Mülheim. . Mit dem Areal rund um die alte Schule an der Meißelstraße in Styrum will die Stadt Mülheim Kasse machen. Dafür will sie einen Bolzplatz aufgeben.
Ausgerechnet in Styrum! Das ist die Meinung einiger Kommunalpolitiker, blicken sie auf den Entwurf für einen Bebauungsplan, der es der Stadt erlauben soll, mit dem Areal der alten Schule zwischen Schlägel- und Moritzstraße Kasse zu machen. Ausgerechnet in Styrum, wo die Zahl sozial benachteiligter Kinder stadtweit am höchsten ist, will die Stadt einen Bolzplatz opfern, um Geld in die leere Kasse fließen zu lassen.
Schon in der Bezirksvertretung hatten Stadtteilpolitiker ihr Unverständnis geäußert. Dass Styrum bald einen Sportpark erhalten soll, konnte die Bezirksvertreter nicht beschwichtigen. Der Sportpark liegt am anderen Ende des Stadtteils. . .
Hoher Bedarf an Freiflächen als soziale Komponente
Im Planungsausschuss Ende März erntete der oberste Stadtplaner aus dem Technischen Rathaus, Felix Blasch, auch diesbezügliche Kritik. „Der Bedarf an Freiflächen als soziale Komponente ist an dieser Stelle sehr hoch“, mahnte Brigitte Erd (Grüne) an, die Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche im Quartier im Blick zu halten.
„Große Bauchschmerzen“ habe auch die CDU, so deren Fraktionschefin Christina Küsters. Der nahe Spielplatz könne nicht den Verlust des Bolzplatzes kompensieren. Küsters forderte Ersatz – „etwa im Innenhof von Schloß Styrum oder neben dem Schloss“. BAMH-Fraktionschef Jochen Hartmann spottete: „Wir sagen immer, Mülheim sei eine kinder- und familienfreundliche Stadt. Und dann packen wir die Bolzplätze nach und nach weg. . .“ Ausschussvorsitzender Dieter Wiechering (SPD) ermunterte die Stadtplaner, bis zur nächsten Sitzung des Planungsausschusses „eine Alternative mit Bolzplatz aufzuzeigen“. Planungsdezernent Peter Vermeulen reagierte verhalten: Vielleicht gebe es die Möglichkeit, einen Sportplatz in der Nähe für die Nutzung durch Kinder und Jugendliche zu öffnen.
SPD, CDU und FDP stimmen für den Plan
Mit Stimmen von SPD, CDU und FDP beschloss der Ausschuss dennoch, den Entwurf des Bebauungsplans nun ein letztes Mal öffentlich auszulegen, damit Bürger Anregungen und Kritik anbringen können. Die MBI erklärten ihre Ablehnung auch damit, dass sie nicht einverstanden sind mit der Aufgabe des alten Schulstandortes. Sie wollen zunächst mit einem neuen Bildungsentwicklungsplan abgeklärt sehen, ob Mülheim angesichts der jüngst gestiegenen Kinderzahlen nicht neue Schulen braucht.
Der Bebauungsplan sieht eine Neubebauung in mehreren Bauabschnitten vor, so dass am Ende um das denkmalgeschützte alte Schulgebäude herum drei neue Doppelhäuser, zehn Kettenhäuser und ein einzelnes Haus auf dem alten Schulgrundstück stehen könnten. Letztgenanntes Haus ist auch noch ein politischer Streitfall. Grüne und BAMH sehen mit dem Haus an der Eisenstraße den freien Blick auf das Schul-Denkmal gestört. Nur: Mit jedem hier möglich werdenden Haus kann die Stadt Kasse machen.
Pläne liegen im Technischen Rathaus aus
Der Entwurf zum Bebauungsplan „Moritzstraße/Schlägelstraße“ liegt bis einschließlich 28. Mai im Amt für Stadtplanung, Bauaufsicht und Stadtentwicklung, Technisches Rathaus, Hans-Böckler-Platz 5, 19. Obergeschoss, linke Flurseite, öffentlich aus. So können Bürger ein letztes Mal vor einem Beschluss der Politik Anregungen und Kritik anbringen.
Die Pläne können zu folgenden Zeiten im Amt eingesehen werden: montags bis mittwochs von 8 bis 15.30 Uhr, donnerstags von 8 bis 17 Uhr sowie freitags von 8 bis 12.30 Uhr. Auch Terminabsprachen sind möglich: 455-6133 oder -6145.
Ein Antrag der Grünen auf eine Bürgerversammlung fand im Planungsausschuss keine Mehrheit.