Mülheim. Für ein schwimmendes Radhotel auf der Ruhr nahe Mülheims Müga gibt es konkrete Pläne. Der Umweltausschuss sollte ein politisches Votum erneuern.
Die Idee ist bestechend: Ein schwimmendes Hotel auf der Ruhr, nahe der Müga, als besonderes Übernachtungsangebot für Radreisende in Mülheim, genau am Kreuzungspunkt des beliebten Ruhrtalradwegs mit dem Radschnellweg RS 1. Dieses touristische Angebot nahe der alten Eisenbahnbrücke, Arbeitstitel „Floating Host“, könnte schon in diesem Jahr verwirklicht sein. Dem Umweltausschuss wurden jetzt die konkreten Pläne des Mülheimer Planungsbüros GUNVØR vorgestellt, weil die Verwaltung für das privat finanzierte Projekt das grundsätzliche öffentliche Votum noch einmal bestätigt haben wollte. Zu einer Abstimmung kam es aber nicht.
Für die Teilnahme an der „Internationalen Gartenausstellung Metropole Ruhr (IGA) 2027“ hatte die Mülheimer Politik bereits vor vier Jahren die Präsentation der „Parklandschaft Ruhr“ beschlossen und über die Prüfung einer Liste von damals 47 möglichen Projekten abgestimmt. „Floating Homes“, schwimmende Häuser auf der Ruhr, waren damals schon mit auf der Liste.
Schwimmendes Radler-Hotel ist Teil der Mülheimer IGA-Projekte
Die beiden Projekte „Grüner IGA-Ring“ und eine Aktualisierung des Müga-Geländes im Rahmen der IGA wurden dann im vergangenen Juli im Stadtrat festgezurrt, sofern sie auch gefördert werden. Derzeit werden seitens der Verwaltung unter anderem Fördermöglichkeiten für diese beiden städtische Projekte geprüft. Auch ist eine Beteiligung der Bürgerschaft für den Sommer vorgesehen.
Für die IGA 2027 sind aber auch private Investitions-Vorhaben vorgesehen, eins davon ist das „Floating Host“, das schwimmende Hotel auf der Ruhr. Pläne vom Wohnen auf dem Wasser verfolgt das Planungsbüro GUNVØR des Mülheimer Architekten Gunvar Blanck schon seit 2016. Zwei schwimmende Pontons sollen den aktuellen Plänen nach schon in diesem Jahr Radler und andere Reisende zum Übernachten einladen: Sechs Einheiten, die man sich als komplett ausgestattete Appartements mit Wohn-/Schlafbereich, Küchenzeile, Bad und Fahrradraum sowie einer Terrasse zur Ruhr hin vorstellen muss, stünden dann dafür bereit.
Mülheimer Architekt Gunvar Blanck legt bei der Planung großen Wert auf Nachhaltigkeit
Gunvar Blanck legt dabei großen Wert auf Nachhaltigkeit: Die Möbel werden etwa aus upgecycelten Materialien gebaut, das Abwasser wird von einer kompakten Kläranlage gereinigt und kann der Ruhr zugeführt werden; eine Wärmegewinnung ist durch eine Luftwärmepumpe für Wand-, Fußbodenheizung und Warmwasser vorgesehen. Die Dächer werden mit Photovoltaik ausgestattet und versorgen die Bordelektronik.
Blanck arbeitet bei der Dämmung der Häuser mit dem Fraunhofer Institut zusammen: Die Außenwände sollen eine tragende Haut aus Aluminium-Schaum-Sandwich bekommen, die Innendämmung soll aus Glasschaum (aus Altglas gewonnen) bestehen, auf den dann eine zwei Zentimeter dicke Lehmputz-Schicht aufgebracht wird. „Die kann die Feuchtigkeit kompensieren. Die Versuche dazu sind abgeschlossen“, erläutert der Architekt.
Das schwimmende Hotel kann ganzjährig bewohnt werden. Vermehrte Strömung und Hochwasser würden die Stahlbeton-Pontons aushalten, erklärt Gunvar Blanck auf Nachfrage: „Die beiden Pontons hängen an so genannten Dalben und schwimmen dann mit nach oben.“ Erfahrungen mit solchen Wasserhäusern gebe es längst anderswo, sagt er, „in Holland schon seit 15 Jahren.“
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Die Stadtverwaltung machte im Umweltausschuss ein besonderes öffentliches Interesse an dem schwimmenden Hotel deutlich, möchte das Projekt weiter unterstützen und bat die Politik erneut um ein Votum, ob das Projekt weiterhin politisch gewollt sei. Damit von dieser Seite Planungssicherheit herrsche, bevor die Investoren in einigen Wochen die entsprechenden Anträge auf eine Genehmigung des Vorhabens stellen.
„Das nimmt ja nichts voraus“, erläuterte Klaus Beisiegel, Referent im Baudezernat. „Im Nachgang gibt es ein geordnetes Verfahren.“ Aber Planer und Investoren sollten wohl vorher wissen, ob das Projekt politisch noch gewünscht sei.
Für das (federführende) „Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Westdeutsche Kanäle“ (WSA) in Duisburg ist das Vorhaben vorstellbar, signalisierte Beisiegel im Ausschuss. Die Bundesbehörde WSA wolle aber auch ein Votum aus Mülheim haben, dass das Projekt im öffentlichen Interesse ist.
Der vorgesehene Standort für das Radhotel (außerhalb der Fahrrinne), befindet sich in dem Bereich, in dem die Ruhr eine Bundeswasserstraße ist. Was im Fall von Ruhrhochwasser geregelt sein müsste, würde auch im Zuge des Genehmigungsverfahrens geklärt werden, sagte Beisiegel auf Anfrage der Politik. Die Grünen meldeten im Ausschuss noch Beratungsbedarf an, so dass der Antrag dort nicht abgestimmt und zunächst in den Planungsausschuss verschoben wurde, bis letztlich Ende April der Stadtrat entscheidet.
Weitere Standorte für Schwimmhäuser anvisiert
Insgesamt acht Standorte für die „Floating Homes“, für schwimmende Häuser auf der Ruhr, wurden 2019 von der Planungsgruppe Ponton vorgestellt, der Gunvar Blanck angehört.
Viele Interessenten habe es damals für diese Wasser-Wohnidee gegeben, erinnert er. Und die Pläne, noch aus der Vor-Corona-Zeit, seien auch nicht vom Tisch.
Zwei der Standorte hält Gunvar Blanck aktuell für realisierbar. Wenn das „Floating Host“ am Standort an der Müga fertig sei, könnte jeder Interessent darin auch einmal probewohnen und so „üben, ob man das wirklich möchte“.