Mülheim. Die Stadt Mülheim hat am Donnerstag zwei „Problemimmobilien“ an der Eppinghofer Straße kontrolliert. Das Dachgeschoss muss geräumt werden.

Bei einem mehrstündigen Großeinsatz an der Eppinghofer Straße 102 und 104 hat die Stadt in den beiden Häusern gravierende Bau- und Brandschutzmängel festgestellt. Das Dachgeschoss wurde sofort geräumt, weitere Sicherheitsmaßnahmen wurden angeordnet.

Betroffen sind fünf Bewohner, zwei von ihnen waren bei der Aktion am Donnerstag anwesend und sind innerhalb des Hauses umgezogen. Weitere Mängel sollte der Hauseigentümer noch am selben Tag beheben, andernfalls würden die Gebäude komplett leer gezogen.

40 Bewohner sind in den beiden Häusern offiziell gemeldet

Wie Bernd Otto, Leiter des Mülheimer Ordnungsamtes mitteilt, sind in den Wohnungen 40 Personen offiziell gemeldet, darunter auch Kinder. Der Hauseigentümer, ein Mülheimer, befindet sich gerade im Auslandsurlaub. Er wurde am Donnerstagmittag telefonisch über die unangekündigte Aktion informiert und habe sich kooperativ gezeigt, so Otto.

Im Dachgeschoss wurden Verbindungswände entfernt

Das größte Problem besteht darin, dass im Dachgeschoss mehrere Wohneinheiten zusammengelegt und zu diesem Zweck Verbindungswände entfernt wurden: Dort könne „eine ausreichende Sicherheit nicht mehr gewährleistet werden“, so die Stadt.

Außerdem muss der Eigentümer sofort Rauchmelder in allen Wohnungen installieren lassen - der Auftrag wurde einer Fachfirma erteilt. Bei einer Wohnung fehlt ein zweiter Rettungsweg, und es lagen brennbare Gegenstände im Treppenhaus. Im Rahmen der Kontrolle sind auch lose Dachziegel aufgefallen, die leicht auf den Gehweg

Die Kontrolle des Dachgeschosses fiel verheerend aus, die Bewohner müssen umziehen.
Die Kontrolle des Dachgeschosses fiel verheerend aus, die Bewohner müssen umziehen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

stürzen könnten. Die Stadt lässt am Freitag einen Schutztunnel für Fußgänger errichten. „De Kosten stellen wir dem Eigentümer in Rechnung“, so der Ordnungsamtsleiter. „Damit sind erst einmal alle Mängel beseitigt, die eine akute Gefahr für Leib und Leben bedeuten.“

Gegen den Hausbesitzer wird ein Ordnungsverfahren eingeleitet. Er bekommt eine lange Liste ausgehändigt, die er zeitnah abarbeiten muss.

Eigentümer muss lange Mängelliste abarbeiten

Die spektakuläre Aktion an der Eppinghofer Straße begann am Donnerstagmorgen gegen 10.15 Uhr und dauerte bis in den Nachmittag. Zur Sicherung der Maßnahme war die Polizei mit 28 Kräften und mehreren Mannschaftswagen vor Ort. Der martialische Auftritt wurde von zahlreichen Passanten beobachtet.

Wie die Stadt Mülheim mitteilte, gab es mehrere Hinweise auf Bau- und Brandschutzmängel an den Wohn- und Geschäftsgebäuden. Im Erdgeschoss liegen zwei Friseursalons, zwei Cafés und ein Kiosk. Die Geschäftsleute wurden am Morgen von dem spektakulären Aufmarsch überrascht. Die oberen Stockwerke der Häuser machen einen verwahrlosten Eindruck.

Geschäftsleute wurden vom Großeinsatz überrascht

Wie Ordnungsamtsleiter Bernd Otto vor Ort mitteilte, waren insgesamt fast 60 Personen an dem Großeinsatz beteiligt, darunter 28 Polizisten und Polizistinnen. Diese sind mit mehreren Mannschaftswagen vorgefahren, aus einem Fahrzeug machte sich laut bellend ein Diensthund bemerkbar, der Gehweg war über Stunden mit Flatterband abgesperrt.

Starkes Polizeiaufgebot: „Hier wird nicht diskutiert“

„Das starke Polizeiaufgebot soll die Kontrollmaßnahmen der städtischen Mitarbeiter sichern“, erklärt Otto. „Wir wollen deutlich machen, hier wird nicht diskutiert, sondern es geht zur Sache.“ Das Ordnungsamt war mit 16 Mitarbeitern vertreten, die die beiden Häuser etagenweise abliefen und überprüften.

Stadt hat weitere Häuser im Visier

Die Stadt Mülheim hat in diesem Sommer angekündigt, verstärkt gegen „Problemimmobilien“ vorzugehen. Nach Aussage des Ordnungsamtsleiters hat man rund 20 Gebäude im Blick, die nach und nach kontrolliert werden sollen, „im Rahmen der personellen Möglichkeiten“.

Beim Einsatz an der Eppinghofer Straße gab es auch Hinweise auf illegale Tierhaltung, die sich aber nicht bestätigten.

Auch die städtische Wohnungsaufsicht wurde auf den Plan gerufen, falls es Hinweise auf eine Überbelegung der Häuser gibt, dies war jedoch nicht der Fall. Zudem waren aus Duisburg zwei Leute der Task Force Immobilien an die Eppinghofer Straße gekommen.

Explosion und Kellerbrand im vergangenen Jahr

Fachleute der Mülheimer Feuerwehr nahmen den Brandschutz der sichtlich angeschlagenen Häuser unter die Lupe. Die Feuerwehr kennt die Gebäude bereits von zwei Großeinsätzen im vergangenen Jahr: Anfang März 2018 war in einem der betroffenen Häuser ein Warmwasserboiler explodiert. Verletzt wurde dabei niemand. Nur wenige Wochen später musste die Feuerwehr zu einem Brand im Keller des Hauses ausrücken. Damals ging man von Brandstiftung aus.

Im Juli wurde in Haus in Styrum geräumt

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Bereits im Juli wurde eine „Problemimmobilie“ in Mülheim-Styrum von der Stadt geprüft. Das Haus an der Oberhausener / Ecke Feldstraße, in dem 24 Menschen lebten, musste im Anschluss geräumt werden – Grund waren Brandschutzmängel. Das Gebäude ist weiterhin unbewohnbar.