Mülheim. Diana Nelsen leitet eine Mülheimer Grundschule. Sie erzählt, wie es gelungen ist, fünf ukrainische Flüchtlinge aufzunehmen – und froh zu machen.

Flüchtlingsjunge Pavlo (9) besucht seit März die Grundschule an der Trooststraße; auch vier Mädchen aus der Ukraine haben sich im Frühjahr an dieser Schule angemeldet. Keines der Kinder sprach auch nur ein Wort Deutsch, trotzdem wurden sie sofort Teil der normalen Klassen. Welche Herausforderung das für die Zweit- bis Viertklässler war, veranschaulicht Schulleiterin Diana Nelsen so: „Stell dir vor, du sitzt sechs Stunden da und verstehst kein Wort.“ Das sei eine mehr als schwierige Situation, auch für die Lehrkräfte. „Doch die Kinder haben tapfer durchgehalten.“

Die Sprachbarriere ist die größte Hürde für die ukrainischen Mädchen und Jungen. Zum Teil halfen Englisch- oder Französischkenntnisse etwas. Internetprogramme wie der Google Translator sind nur manchmal nützlich, zum Beispiel im Elterngespräch. „Wenn ein Kind traurig ist, können wir nicht via Computer mit ihm kommunizieren“, so Nelsen. Man brauche „dann vor allem viel Zeit, um an die Kleinen heranzukommen“.

Aufmerksames Zuhören und Sprachpatentraining hilft den Kleinen

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Zum Glück fanden die Kinder schnell einen ersten Zugang zur unbekannten Sprache – durch aufmerksames Zuhören, durch Förderung im extra Sprachunterricht, durch Apps und im Sprachpatentraining. Dabei bringen Grundschulkinder, die Deutsch als Muttersprache haben, den neuen Klassenkameraden einzelne Worte und Sätze bei.

Dass die Gleichaltrigen bei der Integration helfen, sei auf ihre Schule selbstverständlich, sagt die Chefin. „Unsere Kinder nehmen Neuankömmlinge gut auf, sie kümmern sich direkt. Sie kennen das ja schon; es kommen immer wieder Kinder aus anderen Ländern.“ Auch in der Pause bleibe keiner allein, es seien immer viele da, um mit dem neuen Kind zu spielen.

Die Flüchtlingskinder sollten von Anfang an auf die Schule gehen: „Das lenkt ab“

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Dennoch spüre man bei den jungen Flüchtlingen ab und an eine Traurigkeit – „weil sie an Zuhause denken oder es doch mal Probleme in der Schule gibt“. Für wirklich unglücklich hält Diana Nelsen trotzdem keines ihrer Kinder. Für das Seelenheil der Jungen und Mädchen sei es wichtig, sie direkt nach der Ankunft an der Schule aufzunehmen. „Das lenkt ab, gibt Halt.“ Viele Eltern schätzten das zum Glück genau so ein, „sie wenden sich schnell an uns“.

Wichtig sei, die Kinder wohnortnah unterzubringen – damit Kontakte zu neuen Freunden auch am Nachmittag gepflegt werden können.

Schulmaterialien gesucht

Die dreifache Mutter Julia Köchling und die Grundschullehrerin Alexandra Czyborra haben eine Spendenaktion für Schulkinder, die aus der Ukraine geflohen sind, ins Leben gerufen. Ab März habe sie die Kinder mit voll ausgestatteten Tornistern versorgt, „damit sie von Anfang an auf dem gleichen Stand waren wie ihre Mitschüler“, so Köchling. Auch zum neuen Schuljahr sollen wieder Flüchtlingskinder beschenkt werden. Ranzen sind noch ausreichend vorhaben, doch Schulmaterialien werden gebraucht: Federmäppchen, Stifte, Malblöcke, Brotdosen. . . Infos: 0173-7158159.