Mülheim. Auf einer Bootsfahrt haben Architekten ihre schwimmenden Häuser - „Floating Homes“ - für Mülheim präsentiert. Jetzt ist die Politik am Ruder.
Wo kann das Zukunftsprojekt „Floating Homes“ am besten präsentiert werden? Natürlich mit einer Bootsfahrt auf der Ruhr, dachte sich die federführende Planungsgruppe Ponton und lud rund 60 Interessierte auf das Eventschiff „Ruhrperle“ ein, um über den neuesten Stand der Entwicklungen zu informieren.
Seit dem letzten öffentlichen Auftreten der Floating-Homes-Planer ist einiges an Wasser die Ruhr heruntergelaufen. „Aber wir sind keineswegs untätig gewesen“ versichert Gunvar Blanck. Der Mülheimer Architekt bildet zusammen mit seinen Kollegen Christof Laue und Detlef Riek sowie dem Vermessungsingenieur Hanns Schuster die Planungsgruppe Ponton. Im letzten Jahr stellte man das Vorhaben vor, an sieben Standorten entlang der Ruhr 23 Schwimmhäuser, sogenannte Floating Homes, zu bauen. Unterstützung fand die Idee bei Politik und Verwaltung.
Insgesamt 23 schwimmende Häuser sind geplant
Die Planer haben jetzt ein Regelnetzwerk mit konkreten Vorgaben zur Realisierung des Projekts vorgelegt, das zum Bestandteil der Internationalen Gartenausstellung 2027 werden soll. Schwerpunkte hierbei sind Kreativität und Nachhaltigkeit sowohl in gestalterischer wie auch in technischer Hinsicht.
„Wir möchten eine Vielfalt der Entwürfe“, gibt Blanck die Zielrichtung vor. Vermieden werden soll ein Reihenhaus-Szenario auf dem Fluss. „Das ist langweilig“, so der Architekt. Auch auf die Gegebenheiten der Umgebung muss bei der Planung Rücksicht genommen werden: Der Freizeit- und Erholungswert der Ruhr dürfe durch die Floating Homes keinesfalls leiden.
Kein Reihenhaus-Szenario auf dem Fluss
Bei der technischen Versorgung erhofft sich die Planungsgruppe das Beschreiten innovativer Wege. „Es gibt schon längere Zeit Geräte, die Abwasser zu Trinkwasser verwerten“, berichtet Blanck. Ebenso sei es möglich, aus dem Ruhrwasser sein eigenes Trinkwasser herzustellen. Dies mache ökologisch Sinn und könne beispielhaft für andere Wohnformen werden. Für jeden einzelnen Standort hat die Ponton-Gruppe Kennziffern hinsichtlich der Geschoss- und der Grundflächenzahl errechnet und den verantwortlichen Stellen im Rathaus vorgelegt. Die schwimmenden Häuser werden nicht mehr als zwei Geschosse haben.
Anhand dieser gestalterischen und technischen Regeln haben die Planer eine Bewertungsmatrix entwickelt, nach der die einzelnen Entwürfe beurteilt und genehmigt werden sollen. „Wir haben unsere Arbeit getan, jetzt sind die Ratsmitglieder an der Reihe, einen politischen Willensbeschluss zu fassen“, sagt Blanck.
Jetzt ist der Stadtrat an der Reihe
Klaus Beisiegel, Referent für Planen, Bauen und Umwelt, will noch in diesem Jahr alle Behörden im Rathaus an einen Tisch holen, um sich mit den Vorarbeiten der Ponton-Gruppe zu beschäftigen. „Dabei kann jeder seine Probleme mit dem Projekt benennen“, so Beisiegel. In einem weiteren Schritt müsse im nächsten Jahr geklärt werden, welche Behörde für die Genehmigung der Floating Homes zuständig sei.
Diese Standorte sind geplant
Als Standorte vorgesehen für die Floating Homes sind: die Schleuse am Raffelberg, der nördliche Planungsbereich von Ruhrbania, der Kassenberg und ein Standort in Mintard. Im ehemaligen Hafen der Friedrich Wilhelms-Hütte ist eine kleine Siedlung mit acht Wohneinheiten geplant.
Ein Radhotel mit sechs Appartements soll am Kreuzpunkt des Radschnellwegs mit dem Ruhrtalradweg entstehen. Außerdem schwebt den Planern ein schwimmendes Bürohaus für das Rheinisch-Westfälische Wasserwerk (RWW) in Styrum vor.
Denn der Ruhrlauf oberhalb der Schlossbrücke gehört in den Aufgabenbereich der Bezirksregierung, unterhalb jedoch gilt Bundesrecht. „Vielleicht wird sich ein Standort leichter verwirklichen lassen als ein anderer“, mutmaßt der Referent.