Mülheim. An der A 40 in Mülheim-Heißen stehen völlig verfallene Häuser. Der Eigentümer erklärt, wieso der Umbau stockt: Schuld seien Corona und die Stadt.
Am Frohnhauser Weg 38 in Heißen gammelt ein großer Altbau vor sich hin. Genau genommen verfällt dort, gleich an der A-40-Auffahrt, eine ganze Häuserzeile, die sich entlang der schmalen Blücherstraße hinzieht.
Über den Anblick ärgern sich Passanten und Nachbarn seit Jahren, mal mehr, mal weniger, jetzt plötzlich sind die heruntergekommenen Gebäude auf die politische Tagesordnung gerückt. Die Mülheimer SPD-Fraktion erinnert an die stark angeschlagenen Häuser. „Insbesondere im Hinblick auf das Wohnumfeld fällt der katastrophale Zustand dieser Immobilie auf“, heißt es in einer aktuellen Anfrage für die Bezirksvertretung (BV 1), die am 14. Januar tagt.
Anfrage an die Stadt Mülheim: Werden spielende Kinder geschützt?
Die Stadtverwaltung soll erläutern, ob Sicherheitsmaßnahmen ergriffen oder dem Eigentümer aufgegeben wurden, etwa zum Schutz spielender Kinder und von Fußgängern. Außerdem wüsste die SPD gerne, was die Stadt bisher unternommen hat, um den Eigentümer zur Instandsetzung des Hauses zu bewegen.
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Die Antwort lautet: Die Stadt Mülheim hat etwas getan – nachdem das Thema erneut angestoßen wurde. Am 6. Dezember 2021 wurde die SPD-Anfrage veröffentlicht, wenig später habe man vor Ort kontrolliert, berichtet Axel Booß, Leiter der städtischen Bauaufsicht. „Wie schlecht der Zustand des Gebäudes aktuell ist, wussten wir nicht. Es bestand Handlungsbedarf und auch ein Gefahrentatbestand.“
Bauaufsicht: „Im Anbauteil kamen schon die Dachziegel runter“
Gefahr beispielsweise durch zerbrochene Fensterscheiben, „und im Anbauteil an der Blücherstraße kamen sogar schon die Dachziegel runter“, sagt Booß. Den Eigentümer habe man aufgefordert, die Fenster dauerhaft zu verschließen, überall die Rollos herunterzulassen und den Gebäudekomplex vollständig einzuzäunen. Dies sei erfolgt. Am 18. Dezember habe die Bauaufsicht noch einmal kontrolliert und sehe jetzt keine Gefahr mehr. „Schön ist das Haus natürlich immer noch nicht“, so Booß.
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Die Eigentümer würden da nicht widersprechen und haben auch schon seit langer Zeit Umbaupläne. Die Häuser gehören den Brüdern Frank und Marcus Lenz, zwei stadtbekannten Mülheimer Automobilhändlern. Bereits 2004 hätten sie das Grundstück und die Gebäude gekauft, berichtet Frank Lenz, der selber nur einige Schritte entfernt wohnt.
Eigentümer wollen die dunkle Stichstraße neu bebauen
„Ich bin in der Straße groß geworden“, sagt der 55-Jährige, „und sehr heimatverbunden.“ Das insgesamt rund 4000 Quadratmeter große Areal hätten sie ursprünglich erworben, um dort abzureißen und acht neue Einfamilienhäuser zu bauen. Um die alte, unbeleuchtete Stichstraße, durch die Heißener Kinder zum Schwimmbad oder zum Sportplatz laufen, aufzuwerten und freundlicher zu machen.
Dass daraus bislang nichts wurde, schiebt Lenz auf die Stadt, genauer: auf die frühere Mehrheitspartei SPD. Bereits 2006 hätten sie einen entsprechenden Bauantrag gestellt, 2008 sollte das gesamte Projekt fertig sein, „doch die Stadt hat es uns verwehrt“, sagt Frank Lenz. Ein Verfahren vor dem Oberlandesgericht hätten sie verloren. Saniert und umgebaut wurden in den vergangenen Jahren immerhin die Häuser an der Blücherstraße 47 und 43.
Baugenehmigung wurde gerade um ein Jahr verlängert
Für die Hausnummern 35 bis 39 haben die Eigentümer auch bereits im Jahr 2018 einen Bauantrag gestellt und die Genehmigung bekommen. Die Stadt bestätigt das: Die Baugenehmigung sei zwar nach drei Jahren abgelaufen, doch auf Antrag um ein weiteres Jahr verlängert worden, erklärt Axel Booß. „Es besteht also die Möglichkeit, dort etwas zu verändern.“
Brandstiftung in den leeren Häusern
Am 9. August vergangenen Jahres hat es in den leerstehenden Häusern gebrannt.
Wegen der starken Rauchentwicklung und der Nähe zur A 40 löste die Feuerwehr Alarm über die Nina-App aus. Verletzt wurde niemand.
Die Häuser an der Blücherstraße 37 und 39 seien „relativ ausgebrannt“, sagt der Eigentümer. Die Ursache: „Brandstiftung.“
An Frank Lenz soll es nicht scheitern. Der Unternehmer kündigt an, dass 2022 endlich etwas passieren werde: „Wir dürfen nicht abreißen, obwohl wir es gerne möchten, daher werden wir im Bestand sanieren.“ Die jahrelange Verzögerung erklärt er mit der Corona-Pandemie, in der sie kein allzu großes wirtschaftliches Risiko eingehen wollten.
Auch das einst schmucke, jetzt völlig verwitterte Eckhaus schreibt der Eigentümer noch nicht ab. „Es ist ein schönes Steigerhaus, aber es muss komplett gemacht werden.“ Irgendwann wollen sie auch das angehen.