungsthermostaten lässt sich für jeden Raum die individuelle Temperatur einstellen, erklärt die Expertin. Jedes Grad weniger senke den Verbrauch um etwa sechs Prozent. Üblicherweise werde auf Stufe 3 eine Temperatur von etwa 20 Grad Celsius erreicht, zwischen den Stufen ergeben sich je drei bis vier Grad Unterschied. „Wohnräume sind mit 20 Grad auf idealer Temperatur geheizt“, so Christiane Lersch. Im Schlafzimmer reichten indes oft 16 bis 18 Grad. Zu beachten sei, dass kühlere Räume gut belüftet werden und Türen zu wärmeren Räumen geschlossen sein sollten. Sonst könne sich an kälteren Stellen Feuchtigkeit niederschlagen und es bildet sich Schimmel. „Langfristig macht sich der Austausch der Thermostatköpfe gegen programmierbare smarte Thermostate in wenigen Jahren bezahlt und spart Heizenergie.“
2. Heizkörper entlüften
Gluckernde Geräusche in der Heizung, jeder wird es schonmal gehört haben. Werden die Heizkörper dazu dann nicht im vollen Umfang warm, ist meist Luft in den Heizkörpern. „Die Heizanlage muss dabei mehr Energie aufbringen, um die Räumlichkeiten zu erwärmen“, sagt Lersch. Hier hilft die Entlüftung mit einem Entlüfterschlüssel: „Damit lässt sich einfach und unkompliziert die Luft aus den warmen Heizkörpern ablassen.“ Sowohl vor als auch nach der Entlüftung sei es ratsam, den Druck im Heizungssystem zu prüfen. Unter Umständen müsse auch Wasser nachgefüllt werden. „In einem Mehrfamilienhaus mit Zentralheizung ist dafür eine Rücksprache mit dem Vermieter oder der Hausverwaltung empfehlenswert“, erklärt die Leiterin der Verbraucherzentrale in Mülheim. „Mieterinnen und Mieter können den Heizungsdruck nicht selbst kontrollieren und nachsteuern.“
- Lesen Sie auch: Kostenexplosion: Mülheimer Vermieter regeln Heizungen runter
3. Wohnräume richtig nutzen
„Heizkörper nicht mit Vorhängen verdecken und mit Möbeln zustellen“, appelliert Lersch. Die Heizenergie könne sonst nicht voll ausgenutzt werden, da die Wohnräume dadurch nicht gleichmäßig aufgeheizt werden können. Eine einfache Regel lautet, dass jeder Heizkörper gut zu sehen sein sollte und die Raumluft ihn ungehindert umströmen kann. „Ebenso wichtig ist es, die Heizkörper sauber zu halten, da Staubablagerungen die Heizleistung mindern.“
4. Türen und Fenster dichthalten
Undichte Außentüren und Fenster vergrößern laut Christiane Lersch Wärmeverluste in Haus und Wohnung und sorgen für unangenehme Zugluft. „Um die Dichtigkeit von Fenstern zu prüfen, kann ein Blatt Papier zwischen Rahmen und geschlossenem Fenster geklemmt werden“, gibt die Verbraucherschützerin einen anwendungsbezogenen Tipp. „Lässt sich das Papier nicht herausziehen, ist das Fenster dicht genug.“ Bei Haus- und Wohnungstüren könne meist nachträglich ein Dichtprofil leicht angebracht werden, um Heizverluste zu minimieren.
5. Heizungsanlage optimal steuern
„Besondere Sparpotenziale liegen in der auf die Bewohnerschaft zugeschnittene Zeitsteuerung der Anlage“, erklärt Christiane Lersch. Eine der bekanntesten sei hier die sogenannte Nachtabsenkung, durch die die Vorlauftemperatur der Heizanlage reduziert wird. Bei längerer Abwesenheit über den Tag mache zudem die Tagesabsenkung Sinn. „Heizungsfachbetriebe stellen die Heizkurve für die Vorlauftemperaturregelung professionell ein. Die Fachkräfte können auch beurteilen, ob ein sogenannter hydraulischer Abgleich der Anlage sinnvoll ist, um Heizenergie zu sparen.“ Dieser sorge dafür, dass durch alle Heizkörper die richtige Wassermenge fließen kann.
Auch interessant
6. Heizungsrohre und Rollladenkästen dämmen
Die nachträgliche Dämmung von Heizungsrohren in unbeheizten Räumen, die schlecht oder ungedämmt sind, könne einige Prozent Energieeinsparung einbringen. Mit etwas handwerklichem Geschick lasse sich das laut der Expertin sogar selbst umsetzen: „Ungedämmte Rollladenkästen, aber auch entsprechende Heizkörpernischen, sind bei manchen Altbauten ein Schwachpunkt.“ In vielen Fällen sei eine nachträgliche Dämmung mit wenig Aufwand möglich und spare langfristig Heizkosten. Aber Achtung: In einer Mietwohnung sollten Bewohnerinnen und Bewohner vorab Rücksprache mit ihren Vermieterinnen und Vermietern halten.
- Lesen Sie auch: Bürger finden: Land tut zu wenig gegen hohe Energiekosten
7. Lüften hilft sparen
Richtiges Lüften spart Energie. „Die wichtigste Regel dabei: Mehrfach täglich fünf bis zehn Minuten bei abgedrehten Heizkörpern stoßlüften und nicht dauerhaft kipplüften“, erklärt Christiane Lersch. So werden die Luftmassen in den Räumen schnell ausgetauscht, ohne die Wände unnötig auszukühlen. Nach dem Lüften sollten die Thermostate wieder aufgedreht werden. „Dann muss die Heizung nur die frische Luft erwärmen und nicht die Wohnungseinrichtung wie massive Möbel und Einbauten.“