Mülheim. Die Verkaufszahlen für Heizlüfter sind sehr hoch – im Hochsommer. Viele Mülheimer fürchten eine kalte Wohnung. Was ein Energieberater rät.
Die Angst um horrende Heizkosten im Winter treibt die Menschen auch in Mülheim um: Heizlüfter sind im Hochsommer Verkaufsschlager.
Stefan Hartmann ist der Leiter des Hagebau-Marktes an der Weseler Straße, der Heizlüfter im Angebot hat. „Ich war bis vor kurzem im Urlaub und nach meiner Rückkehr sehr über die Unmengen von Heizlüftern verwundert, die meine Stellvertreterin in meiner Abwesenheit geordert hatte.“ Exakt in dem Moment, als er mit ihr darüber sprechen wollte, zeigten zwei Kunden Interesse an den Geräten und stellten dem Marktleiter einige Fragen dazu. „Die hatten Angst vor einem kalten Winter, wollten ihre Wohnungen damit beheizen und haben am Ende jeweils zwei oder drei Heizlüfter gekauft“, erinnert sich der Marktleiter. „Bei 30 Grad stehen Ventilatoren bei uns wie Blei herum, aber die Leute kaufen Heizlüfter – deutlich mehr als die sonst üblichen Sommer-Artikel!“, kann Hartmann eine gewisse Verwunderung nicht verhehlen.
Heizlüfter-Nachfrage in Mülheim: Nachschub bereitet Sorgen
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Das sei insgesamt schon ein wenig überraschend gewesen und die Verfügbarkeit von Nachschub momentan fraglich. Die Lieferanten seien am Ende ihrer Kapazitäten. „Wir machen uns keine Sorgen, dass wir die Dinger loswerden, so der Marktleiter. „Wir machen uns eher Sorgen, ob wir welche nachbekommen“, gibt er zu bedenken.
Vielen Kundinnen und Kunden sei die Problematik der parallel ja ebenfalls gestiegenen Kosten für Strom wohl eher nicht bewusst. Deshalb kläre man durchaus auch auf, dass man ja keineswegs den ganzen Tag per Heizlüfter heizen müsse. „Man weiß ja in etwa, zu welcher Uhrzeit man sich zum Beispiel morgens ins Bad begibt. Da könnte man dann wunderbar mit einer Zeitschaltuhr arbeiten, um lange Laufzeiten der Heizlüfter zu umgehen“, so der Leiter des Hagebau-Marktes an der Weseler Straße.
Energieberater mahnt: Zusatzgeräte „sehr energie-intensiv, ineffizient und teuer“
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Der Geschäftsführer eines großen Elektronik-Fachmarktes, der auch eine Filiale in Mülheim hat, jedoch weder seinen Namen noch den Namen seines Marktes veröffentlicht sehen will, beobachtet ebenfalls eine gestiegene Nachfrage nach Heizlüftern. „Ja, wir stellen eine leicht erhöhte Nachfrage fest, aber es ist kein richtiger Run.“ Es seien hauptsächlich ältere Menschen, die Angst vor einer kalten Wohnung im Winter hätten und mit dem Kauf eines entsprechenden Gerätes sicherstellen wollten, dass sie im Winter ein warmes Zuhause haben, so der Fachmann.
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Thomas Bertram ist Energieberater der Verbraucherzentrale NRW und für Mülheim zuständig, da die hiesige Verbraucherzentrale nicht über einen eigenen Energieberater verfügt. Er hat eine klare fachliche Meinung zum Heizen mit Strom. „Direkt mit Strom zu heizen ist unklug“, sagt der Fachmann. „Heizlüfter, Radiatoren, Infrarot-Heizungen und auch Heizstrahler sind sehr energie-intensiv, ineffizient und teuer.“ Zusatzgeräte seien immer eine schlechte Lösung.
Tipp: Beim Heizen auf smarte Heizkörperventile setzen
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Das Hauptproblem sei die Menge Wärme, die pro Kilowattstunde aus dem Strom erzeugt werde, so Bertram. So bräuchten Wärmepumpen zwar auch Strom zur Erzeugung von Wärme, würden aus einer Kilowattstunde Strom aber dreieinhalb Kilowattstunden Wärme erzeugen, was ein sehr guter Wert ist. „Bei Erdwärme-Pumpen liegt der Wert sogar bei viereinhalb“, ergänzt Bertram. Alle diese Beispiele seien aber keine kurzfristigen Lösungen. „Die Lieferzeiten bei Wärmepumpen liegen für die Installateure momentan bei rund zehn Monaten – also keine Lösung, um schnell die Wohnung warm zu bekommen.“
Bertram kann aber praxisnahe Tipps geben, die auch kurzfristig helfen, beim Heizen zu sparen. Wichtig seien das korrekte Heizen und Lüften. Bei der Heizung gehe das in der Wohnung über smarte und vernetzte Heizkörperventile. „Die kann man selbst einsetzen und sie spiegeln einem dann aufs Handy oder Notebook, wie der aktuelle Stand ist“, erklärt Bertram. „Man kann dann seine Heizung von jedem Ort auf der Welt, an dem man einen Internet-Zugang hat, ein- und ausschalten und zudem programmieren.“
Das senkt den Energieverbrauch: Heizung regelmäßig warten und stoßlüften
Ebenso wichtige Elemente seien die regelmäßige Wartung der Heizung, die keine Luft enthalten dürfe. „Sonst gehen die Verbräuche sofort hoch“, so der Energie-Berater. Wichtig sei auch, dass die Heizkörper frei von Möbeln und Vorhängen bleiben, damit sie ihre Wärme ungestört abgeben können - und das richtige Lüften.
Bertram fasst die diesbezüglichen Tipps kurz zusammen: „Quer und kurz, um die in der Wohnung gespeicherte Wärme zu behalten und nur die Luft auszutauschen!“ Dabei sei es wichtig, die Heizung währenddessen auszuschalten, da die Thermostate andernfalls die Temperatur-Absenkung registrieren und die Heizung hochregeln. „Dreimal täglich für eine Viertelstunde zu lüften reicht – und wenn’s draußen richtig kalt ist, dann genügen auch dreimal fünf Minuten“, schließt der Energie-Berater der Verbraucherzentrale.