Mülheim. . Vom Klostergarten in Saarn bis zum Raffelbergpark in Speldorf: Politik soll entscheiden, was weiterverfolgt wird. Finanzierbarkeit steht oben an.

Mülheims Planungen für eine Beteiligung an der Internationalen Gartenbauausstellung (IGA) 2027 in der Metropole Ruhr sollen Fahrt aufnehmen. Mit gut 40, teilweise auch neuen Projektvorschlägen, geht das Planungsdezernat nun in die Politik. Sie soll entscheiden, ob alle Projekte in eine vertiefende inhaltliche, aber auch finanzielle Prüfung gehen.

Am Dienstag wird sich als erster der Umweltausschuss mit der Projektliste beschäftigen, die kleine wie große, ohnehin anstehende wie visionäre Vorhaben zur Stadtentwicklung skizziert. Zwischen Raffelbergpark im äußersten Westen und Klostergarten Saarn als östlichstem Punkt ist eine „Parklandschaft Ruhr“ entworfen, mit der die Stadt zur IGA auftrumpfen könnte – freilich unter dem auch von der Politik formulierten Vorbehalt, dass nicht Wolkenkuckucksheime entstehen sollen, die die heillos verschuldete Stadt am Ende finanziell überfordern. Auch deshalb sollen insbesondere schon bei der Planung Folgekosten aufgezeigt werden.

IGA-Beteiligung kann Fördermittel bringen

Die IGA-Beteiligung kann für die Stadt aber auch Fördermittel für Dinge bringen, die ohnehin anstehen. Etwa ist die Müga in die Jahre gekommen, den maroden Bismarckturm gilt es zu sanieren, seit Jahren sind Pflegemängel im Witthausbusch Thema.

So finden sich in der nun vorgelegten Liste viele Projekte wieder, mit denen grüne Oasen der Stadt aufgewertet werden sollen, so auch der Dimbeckpark, der Altstadt- und Hauptfriedhof, das Areal rund um die Freilichtbühne, der Raffelbergpark. . .

Mit dem Wasserversorger RWW hofft die Stadt auf einen Nenner zu kommen, um die Ruhraue nördlich der Konrad-Adenauer-Brücke in Teilen öffentlich zugänglich zu machen. Der Witthausbusch soll besser an die Ruhr angebunden werden, der Horbach von Dümpten bis zur Ruhr renaturiert werden.

Arbeiten im Grünen im Park am Luisental

Der Politik listet die Verwaltung um Projektlenker Klaus Beisiegel, dem Referenten im Bau- Planungs- und Umweltdezernat, nun auch ganz frische Ideen auf. Etwa soll im Park am Luisental das Arbeiten im Grünen möglich werden. Weil Arbeiten zunehmend mobiler und zeitlich unabhängiger werde, denkt die Stadt daran, im Park Arbeitsplätze anzubieten; mit Internetanschluss, und mit ausreichend Schatten für heiße Sommertage. Es könne eine Ruhezone für konzentriertes Arbeiten geben und eine Zone zur „Kollaboration“.

Für Broich ist ein „grüner Bewegungscampus“ erdacht. Er könnte im Freiraum zwischen Kiebitzfeld und Prinzeß-Luise-Straße entstehen, wenn die Sportplatzfläche dort auf ein nötiges Maß reduziert wird. Mit Bewohnern, Vereinen, Schulen und Kitas, so die Vorstellung, könnte ein Konzept für eine neue Parkanlage im hochverdichteten Raum entwickelt werden, so die Vorstellung im Baudezernat.

Ausstellung zur Geschichte der Schwerindustrie.

Auch neu in der Ideensammlung möglicher Projekte: ein IGA-Ring, der als durchgängiger Fuß- und Radrundweg Saarn, Broich und die Innenstadt vernetzt sowie die Nutzung des ehemaligen Gartenhauses von Schloß Styrum für Wechselausstellungen zum Thema Wasser und des Kühlturms der Friedrich-Wilhelms-Hütte für eine Ausstellung zur Geschichte der Mülheimer Schwerindustrie.

Außerdem könnten der Stadthafen und sein Platz technisch so aufgerüstet werden, dass dort mehr Veranstaltungen stattfinden können. Und am Ruhrufer ist ein grünes Experimentierfeld für die Mülheimer IGA-Macher denkbar. Dort könnten Bürgerprojekte Wirklichkeit werden – ob Gärten, Reparaturcafés oder Bienenzucht.

Von der Politik will die Stadtverwaltung nun grünes Licht erhalten, um für jedes aufgezeigte Projekt zu prüfen, ob es umzusetzen und zu finanzieren ist, idealerweise über Fördergelder. „Die Projekte sind durch eine Zustimmung nicht beschlossen, um das klar zu sagen“, betont Dezernatsreferent Klaus Beisiegel. Es gehe nur um einen Prüfauftrag.

>>> BÜRGER SOLLEN BETEILIGT WERDEN

Die Bürgerbeteiligung bei der Internationalen Gartenausstellung sieht ohnehin vor, dass unter dem Motto „Mein Garten“ auch bürgerschaftliches Engagement gefragt ist. Hier will die Stadt mit Kleingärtnern, Umweltorganisationen und Bildungseinrichtungen Bürger ihre Gärten präsentieren lassen.

Die Stadt will Bürger aber auch schon in der Planung beteiligen. Angedacht ist es, einen Bürgerbeirat für Ideen, aber auch für Kritik an Planungen einzurichten.

>> DIE HERAUSRAGENDEN VISIONEN

1 Floating Homes. Wohnen auf der Ruhr – hieran arbeitet seit Längerem bereits die Planungsgruppe Ponton. Die private Initiative hat bereits sieben Standorte ins Visier genommen, auf denen Schwimmhäuser entstehen könnten. Natur-und Landschaftsschutz, die Strömung der Ruhr. . . einige Rahmenbedingungen sind zu beachten, soll aus der Idee Wirklichkeit werden.

2 Geozentrum am Kassenberg. Für das größtenteils brachliegende Areal des Steinbruchs Rauen will die Stadt gemeinsam mit den Eigentümern einen Masterplan entwickeln, der auch dem gebotenen Natur- und Artenschutz vor Ort gerecht wird. Das Geotop wird als sehr bedeutend eingestuft. Die Idee: Es soll zum Teil, vielleicht als geologisches Museum, öffentlich zugänglich gemacht werden.

3 Grüne Mitte. Skizziert ist eine neue „Grüne Mitte“ für Mülheim, die sich von der Dohne über die Ruhr und das Lindgens-Areal bis zum Steinbruch Rauen spannt. Mit Eigentümern und Investoren will die Stadt daran arbeiten, hier städtebauliche Akzente zu setzen: durch innovative, nachhaltige Stadtentwicklung im Sinne der Umweltverträglichkeit. Einerseits soll es hier Wohnen in attraktiver Lage geben, andererseits soll die Natur erfahrbar gemacht werden.

4 Grünes Hochhaus. Baudezernent Peter Vermeulen hat schon viel politische Prügel für diese Idee einstecken müssen, doch gestrichen ist sie nicht. Der Blick geht zum „Bosco Vertikale“ in Mailand, ein wirkliches Meisterwerk der Hochhaus-Baukunst, weil von oben bis unten begrünt. Auf dem Ruhrbania-Baufeld 4 wäre Platz dafür, wenn ein Investor mitspielt, lautet die Meinung im Dezernat.

5 Badeschiff. Der geplante Badestrand an der Ruhr ist immer noch nicht Realität. Für die IGA ist die Idee geboren, die Möglichkeit zu prüfen, gar ein Badeschiff auf die Ruhr zu setzen.