Mülheim. . Das Mülheimer Projekt Ana Ott hat mit abseitiger Musik eine Nische gefunden. Eine enge Verknüpfung gibt es mit dem Makroscope und den Shiny Toys.

Die bunte Vinylscheibe mit dem wilden Muster dreht sich auf dem Plattenteller – irgendwann erscheinen winkende Menschen. Nach dem Vorbild eines Zoetrop, einer Wundertrommel mit bewegten Bildern als Vorläufer des Films, ist diese Scheibe der Band Sculpture entstanden: bei Ana Ott, einem Independent-Label, das sich vor allem für die Avantgarde-Musik, freie Improvisation, Krautrock engagiert.

Unter dem Dach des Vereins Makroscope und dem Kopiermuseum wird Wert auf die Vernetzung von Kunst, Konzerten und Kultur gelegt. So hat das Label Ana Ott im Haus Friedrich-Ebert-Straße 48 gegenüber dem Rathausturm seine Heimat, wie auch das Shiny Toys-Festival. Felix Möser und Dennis Dycks hoben Ana Ott als „Teil der Shiny Toys“ 2013 aus der Taufe.

Besondere Vinyl- und Kassettenveröffentlichungen

Neben besonderen Vinyl- und Kassettenveröffentlichungen werden einmal im Monat Konzerte mit abseitiger Musik, Performance und Klangkunst veranstaltet. Der Label-Name Ana Ott ist weder Anagramm noch hat er etwas mit einer Frau zu tun. „Entstanden aus Brainstorming heraus“, erläutert Felix Möser, „sollte es ein Eigenname sein, der vieles ermöglicht.“

Man wollte eben nicht nur auf die reine Herausgabe von Platten und Kassetten reduziert werden, sondern in größeren Dimensionen verzahnt mit den anderen Bereichen des Hauses denken. Ziel: „Wir wären gern Dreh- und Angelpunkt für die experimentelle Musikszene an Rhein und Ruhr“, wünscht sich Möser. Wobei die Vision wohl auch damit zusammenhängt, wie der Verein Makroscope, der auf einem guten Weg bei den Verhandlungen über den Erwerb des Gebäudes ist, die Kosten für das sanierungsbedürftige Haus gestemmt bekommt. Ein anspruchsvoller Plan, der Jahre braucht. So werden noch Förderer und Unterstützer gesucht, die helfen, dies alles zu ermöglichen.

Ein neues Nutzungskonzept liegt vor. „Wenn das alles so laufen würde, wie wir es uns wünschen, dann würde das Projekt einen ganz anderen Umfang bekommen.“

Musikszene zwischen Köln und dem Ruhrgebiet

Das Label wurde jedenfalls nicht nur aus reinem Geschäftssinn gegründet, so Möser: „Wir sind zu 50 Prozent ein ehrenamtliches Unternehmen.“ Für ihn stehe nicht das Geschäft im Zentrum, „sondern die Musik-Szene zwischen Köln und dem Ruhrgebiet und die Liebe und Energie, die wir in Veröffentlichtungen legen.“ Und dabei gehe es auch um faire Arrangements mit den Musikern. „In den meisten Fällen arbeiten wir kostendeckend.“

Neun Musiker und Bands werden derzeit vertreten, die Namen wie Blutiger Jupiter, Morphius B und Nils Quak tragen. Die Vinyl-Scheiben und Kassetten entstehen häufig in Handarbeit und mit künstlerischem Touch. „Wir achten darauf, schöne Sachen zu machen und arbeiten dafür mit Illustratoren und Grafik-Designern zusammen.“ Vorab liefern die Bands die fertigen Aufnahmen oder es werden Termine im Tonstudio ermöglicht.

Label betreibt einen eigenen Online-Shop

Das Label „kümmert sich um die ganze Verwirklichung der Veröffentlichung“. Die gute alte Vinyl-Scheibe dreht sich wieder – auf Hochtouren. Derweil „gibt es einen wahnsinnigen Schallplatten-Hype“, so Möser. So sei es schwierig geworden, einen Platz bei den Presswerken zu bekommen. Mit dem Leipziger Presswerk „Randmusik“ habe man einen Partner gefunden. Was den Vertrieb betrifft, arbeitet Ana Ott mit „A-Musik“ in Köln zusammen und betreibt einen eigenen Online-Shop.

Doch wo ist die Kassette heute noch zu finden? „Im Bereich der experimentellen Musik hat es immer schon eine Kassetten-Szene gegeben“, sagt Möser. Und in den letzten Jahren sei der Trend auch in den Mainstream-Bereich übergegangen. „Kassetten sind ein wunderbares und kostengünstiges Medium für Musiker, die den Besuchern bei Konzerten etwas in die Hände geben wollen.“

<<< VERANSTALTUNGEN MIT MUSIK UND OPTISCHEN GERÄTEN

Die monatlichen Konzerte gehen eine Verbindung mit den anderen Bereichen des Hauses ein. Findet gerade keine Ausstellung statt, treffen regionale und internationale Musiker mit visuellen Künstlern zusammen, die mit ihren Lichtinstallationen und Performances eine Symbiose mit dem Klang eingehen.

An einem typischen Abend im Makroscope gibt’s beispielsweise improvisierte Jazzmusik oder ein Live-Hörspiel, während Künstler mit optischen Geräten wie etwa Overheadprojektoren zum Sound beitragen. Der Eintritt zu den Konzerten (5 Euro) kommt den Musikern zugute. Weitere Info im Netz: makroscope.eu.