Mülheim. Problemhäuser an der Eppinghofer Straße in Mülheim sind seit Jahren eingerüstet, aus Schutz vor abstürzenden Ziegeln. Was die Stadt unternimmt.
Einige schäbige, beige-graue Wohnhäuser an der Eppinghofer Straße 100-104 in Mülheim standen vor knapp drei Jahren im Blickpunkt. Ende August 2019 fand dort ein martialisch wirkender Großeinsatz von Polizei und Ordnungsamt statt. Auch die Feuerwehr und die städtische Wohnungsaufsicht waren vor Ort. Jeder Winkel wurde durchsucht, das Dachgeschoss geräumt. Seitdem hat sich nichts Sichtbares getan.
Dem Eigentümer beider Häuser, einem Mülheimer, wurden damals gravierende Bau- und Brandschutzmängel bescheinigt. Laut Ordnungsamt waren 40 Personen in den Gebäuden offiziell gemeldet, auch Kinder. Unter Androhung einer kompletten Räumung musste der Eigentümer noch am selben Tag erste Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, unter anderem Rauchmelder installieren und brennbare Gegenstände aus dem Treppenhaus räumen lassen.
Mülheimer Problemimmobilien mit losen Dachziegeln – seit August 2019
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Weil lose Dachziegel abzustürzen drohten, ließ die Stadt einen Schutztunnel für Fußgänger aufbauen – Gerüste, knapp so hoch wie das Erdgeschoss. Und das Ordnungsamt teilte mit: Dem Hausbesitzer sei eine lange Mängelliste übergeben worden, die er „zeitnah“ abzuarbeiten habe.
Im August 2022 ziehen sich immer noch Baugerüste an den Ladenlokalen im Parterre entlang: Dort gibt es je einen Friseursalon für Damen und für Herren, einen Kiosk, ein Café, einen Leerstand. Laut Axel Booß, Leiter des Bauaufsichtsamtes, wurde dem Hauseigentümer auferlegt, die Gerüste aufzustellen: „Sie dienen als Schutz vor möglichen herabfallenden Ziegelresten.“ Seit fast drei Jahren.
Mülheimer SPD rückt eingerüstete Häuser auf die politische Tagesordnung
Dieser Dauerzustand irritiert auch die Mülheimer SPD. Sie hat zu den eingerüsteten Häusern an der Eppinghofer Straße eine Anfrage an die Verwaltung formuliert und möchte das Thema in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung (BV) 1 erörtern.
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Die Häuser machen weiterhin einen äußerst ungepflegten Eindruck, sind aber bewohnt. Der Eigentümer müsse Auflagen beachten, erklärt Amtsleiter Axel Booß, vor allem die Treppenhäuser freihalten und alle Wohnungen mit funktionstüchtigen Rauchmeldern ausstatten. Er sagt: „Mängel bestehen auch weiterhin, aber keine Mängel, die zur Unbewohnbarkeit führen.“ Von außen würden die Gebäude durch die Bauaufsicht regelmäßig kontrolliert, versichert deren Chef. „Eine Begehung erfolgt in unregelmäßigen Abständen und bei Bedarf.“
Bauaufsicht kontrolliert die Gebäude – und wartet auf Sanierungspläne
Einige Mängel könnten auch erst behoben werden, wenn es einen genehmigten Bauantrag gibt, ergänzt Booß. Ein Bauantrag, um die Häuser zu sanieren und brandschutztechnisch zu verbessern, liege sogar vor, sei aber „weiterhin nicht bescheidungsfähig“. Planunterlagen hätten überarbeitet werden müssen, Nachbesserungsbedarf bestehe bezüglich diverser baurechtlicher Vorschriften. Doch die überarbeiteten Unterlagen lassen auf sich warten.
Eine Frage, die auch die SPD-Fraktion beschäftigt, betrifft den teilweise blockierten Gehweg, auf dem seit Jahren die Gerüste stehen. Axel Booß versichert, dass der Hauseigentümer dafür eine Sondernutzungsgebühr zahlt.
Wann sich die Wohnverhältnisse an der Eppinghofer Straße 100-104 verbessern, ist nach wie vor offen. Generell scheint es, als sei die vor drei Jahren gestartete Kampagne der Stadt Mülheim gegen Problemimmobilien ausgelaufen. Erstmals am 31. Juli 2019 war ein Großaufgebot in ein Gebäude geschickt worden – geräumt wurde ein Haus an der Oberhausener Straße, Ecke Feldstraße in Styrum. Damals hieß es, weitere Aktionen sollten folgen. Von einer Liste der Stadtverwaltung, die rund 20 weitere Verdachtsfälle umfasse, war die Rede, darunter fünf akute Fälle.
Zahl der Schrottimmobilien macht der Stadt Mülheim keine Sorgen mehr
Knapp einen Monat später erfolgte der Einsatz an der Eppinghofer Straße, Ende November 2019 wurde ein Gebäude an der Leineweberstraße aufwändig kontrolliert, wo sich der Verdacht auf schwerwiegende Baumängel jedoch nicht bestätigte. Monate später hatte die Corona-Pandemie alles im Griff und erschwerte auch Großeinsätze wie diese. Im Mai 2021 erklärte der inzwischen pensionierte Baudezernent Peter Vermeulen auf Anfrage dieser Redaktion, man habe Problemimmobilien weiterhin im Blick, ihre Größenordnung hier in der Stadt sei „jedoch nicht besorgniserregend“.
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Der bis dato letzte Großeinsatz erfolgte im September 2021 an der Feldstraße in Styrum, wo sich auch Nachbarn massiv über Lärm und Müll beklagt hatten. Das Ordnungsamt kontrollierte dort auch, ob eine Wohnung als Massenunterkunft für Arbeiter genutzt wird – der Verdacht bestätigte sich aber zunächst nicht. Stadtsprecher Volker Wiebels teilte jetzt auf Anfrage mit, eine Liste mit maroden Häusern gebe es nicht und in dieser Hinsicht auch „kein großes Problem“. Allerdings fielen immer wieder „Einzelobjekte“ auf, „die das Bauordnungsamt im Blick hat“.