Mülheim. Es ist eine Nachricht, die froh macht: Dicken am Damm, eins der ältesten Mülheimer Restaurants, könnte bald wieder öffnen. Die Stadt prüft Pläne.
Im Frühjahr 2017 wurde das vorerst letzte Bier bei „Dicken am Damm“ gezapft, das vorerst letzte Menü serviert. Seither liegt die Immobilie an der Mintarder Straße brach – ein trauriges Bild. Die idyllisch am Ruhrufer gelegene Gaststätte war schon vor mehr als 200 Jahren ein beliebter Treffpunkt. Und noch ist offenbar nicht aller Tage Abend: Laut Stadt wurde jüngst ein Bauantrag gestellt.
Das Lokal, dessen besonderer Name angeblich auf einen Drei-Zentner-Wirt zu Beginn des 19. Jahrhunderts zurückzuführen ist, soll offenbar in absehbarer Zeit Wiedereröffnung feiern. Axel Booß, Leiter der städtischen Bauaufsicht, berichtete am Mittwoch auf Nachfrage, dass besagter Bauantrag vor zwei Monaten eingegangen ist. Zunächst hätten noch Unterlagen gefehlt, „doch nun liegt alles vollständig vor“. Die Eigentümerin beabsichtigt demnach, den Biergarten zu erweitern und das Lokal so umzubauen, dass es barrierefrei zugänglich ist.
Zig Mülheimer Ämter haben bei der Entscheidung ein Mitspracherecht
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Da das Restaurant im sensiblen Außenbereich liegt, Baumaßnahmen also nach § 35 des Baugesetzbuches zu beurteilen sind, haben zig Ämter ein Mitspracherecht. Laut Booß zählen die Wasser-, die Naturschutz- und die Bodenschutzbehörden dazu. Auch der Deichverband und der Landesbetrieb Straßen NRW müssen sich äußern sowie die Immissionsschutzbehörde, die unter anderem darauf schaut, wie sich möglicher Lärm von der Gastronomie auf die Tierwelt auswirken könnte.
Dass es laut wird, fürchten die Menschen auf dem benachbarten Campingplatz eher nicht. Für Dauercamperin Hannelore Endemann ist die sich abzeichnende Entwicklung nur erfreulich: „Hier muss ja mal wieder ein bisschen Leben reinkommen“, sagt die 80-Jährige, die das Geschehen vor Ort seit fast 20 Jahren verfolgt. Erst jüngst habe sie mit der Chefin geplaudert, „das sind sehr nette Leute“.
Eigentümerin hält sich noch bedeckt: „Ich rede erst, wenn die Sache genehmigt ist“
In der Öffentlichkeit hält sich die Eigentümerin, die das Objekt vor rund sechs Jahren erworben hat, mit Äußerungen noch zurück. „Ich warte erst die Genehmigung ab und spreche dann“, sagt sie bei einer zufälligen Begegnung an der Immobilie. Wer genau hinschaut, sieht aber, dass sich vor Ort etwas tut: Seit Wochen lagern Pflastersteine auf dem Parkplatz gegenüber. Einige von ihnen wurden bereits unter der Platane auf der Terrasse hinterm Haus verlegt. Auch Mäuerchen wurden dort hochgezogen. Leitungen lassen vermuten, dass dort bald Lampen für Gemütlichkeit am Biertisch sorgen sollen. Zudem ist „eine Rigole für Regenwasser“ links neben dem Eingang entstanden, erzählt die Eigentümerin kurz.
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Das einst so beliebte Lokal habe sich in den vergangenen Jahren „fast in einen Schandfleck verwandelt“, so ein Wohnwagen-Nachbar von Hannelore Endemann. „Das Gebäude steht schon zu lange leer.“ Der Camper erinnert sich genau, wie gut der Laden einst lief. Ab Mitte der 90er-Jahre war Béla Jankovics der Pächter, „und bei ihm war immer Betrieb“. Das sei ja auch kein Wunder, ergänzt eine Bekannte. „Schon die Lage hier ist bestechend, zumal die Weiße Flotte eine Anlegestelle hat.“
„Zwei bis drei Dutzende weitere Plätze“ unter freiem Himmel sind beantragt
Die rund 400 Quadratmeter große Terrasse also wird fit gemacht für den Neustart. Der Platz dort reicht der Eigentümerin aber nicht, zeigt der Bauantrag. Laut Booß möchte die Betreiberin „zwei bis drei Dutzend weitere Plätze“ unter freiem Himmel einrichten. Die Außengastronomie soll um die hinter dem Deich liegende, spitz zulaufende Fläche rechts neben dem Eingang erweitert werden. Booß mag nicht spekulieren, wann das Projekt angegangen werden kann: „Jetzt müssen erst einmal alle Behörden zustimmen.“
Die Genehmigung für den Restaurantbetrieb ist jedenfalls nie ausgelaufen, sagt der Bauaufsicht-Chef. Von daher könne man jederzeit loslegen. Dieter Endemann (56), der mit seiner Mutter den sonnigen Campingplatz neben dem Bauwagenhotel genießt, freut sich darauf. Doch eine Sorge hat er: „Die Parkplatzsituation ist bedenklich.“ Er frage sich, ob auch nach einer Erweiterung noch ausreichend Stellplätze vorhanden sind. „Wir sind hier ja im Naherholungsgebiet und da muss auch künftig noch jeder Zugang zur Ruhr haben, zumal die Busverbindung so schlecht ist.“