Mülheim. Am Wassermuseum und Schloss vergnügen sich Mülheim-Styrumer bei tollstem Sommerwetter und vielen Aktionen – vor allem ist’s ein Spaß für Kinder.
Punkt zwölf Uhr erschallen aus luftiger Höhe die Blechbläserklänge des Steigerlieds, glänzendes Blech blitzt zwischen den Verstrebungen der Turmtreppe des Aquarius‘ auf. Von dort oben eröffnet die offensichtlich höhentaugliche Truppe der Prinzengarde Rote Funken dieses in der ganzen Umgebung beliebte Familienfest. Ein Blick auf die Nummernschilder der zahlreichen parkenden Autos verrät: Wie toll es hier ist, wissen längst auch die Nachbarstädte.
Bei schönstem Sommerwetter begrüßt Max Schürmann die schon zahlreichen Besucher zum letzten Mal von der Bühne, denn in drei Monaten geht er in den Ruhestand. Angesichts des regen Besucherstroms und der über 200 Ehrenamtlichen auf dem weitläufigen Gelände von Aquarius und Schloss Styrum gibt er sich optimistisch, dass auch nach seinem Weggang dieses Fest weiter Bestand haben wird.
Mehr als 40 Mülheimer Vereine und Institutionen stellen Familienfest auf die Beine
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Den Eindruck vermittelt auch Beate Teklot vom RWW, ohne dessen finanzielle Unterstützung all die herrlichen Spielvergnügungen und Stände von mehr als 40 Vereinen und Institutionen gar nicht machbar gewesen wären. Bei diesem attraktiven Event stehen die Kinder im Vordergrund, im Nachklapp auch deren Eltern. Ständig ist zu hören: „Für die Kinder einfach toll!“
Strahlen die Kinder, strahlen unweigerlich auch die Eltern, so sieht’s zumindest am Sonntag in Styrum aus. Selbst wenn die ganz Kleinen mit Wasser panschen, wie etwa die kleine zweijährige Lotte Alva Hell, die emsig aus einem Eimer Wasser schöpft, um es mitten auf den Wassersteg zu kippen, auf dass sich die Mühle dreht. Gewieft schiebt sie dafür den Steg zur Seite, weil sonst kein Wasser einzufüllen wäre. Sie macht das mit einer Selbstverständlichkeit, als läge ihr das Wasserwesen von Geburt her im Blut – und Vater Thomas freut sich mit ihr.
Der zehnjährige Timur aber hat mit seinem Freund Elyas und dessen Bruder Fynn (8) schon Seife gemacht und Blumenkugeln geformt, aus denen – eingepflanzt und gegossen – die herrlichsten Schmetterlingsparadiese entstehen. Die drei haben aber auch schon durch ein Mikroskop die Tiere im Ruhrwasser entdecken können. Ein Event des Hauses Ruhrnatur, das wie das Aquarius Wassermuseum heuer seinen 30. Geburtstag feiert.
Viele Menschen feiern den Stadtteil – sogar die Sitzbänke gehen aus
In der Nähe gibt’s den Stand der Brüder Grimm Schule, in die sich die Junior Uni Ruhr gemengt hat: Vorboten des bereits angelaufenen, im Laufe dieses Tages durch Dagmar Mühlenfeld als ehrenamtliche Geschäftsführerin durch Unterschrift besiegelten Kooperationsvertrages zwischen beiden Institutionen: „So können“, erläutert Anke Hötzel von der Junior Uni Ruhr, „100 Schülerinnen und Schüler der Brüder Grimm Schule während der Schulzeit bei uns im Haus Jugendgroschen in Menden zum Thema Natur forschen, ausprobieren und experimentieren.“ – „Ein großartiges Projekt für mehr Chancen- und Bildungsgleichheit“, erklärt Schulleiterin Vera Glunz begeistert.
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Bisweilen werden Stimmen laut, insbesondere von etwas korpulenteren Besuchern, es gebe zu wenige Sitzplätze. Und wirklich sind schon eine Stunde nach der Eröffnung alle bereitstehenden Bierbänke voll besetzt. Doch gewiefte Familienfestgänger zeigen auf dem ganzen Gelände, wie viel leichter es geht, wenn Vorbereitungen getroffen werden. Da wird auf den Wiesen zwischen den Ständen gepicknickt, es werden frisch gebackene, noch immer weithin duftende Waffeln verzehrt, und die ersten Kunstwerke der Kleinen bewundert. Etwa ein selbst bemalter Gesichtsschirm oder das mit Salz und geriebener Straßenkreide gefüllte Glasgefäß, das so herrlich glitzert in jeder einzelnen Farbschicht.
Eitle Sommerlaune zwischen Stelzen, Gummientenangeln und Gitarrenklängen
Ob Hüpfburg oder Kletterwand, ob Gummientenschießen mit Wasserstrahl oder Gummienten-Angeln für die ganz Kleinen oder fasziniertes Beobachten der Judo und Jiu Jitsu- Vorführung, wenn die ganze Truppe auf Befehl das Abrollen übt, mal nach hinten, mal nach vorne und zu beiden Seiten. – Eine unerlässliche Fähigkeit in diesem Sport, wie jeder Aktive weiß. – All das sorgt für die tollste Stimmung, immer wieder angeheizt durch abwechslungsreiche Musik, aufgelockert durch Michael Remmert, dem Gaukler auf Stelzen, und vielen Ess- und Trinkpausen.
Direkt neben dem Stand der Talentwerkstatt, die weiterhin um (defekte) Fahrräder bittet, aber auch handgefertigten Honig aus Deutschland und dem Iran anbietet, präsentiert der Iraner Ismail Wusogi einfühlsame Lieder zur Gitarre.
Wer es zwischendurch noch etwas ruhiger angehen möchte, lässt sich womöglich von der Rikscha ‘’Flotte Lebenslust‘ ins Grüne entführen oder geht auf Entdeckertour bei den offenen Ateliers oder dem Museum im Turm. Ein mehr als gelungenes Fest, bei dem Styrum ganz sicher nicht ein abgehängter Stadtteil, sondern vielmehr das neue Zentrum Mülheims ist, stellt mancher Besucher fest – „bitte mehr davon“.