Mülheim. Am Montag startete nach dem Lockdown zuletzt der Wechselunterricht an den Grundschulen. Wir haben uns zum Start an den Schulen umgehört.
Nach zwei Monaten Homeschooling können Mülheimer Grundschulkinder wieder zur Schule gehen. Kinder, Eltern und Lehrer freuen sich, es bleibt aber auch ein mulmiges Gefühl.
Auf dem Schulhof der Gemeinschaftsgrundschule (GGS) an der Trooststraße wehen bunte Wimpelketten. Sie zeigen den Kindern, wie sie in ihre Schulklassen kommen, ohne dass sie zu viel Kontakt zu anderen Kindern aus anderen Klassen haben. Die Freunde Max, Lars und Tillo besuchen die erste Klasse an der GGS Trooststraße und sind froh, dass sie nun endlich wieder zur Schule gehen können. Auf was sie sich am meisten gefreut haben? Die Antwort ist einstimmig und kommt prompt: „Natürlich auf unsere Freunde.“
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Mutter: „Sorgen wegen der Ansteckungsgefahr sind natürlich da“
Aber auch das Lernen im Klassenverband, die Möglichkeit, den Lehrern Fragen zu stellen, wenn man etwas nicht versteht, haben die Grundschüler vermisst. Doch nicht nur die Kinder sind glücklich, dass sie – vorerst im Wechselunterricht jeden zweiten Tag – wieder in die Schule gehen können. „Ich bin auch sehr froh, dass die Schule jetzt wieder angefangen hat“, zeigt sich Ilka Jensen erleichtert. Die Mutter des sechsjährigen Tillo ist selbst Lehrerin und hat noch einen weiteren Sohn, der zur Grundschule geht. Die Tochter besucht bereits das Gymnasium. „Selbst Distanzunterricht vorzubereiten und zu geben und dann noch drei Kinder beim Homeschooling zu betreuen, das ist schon anstrengend.“ Der Schulstart sei da schon eine Erleichterung.
Annika ter Schüren, Mutter von Erstklässler Lars, hat gemischte Gefühle. „Einerseits bin ich froh, dass das Kind wieder in die Schule darf, andererseits fühle ich mich ein bisschen wie beim ersten Schulstart, denn ein bisschen Sorgen wegen der Ansteckungsgefahr sind natürlich da.“
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In Styrum kommen Grundschüler zur Schule, die erst einen Tag später dran sind
Ein mulmiges Gefühl, das nicht nur Eltern haben. Die Schulöffnung der Grundschulen ruft auch bei Schulleitern und Lehrern gemischte Gefühle hervor. Einerseits freue man sich, dass die Kinder wieder da seien. Andererseits „habe ich natürlich auch das Infektionsgeschehen im Kopf, sowohl im Hinblick auf die Kinder als auch auf die Kollegen“, sagt Simone Müller-Dausel, Schulleiterin der Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Styrum. „Der erste Tag ist aber ganz gut gelaufen, auch wenn ein paar Kinder aufgetaucht sind, die eigentlich aufgrund des Wechselunterricht erst morgen hätten kommen sollen.“
Wie geht es weiter?
Die aktuelle Regelung, der Wechselunterricht an den Grundschulen und die Maskenpflicht gelten zunächst bis zum 7. März.
Erst wenn die Wocheninzidenz in NRW unter 50 liegt und stabil bleibt, soll es weitere Öffnungen der Schulen geben.
Wie wichtig der Unterricht im Klassenverband sei, habe man vor allem bei den Kindern der ersten Klassen gemerkt. Diese seien zum Teil anfangs etwas unsicher gewesen, da es ja auch ungewohnt sei, plötzlich nur noch mit der Hälfte der Klassenkameraden im Klassenraum zu sitzen. Aber nach einer gewissen Zeit wären auch die Kleinsten auch wieder aufgetaut. Außerdem habe der Wechselunterricht natürlich den Vorteil, dass man in einer kleinen Gruppe die Kinder individuell fördern und intensiver eingehen könne. „Das ist gerade jetzt, nach so langer Zeit im Homeschooling, wichtig, damit die Lehrer schauen können, was die Kinder zu Hause geschafft haben und wo es vielleicht noch Defizite gibt und welche Kinder einer stärkeren Betreuung bedürfen“, so Müller-Dausel. „Es ist aber auch wieder eine Zitterpartie, ob und wann das erste positiv getestete Kind gemeldet wird und Schulklassen wieder in Quarantäne müssen.“
Um in Kontakt zu bleiben: Grundschule hat Briefkästen aufgestellt
Damit die Kinder einer Schulklasse durch die Teilung den Kontakt zu den Kindern der anderen Gruppe nicht verlieren, stehen in den Klassen der GGS Zunftmeisterstraße Briefkästen bereit. Dort können die Kinder Briefe an die Klassenkameraden hinterlassen, die sie aufgrund des Wechselunterrichts nicht in der Schule sehen.
„Auch wenn das Homeschooling bei den meisten Kindern gut funktioniert hat, ist der soziale Kontakt unter den Kindern auch sehr wichtig“, sagt Jacqueline Weber, Schulleiterin der GGS Zunftmeisterstraße. „Die Kinder haben sich auch sehr gefreut und der erste Tag ist gut gelaufen.“
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Schulen überrascht: Plötzlich doch Maskenpflicht im Unterricht
Dennoch bleibe der Präsenzunterricht eine Herausforderung. Auch deshalb, weil am Wochenende völlig überraschend mitgeteilt wurde, dass nun doch auch die Grundschulkinder während des gesamten Schultages durchgehend eine medizinische Maske tragen müssen. Nur in Ausnahmefällen reiche eine Alltagsmaske aus, berichtet Andreas Illigen, Schulleiter der Schildbergschule und Sprecher der Mülheimer Schulleiter. „Die Eltern haben das jetzt erst einmal zur Kenntnis genommen und die Kinder sind auch alle gut ausgestattet zur Schule gekommen“, so Illigen. „Die Kinder haben das mit der Maske auch gut hinbekommen, aber es ist einfach für so kleine Kinder eine große Herausforderung.“