Mülheim. Die Nachfolge für Max Schürmann ist ungeklärt. Die Mülheim-Styrumer Stadtviertelkonferenz ist ohne Leitung. Eine Verschleppung vermutet mancher.

Die Sorge in Styrum um eine bedeutsame Einrichtung ist groß: Seit fast drei Jahrzehnten brachte die Stadtviertelkonferenz wichtige Akteure an einen Tisch, um den finanziell wie strukturell schwach ausgestatteten Stadtteil positiv zu entwickeln. Doch zum 1. Juni läuft der Vertrag ihres Initiators und Leiters Max Schürmann nach rund 30 Jahren aus. Eine Nachfolge? Unbekannt.

Das musste Schürmann in seiner wohl letzten Sitzung am vergangenen Donnerstag vor der bestürzten Versammlung mit Bedauern mitteilen. Wann es die nächste Versammlung geben würde? Ebenfalls unbekannt. Denn nur eine Woche vor dem offiziellen Ende seiner Arbeit – Schürmann geht in Rente – war seine Stelle nicht einmal ausgeschrieben worden. Verantwortlich für Schürmanns Stelle bei der Feldmann-Stiftung: der städtische Kulturbetrieb.

Bezirksbürgermeister fassungslos: Nachbesetzung verzögert?

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Dabei ist die Notwendigkeit, die Nachfolge zeitig zu klären, spätestens seit Oktober 2020 öffentlich. Und es wurde seitdem darüber auch politisch debattiert. Im August 2021 stand ebenso fest, „die Stelle könne in absehbarer Zeit zur Neubesetzung ausgeschrieben werden“ – so erklärt es die Kulturbetriebsleitung in der Niederschrift des Beirats der Feldmann-Stiftung vom 19. August 2021. Der OB habe die sofortige Nachbesetzung verfügt.

Doch ausgeschrieben hatte man nicht. Bezirksbürgermeister Heinz-Werner Czeczatka-Simon, der sich seit langem stark macht für die Nachbesetzung, ist fassungslos: „Auch die Bezirksvertretung 2 hat sich eindeutig dafür ausgesprochen, diese Institution zu festigen. Ich hoffe nicht, dass sich herausstellt, dass es im Hause verzögert wurde.“

Arbeiten seit vielen Jahren im Stadtteil Mülheim-Styrum gut zusammen: Bezirksbürgermeister Heinz-Werner Czeczatka-Simon (li.) und Max Schürmann, Feldmann-Stiftung und Initiator der Stadtviertelkonferenz.
Arbeiten seit vielen Jahren im Stadtteil Mülheim-Styrum gut zusammen: Bezirksbürgermeister Heinz-Werner Czeczatka-Simon (li.) und Max Schürmann, Feldmann-Stiftung und Initiator der Stadtviertelkonferenz. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Teilnehmer der Stadtviertelkonferenz äußert Kritik am Kulturbetrieb

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„Im Hause“ bedeutet wohl: im Kulturbetrieb. Dort schien man schon länger besonders mit Schürmanns Ausgestaltung seiner Stelle zu hadern. Die Entwicklungsarbeit im Stadtviertel sei privates Engagement und nicht Teil des Arbeitsvertrags, habe die Kulturbetriebs-Leitung Schürmann damals mitgeteilt. Ist dort die Ausschreibung bewusst verschleppt worden, weil die Stadtteilarbeit ein Dorn im Auge war? Ein Teilnehmer der Stadtviertelkonferenz äußert den Verdacht im Gespräch mit der Redaktion.

Andere reden von „grob fahrlässig“. Eine Anfrage der Redaktion bei Kulturdezernentin Daniela Grobe wird nur knapp beantwortet: „Beide Stellen sind ausgeschrieben, die Verfahren laufen. Herr Schürmann wird außerdem über den von Ihnen genannten Termin (1. Juni) hinaus tätig sein.“

Nachbesetzung in letzter Sekunde?

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Doch informierte Kreise berichten, dass Schürmann selbst angeboten hatte, seine Arbeit um drei Monate zu verlängern. Und dass Grobe die Ausschreibung der Stelle erst kurzfristig nach der Stadtviertelkonferenz in der vergangenen Woche auf den Weg brachte. Ohne das energische Eingreifen Grobes auch für ein beschleunigtes internes Verfahren wäre die Stelle wohl selbst im Rahmen von Schürmanns Verlängerung kaum rechtzeitig nachzubesetzen gewesen.

Kultur- und Sozialdezernentin Grobe will an ihrer Wertschätzung der Arbeit Schürmanns und an der Bedeutung der Stelle für den Stadtteil keinen Zweifel lassen. Auf Nachfrage der Redaktion antwortet sie: „Eines meiner Anliegen ist, dazu beizutragen, Kultur und Stadtentwicklung in Mülheim noch besser zusammenzubringen. Ein Beispiel, wie das gut gelingen kann, ist das, was rund um die Begegnungsstätte und die Stadtviertelkonferenz in den letzten Jahren oder Jahrzehnten in Styrum entstanden ist. Ich lege großen Wert darauf, dass für diese wichtige Arbeit im Stadtteil Kontinuität gesichert und Weiterentwicklung möglich werden.“

Alles Weitere müsse nun die Auswertung der Ausschreibungsergebnisse ergeben. Dazu zähle auch der möglich werdende Nachbesetzungstermin. Sie nimmt ebenfalls den Kulturbetrieb vor dem Verdacht in Schutz, bei der Nachbesetzung gebremst zu haben: Gemeinsam mit diesem habe sie sich dafür eingesetzt, dass es in diesem Fall keine Wiederbesetzungssperre gebe.

Ob in kaum drei Monaten das Einarbeiten einer Nachfolge in den komplexen Aufgabenbereich gelingt? Dem Stadtteil Styrum wäre dies zu wünschen.