Mülheim. In Kürze wird Mülheims Stadtrat die Weichen stellen: Wird die Idee eines schwimmenden Hotels auf der Ruhr weiterverfolgt? Wie die Lage ist.

Es wäre ein Alleinstellungsmerkmal Mülheims auf der langen Strecke des Ruhrtalradweges: Ob aber die Idee eines schwimmenden Hotels auf der Ruhr ernsthaft weiterverfolgt wird, muss am Donnerstag der Stadtrat entscheiden.

Die Politiker des Umweltausschusses konnten sich im März nicht durchringen zu einem klaren Signal pro „Floating Host“, wie das auf Pontons schwimmende Hotel genannt wird. Die Grünen hatten Beratungsbedarf angemeldet. Im Planungsausschuss im April war es dann die CDU, die noch offene Fragen anmeldete, die es zu klären gelte. Ein Beschluss in der April-Sitzung des Stadtrates blieb schließlich auch aus. Nun geht die Verwaltung mit einer überarbeiteten Vorlage für das Projekt, das zur Internationalen Gartenbauausstellung (IGA) 2027 angemeldet ist, in die Ratssitzung an diesem Donnerstag.

Mülheims Politik treibt unter anderem die Hochwasser-Problematik um

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Womöglich die böse Erinnerung an den Juli vergangenen Jahres, insbesondere die Hochwasserproblematik, trieb viele Politiker um, wie das Protokoll der Planungsausschusssitzung dokumentiert. Die MBI etwa schlossen eine Zustimmung zum Projekt kategorisch aus und verwiesen darauf, dass auch die Bezirksregierung diesbezüglich Gefahren sehe, sollte Mülheim Wasserflächen an Investoren geben. Die SPD, die dem Projekt grundsätzlich positiv gegenübersteht, fordert zumindest eine begründete Prüfung der Hochwasser-Frage. Nur: Ohne politisches Signal pro Schwimmhotel wollen die Projektinitiatoren kein Geld für die ausstehenden Gutachten in die Hand nehmen.

Ein Blick in eine Wohneinheit des Schwimmhotels, das womöglich bald schon auf Mülheims Ruhr verankert sein könnte.
Ein Blick in eine Wohneinheit des Schwimmhotels, das womöglich bald schon auf Mülheims Ruhr verankert sein könnte. © Gunvar Blanck, Planungsbüro Gunvor

Jene Standorte, wo die Ruhr Landeswasserstraße ist, hatte die Stadtverwaltung wegen der Bedenken aus Düsseldorf zunächst nicht mehr in Betracht gezogen für das ehrgeizige IGA-Projekt. „Da das Land weniger kooperativ ist“, hieß es. Die für das schwimmende Hotel auserwählte Stelle am linken Ruhrufer, zwischen Müga und Radschnellweg-Brücke gelegen, ist in Verantwortung des Bundes. Die Lage an der Schnittstelle des Radschnellweges mit dem Ruhrtalradweg sei attraktiv – und es sei bereits eine Mauer vorhanden, „so dass kein Eingriff am Ruhrufer erforderlich ist“, versuchte die Verwaltung im Planungsausschuss auch ökologische Bedenken zu zerstreuen.

Im Planungs- und im Umweltausschuss äußerten Politiker noch Bedenken

Dennoch hatte etwa die CDU eben diesen Standort infrage gestellt. Das Projekt sei zu begrüßen, womöglich sei ein Standort weiter nördlich, etwa im Bereich des ehemaligen Schwimmbades der Friedrich-Wilhelms-Hütte, besser geeignet. Die Grünen brachten gar ins Spiel, ob das Schwimmhotel nicht nur auf Zeit installiert werden könnte. Grundsätzlich ist es natürlich mobil. Die Investoren, die die Planer um Gunvar Blanck (Planungsbüro GUNVØR) nach eigener Aussage an der Hand haben, streben aus Gründen der Wirtschaftlichkeit aber eine dauerhafte Lösung mit 99 Jahre laufendem Erbpachtvertrag an.

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Und nun? Seit 2014 plant die Ponton-Gruppe in nachhaltiger Bauweise Schwimmhäuser auf der Ruhr, das Hotel soll womöglich Initialzündung sein für weitere Projekte. Das Schwimmhotel soll auf zwei Pontons in sechs Wohneinheiten à 40 Quadratmetern entstehen. Rund 24 Übernachtungsplätze soll es geben. Es werde von den Ausmaßen her „nicht das Riesending“, wirbt Planer Blanck für die Strahlkraft, die das Projekt an Mülheims Ruhr entfachen könnte. Auch könne der etwas abseits gelegene Teil der Müga durch das Hotel eine enorme Aufwertung erfahren, glaubt er.

Architekt der Initiative ist frohen Mutes: Bau könnte noch 2022 starten

Verwaltung zerstreut Bedenken der MST

Die Mülheimer Stadtmarketing- und Tourismus-Gesellschaft hatte Bedenken geäußert. Sie befürchtet Vandalismusprobleme. Auch seien negative Auswirkungen für die Drachenbootrennen, die Mölmsche Kirmes und die Bierbörse zu befürchten. Die Verwaltung weist nun darauf hin, dass „keine Veranstaltung grundsätzlich in Frage steht“. Die Floating Hosts könnten sogar für Events zur Verfügung stehen, insbesondere für das Drachenbootrennen.

Ein schwimmendes Hotel für Radtouristen begrüßt die MST allerdings grundsätzlich: „Bisher mangelt es an zielgruppenaffinen Unterkünften (speziell für Radler) mit einem freizeit-touristischen Charakter und regionalem Alleinstellungsmerkmal“, heißt es.

Blanck ist nach diversen Gesprächen mit Mülheims Politik frohen Mutes, dass der Stadtrat am Donnerstag ein wegweisendes Signal setzt und dem „energiegeladenen Planungsdezernenten“ Felix Blasch in der Sache folgt. Es gehe darum, sich mal was zu trauen, wirbt er für den Bau, der mit speziellen nachhaltigen Baustoffen und modernen Versorgungstechniken realisiert werden soll. Für Blanck ist klar: Im Vergleich zum Bau eines Einfamilienhauses sei der Eingriff in die Natur beim Bau des Schwimmhotels nur „ein kleiner Fingerabdruck“.

Wenn der Stadtrat mitziehe, könnten die Pontons noch in diesem Jahr auf die Ruhr gebracht und – je nach Lauf des Genehmigungsverfahrens – mit den Aufbauten begonnen werden, so der Architekt.