Mülheim/Xanten. Ein unterirdischer Bunker, der Atomkatastrophen und Kriegsgefahr trotzt: Ein Mülheimer Unternehmen verkauft das Objekt. So sieht der Bunker aus.

Als „mit riesengroßem Abstand die ungewöhnlichste Immobilie“, die er je in seinem Portfolio hatte, beschreibt der Mülheimer Immobilienmakler Daniel Philipps (31) einen Atomschutzbunker aus dem Kalten Krieg. Für 1,6 Millionen Euro bietet das Unternehmen „Re/Max Impact“ die unterirdische Anlage in Xanten zum Verkauf an – Interessenten gebe es einige. „Allerdings“, gewährt Makler und Geschäftsführer Philipps einen Einblick, „ist es nicht so einfach, den idealen Käufer für so eine Immobilie zu finden“.

In einem Xantener Waldstück führen mehrere Zugänge ins Innere des unterirdischen Atomschutzbunkers.
In einem Xantener Waldstück führen mehrere Zugänge ins Innere des unterirdischen Atomschutzbunkers. © oh | Re/Max Impact Mülheim

In Xanten am Niederrhein gelegen, erstreckt sich der Tiefbaubunker über 850 Quadratmeter und liegt abgelegen in einem Wald. Das zugehörige Grundstück misst 8000 Quadratmeter. „Der Kontakt zum Vorbesitzer war eigentlich eher Zufall“, sagt Daniel Philipps, der sich derzeit persönlich um den Verkauf kümmert. Beim aktuellen Eigentümer handele es sich um eine Privatperson, mehr könne er aus Diskretion nicht preisgeben – nur so viel: „Die Anlage war über zehn Jahre in seinem Besitz.“ In dieser Zeit habe der Bunker geruht, einen Betrieb gab es nicht. „Der Instandhaltungsaufwand ist enorm“, so Philipps. Das sei einer der Gründe, der den Verkauf zu einer Herausforderung mache, denn: „Das Inserat zieht viele Leute an, wir können das anhand der Aufrufe und Anfragen nachvollziehen.“

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Daniel Philipps ist Geschäftsführer des Mülheimer Immobilienunternehmens „Re/Max Impact“ und betreut den Verkauf des Atomschutzbunkers.
Daniel Philipps ist Geschäftsführer des Mülheimer Immobilienunternehmens „Re/Max Impact“ und betreut den Verkauf des Atomschutzbunkers. © oh | Re/Max Impact Mülheim

Dabei stecke hinter den wenigsten Anfragen ein ernsthaftes Interesse an der historischen Anlage. Es seien sogar einige „verrückte Anfragen“ dabei. „Wir laden nur die wenigsten zu einer Besichtigung ein“, erklärt Daniel Philipps. „Eigentlich nur Menschen, deren Seriosität wir nicht anzweifeln.“ Indikatoren dafür seien laut dem Immobilienmakler etwa der Wissensstand, was die Instandhaltung von Bunkeranlagen und ihre Anwendungsmöglichkeiten angeht.

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Denkbar wäre laut Philipps neben einem gewerblichen Betrieb wie etwa einer Paintball-Anlage in authentischer Kulisse vor allem der eigentliche Zweck des Bunkers: Ein Zufluchtsort. „Man könnte zum Beispiel ein Sicherheitskonzept anbieten, bei dem dann Plätze in dem Bunker vermietet werden.“ Gerade in Krisenzeiten für viele Unternehmerinnen und Unternehmer ein attraktives Investitionsfeld, so Philipps. Wer also bereit ist, eine entsprechende Summe zu zahlen, darf in Krisenzeiten Zuflucht und Schutz in dem Xantener unterirdischen Bau suchen und finden – so die Idee in der Theorie. „Bis dahin aber“, stellt der Makler fest, „müsste noch viel Geld in die Sanierung fließen.“

Während des Kalten Kriegs wurde in dem Xantener Bunker „handgesteckter Funk“ betrieben, erklärt Immobilienmakler Daniel Philipps.
Während des Kalten Kriegs wurde in dem Xantener Bunker „handgesteckter Funk“ betrieben, erklärt Immobilienmakler Daniel Philipps. © oh | Re/Max Impact Mülheim
Inwiefern die Elektronik im Bunker noch einsatzfähig ist, muss geprüft werden.
Inwiefern die Elektronik im Bunker noch einsatzfähig ist, muss geprüft werden. © oh | Re/Max Impact Mülheim

Der Atomschutzbunker verfüge über mehrere elektronische Anlagen, darunter eine Funk- und Meldeanlage: „Während des Kalten Kriegs wurde in dem Bunker handgesteckter Funk betrieben.“ Ein Notstromaggregat, sanitäre Anlagen, Wasser- und Ölspeicher sowie eine Luftfilteranlage runden neben drei Meter dicken Wänden aus Beton und schwergewichtigen Türen aus Stahl den Bunker ab. „Natürlich ist das auch für uns ein Abenteuer“, sagt Philipps. „Es ist super spannend, aber auch herausfordernd.“

Atomschutzbunker muss diversen Prüfungen unterzogen werden

Mit einem Verkauf in naher Zukunft rechnet der 31-Jährige nicht, zu umfassend seien die Absprachen und Prüfungen, die in den kommenden Wochen noch anstünden. „Da ist unter anderem das Umweltamt, aber auch der Denkmalschutz involviert.“ Der Atomschutzbunker sei laut Philipps eine echte Seltenheit, nur 35 vergleichbare Objekte gebe es auf Bundesgebiet.

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Die Interessenten stammen nicht nur aus Deutschland, verrät Daniel Phillips. „Wir stehen auch mit einem deutschen Unternehmer, der in Spanien lebt, in Verbindung.“ Konkret sei aber noch nichts – auch nicht bei den anderen, meist unternehmerisch motivierten, seriösen Interessenten. Einer von ihnen stamme sogar aus Xanten selbst. „Schon jetzt“, sagt Philipps, „ist diese Immobilie eine ganz spezielle für uns.“ So habe sich ein weiterer Besitzer eines Atomschutzbunkers bei ihm gemeldet. „Wenn es mir gelingt, den Bunker in Xanten zu dem Preis zu verkaufen, dann dürfte ich auch seinen Bunker vermarkten.“