Mülheim. Bei den tropischen Temperaturen sucht fast jeder Schatten. Wie der Garten ein Ort der Abkühlung wird, verrät der Mülheimer Fachmann Jens Büschken.
Auch in diesem Sommer gab es Tage mit Temperaturen jenseits der 40 Grad. Bei solchen Bedingungen kann es gesundheitsgefährdend sein, nicht für Abkühlung zu sorgen. Wer das große Glück hat, einen Garten nutzen zu können, dem eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten, dort Bereiche zu schaffen, in denen die Temperaturen etwas weniger stark ansteigen. Wie stellt man das klug an, welche Pflanzen sind dazu gut geeignet und worauf sollte man dabei achten?
Jens Büschken ist Diplom-Ingenieur für Garten- und Landschaftsbau. Er ist seit einem knappen Vierteljahrhundert in der Branche tätig – 20 Jahre davon als selbstständiger Chef des Fach-Unternehmens, das den Namen seiner Familie trägt. Als es um die Antwort auf die Frage geht, worauf es bei einem Kühle spendenden Garten ankommt, bringt er seinen fachlichen Rat auf einen sehr einfachen Nenner. „Je mehr Grün, desto besser.“
Blattwerk schafft laut Mülheimer Experte mehr Abkühlung als ein Sonnenschirm
Wenn man seinen Garten so gestalten möchte, dass er auch in besonders heißen Sommern Abkühlung bietet, sei es von zentraler Bedeutung, für möglichst viel Blattwerk zu sorgen, so der Experte. „Es ist die Verdunstung über das Blattwerk, die zur Abkühlung beiträgt. Je mehr Verdunstung, desto besser!“, erklärt er. In der heutigen Zeit gebe es häufig das Problem, dass die Garten-Flächen sehr klein seien. „Umso wichtiger ist es, die vorhandenen Flächen klug zu nutzen“, erklärt Jens Büschken.
Auch interessant
„Wenn es einen alten Baum-Bestand gibt, dann ist das natürlich ein großer Vorteil.“ Bäume könne man mit sogenannten Erziehungsschnitten in ihrem Wachstum so steuern, dass es dem Ziel der Abkühlung dient. „Blätter über dem Kopf sind ein wichtiger Bestandteil zur Schaffung kühler Bereiche im Garten“, erläutert der Fachmann. Von künstlichen Überdachungen mit Sonnensegeln, Terrassen-Überdachungen oder großen Sonnenschirmen rät er ab. „Das führt in der Regel zu Hitze-Stau, zumal das Haus in der Regel nicht weit entfernt ist und die Wände noch zusätzlich Hitze abgeben.“
Garten-Fachmann: „Dach-Platanen sind hervorragend geeignet“
Büschken formuliert – unbeabsichtigt – eine „Drei-B-Regel“ in Sachen kühler Garten. Sie lautet „Bäume – Büsche – Bank“, wobei statt „Bank“ auch „Bistro-Tisch“ stehen dürfte. „Optimal ist es, wenn man einen Baum mit Büschen kombiniert.“ So würde der Baum ein lebendiges Sonnendach mit Luftzirkulation und Verdunstungskühle bieten, während die Büsche seitlichen Schutz vor Sonne und Hitze sowie ebenfalls Verdunstung bieten.
Auch interessant
Auch für die Sitzgelegenheiten hat Jens Büschken einen Tipp parat. „Der Sitzplatz sollte keine zu große Fläche einnehmen, weil sich das dann wieder negativ auf die Abkühlung auswirkt.“ Ein kleiner, lauschiger Sitzplatz mit einer Bank oder einem Bistrotisch mit zwei Stühlen sei optimal, um wirklich in kühlen Sitz-Genuss zu kommen, sagt Büschken.
Bei den Pflanzen, die für einen kühlen Garten geeignet sind, gibt es laut Aussage des Fachmanns kaum Grenzen. Ganz gleich, ob man die Möglichkeit hat, einen Garten komplett neu zu gestalten, oder einen bestehenden Garten optimieren möchte – es stehen zahlreiche geeignete Pflanzen zur Auswahl. „Dach-Platanen sind hervorragend geeignet“, beginnt der Diplom-Ingenieur für Garten- und Landschaftsbau seine Aufzählung. Ebenso geeignet sind begrünte Pergolas oder Rankgitter mit Clematis, Geißblatt oder Kletter-Rosen und auch Trompeten-Bäume, Funkien oder Hortensien erfüllen ihren Zweck.
Eine Hecke anstelle einer Mauer lässt eine gewisse Luftzirkulation zu
Auch interessant
Insgesamt sei aber immer auch die standortgerechte Pflanzung wichtig. Jede Pflanze stellt individuelle Ansprüche an ihren Standort – speziell hinsichtlich der Sonnenbestrahlung. „Dazu muss man sich natürlich Gedanken machen, bevor man tätig wird“, merkt Büschken an, der noch einen heißen Tipp für einen kühlen Garten hat: „Wer kann, der sollte auf eine Mauer oder einen luftundurchlässigen Zaun verzichten und lieber eine Hecke setzen.“ Hainbuchen- oder Ligusterhecken seien nicht weniger zur Grundstücksabgrenzung geeignet, ließen aber eine gewisse Luftzirkulation zu, so Jens Büschken.
Wichtig sei es, sich vorher gründlich Gedanken zu machen und auch zu bedenken, dass man mit den Pflanzungen – jetzt oder auch erst in ein paar Jahren – seinen Nachbarn nicht zu nahe treten sollte und sich mit einem Garten im Allgemeinen eine gewisse Arbeit aufbürdet, die erledigt werden muss. „Dabei helfen dann aber auch gerne Fachfirmen“, ergänzt Jens Büschken mit einem Augenzwinkern.