Mülheim. In Mülheim surrten Greifarme und rauchten die Köpfe. 160 Schülerinnen und Schüler schickten am Samstag Roboter ins Rennen. Und hatten Spaß dabei.
Die Matten lagen aus wie beim Ringkampf, um sie herum gebückt eine Menge schweißgebadeter junger Leute – und doch ging es am Samstag in der Westenergie-Halle nicht um Kampf-, sondern um Denksport. Zum 16. Roboter-Wettbewerb traten 18 Schülerteams aus Nordrhein-Westfalen gegeneinander an und schickten ihre selbst programmierten Roboter ins Rennen. Daniel Düsentrieb ließ grüßen.
160 Schülerinnen und Schüler zwischen acht und 16 Jahren stellten sich in den Kategorien Robot Game und Robot Performance den Schiedsrichtern. Und dabei ging es auch um einen Preis: Zwischen 300 und 500 Euro betrugen die Siegprämien für die schlausten Köpfe. Aber was war das für eine Schau: Im Game-Wettbewerb mussten mit Greifarmen ausgestattete Mini-Roboter einen Lego-Parcours durchlaufen und Sortieraufgaben ausführen.
Ökologisch wertvoll: Schüler programmieren Roboter für Kreislaufwirtschaft
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In der Kategorie „Performance“ ging es um das Thema Abfall-Kreislaufwirtschaft. Hier mussten die Roboter einen Recycling-Parcours durchlaufen und entsprechende Müllsortierungsaufgaben erfüllen. Obwohl es sich dabei um einen intellektuellen Wettbewerb handelte, kam in der Halle schnell sportive Wettkampfatmosphäre auf. Denn die durch ihre Trikots sofort identifizierbaren Teams mussten auf den Parcours-Matten nicht nur mit den Aufgabenstellungen, sondern auch mit der Zeit um Wertungspunkte kämpfen.
Jedes Team, das von einem Lehrer gecoacht wurde, und aus Mitgliedern einer Schularbeitsgemeinschaft für Robotik und Informatik bestand, hatte drei Durchläufe, von denen die zwei besten gewertet wurden. Wie an einer Formel-1-Rennstrecke herrschte an den Parcoursmatten hektische Betriebsamkeit, wenn die jungen und ehrgeizigen Programmierer-Teams die Greifarme ihres Schützlings auswechseln oder diesen neu starten mussten, weil er aus der Spur gefahren war.
Da konnte man dann auch schon mal das eine oder andere Fluchen an der Matte hören. Aber auch Jubel und Beifall gab es nach gelungenen Aktionen von den Rängen zu hören, wo Mitschüler, Eltern und Lehrer, die gerade nicht als Teammitglied gefordert waren, das Geschehen in der Wettkampfzone verfolgten.
Angespanntheit wie beim Formel-1-Rennen
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„Der Wettbewerb ist wirklich gut organisiert. Das spornt uns an. Unser erster Durchlauf war katastrophal, aber die Durchläufe zwei und drei liefen wirklich gut, so dass wir ganz zufrieden sind“, ziehen die Siebtklässler Aron und Julius vom Team der Steinheim-Realschule im Kreis Höxter ihre Bilanz. „Dass man Roboter zusammenbauen und so programmieren kann, dass sie tun, was man will“, begeistert beide. Die größte Herausforderung im Wettbewerb war für sie, „dass man hier unter Zeitdruck steht“.
Bärbel Zippenfennig, die als Rektorin das Team der Gillbach-Grundschule aus Rommerskirchen coacht, ist „stolz darauf, dass unsere Kinder mit einer solchen Begeisterung und Disziplin bei der Sache sind“. Zippenfennig bescheinigt den Wettbewerbsmachern von ZDI „auf dem richtigen Weg zu sein, wenn sie Kinder spielerisch an so große Sachen wie die Programmierung von Robotern heranführen“. Pädagogisch stellt sie immer wieder fest, „dass Mädchen besonders ehrgeizig und diszipliniert an die Sache herangehen und so einen guten Einfluss auf die Jungs haben!“
„Es ist gar nicht so schwer, wenn man es einmal begriffen hat“, sagt Moritz aus dem Dritt- und Viertklässler Team der Gillbach-Schule. Seine Team-Kollegin Laura stellt aber fest: „Dass jede Situation auf der Matte wieder unterschiedlich ist, obwohl man den Roboter gleich programmiert hat.“ Was sie aber tröstet, ist die Tatsache, „dass das den größeren Schülern im Wettbewerb auch so geht“.
Die Sache mit den Greifarmen: Roboter sind auch nur Menschen
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Auch der Sechstklässler Tobias vom Team des Weseler Andreas-Vesalius-Gymnasiums hat bei diesem Wettbewerb die Schock-Momente miterleben müssen, „wenn der eigentlich richtig programmierte Roboter mit seinen Greifarmen Dinge nicht so anhebt, wie er das soll“. Sein Team schickte gleich zwei Roboter auf den Performance-Recycling-Parcours, die miteinander kommunizieren mussten und sich dabei nicht berühren durften. „Zu sehen, wie das am Ende auch funktioniert hat, war wirklich ein schönes Erlebnis“, findet Tobias.
Neben den Wettkampfzonen gab es in der Halle auch Ruhe- und Programmierzonen. Hier arbeiteten Schülerinnen und Schüler zwischen den Wertungsläufen mit ihren Notebooks an der einen oder anderen Nachprogrammierung ihres Renn-Roboters.
Kinder verlieren spielerisch die Angst vor Künstlicher Intelligenz
Die beiden Informatikerinnen Birgit Koch-Sickmann und Charlotte Keunecke begutachten an diesem Samstag die Wettbewerbsbeiträge in der Kategorie Performance: „Alle Teams waren wirklich sehr gut. Man hat gemerkt, dass sie nach der Regionalrunde noch einmal nachgearbeitet und nachgerüstet haben. Außerdem werden die Teilnehmer auch immer jünger, weil Kinder heute ganz selbstverständlich mit digitaler Technik aufwachsen“, sagt Koch-Sickmann.
Und ihre Kollegin Keunecke stellt fest: „Hier verlieren Kinder spielerisch die Angst vor Künstlicher Intelligenz und begreifen, dass wir als Menschen bestimmen, was KI können soll und was nicht. Kinder kann man vor allem dann mit Robotik begeistern, wenn man sie in Bereichen einsetzt, die sie aus ihrem Alltag kennen.“
Junge Schülerinnen sind begeistert von Robotik und MINT
Keunecke, die zurzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Universität Aachen promoviert, bestätigt den Eindruck, dass sich vor allem im Grundschulalter Mädchen und Jungen gleichermaßen für Robotik begeistern lassen, „während es mit der Pubertät für viele Mädchen nicht mehr cool ist, Roboter zu programmieren, weil sie dann in eine bestimmte Rolle gepresst werden“.
Für Zenit-Co-Geschäftsführer Dr. Karsten Lemke, in dessen Haus an der Bismarckstraße die Landesinitiative ZDI beheimatet ist, stellt angesichts der Wettbewerbsdurchläufe in der Westenergie-Halle fest: „Hier wird spielerisch mathematisches Wissen gefördert.“ Und Georg Mertens vom gastgebenden NRW-Wissenschaftsministerium resümierte: „Ich bin beeindruckt von der Dynamik dieses Wettbewerbstages! So viele junge Menschen an einem Ort, die sich für Robotik begeistern. Zudem war es schön zu sehen, wie Teamgeist, Kreativität und MINT ineinanderfließen. Eine tolle Sache für die Förderung unseres MINT-Nachwuchses.“
Clevere Gewinner
In diesem Jahr hatte es leider kein Mülheimer Team über die 24 Lokal- und Regionalwettbewerbe hinaus in der Landesfinale des Roboter-Schülerwettbewerbs geschafft. Insgesamt 1600 Schülerinnen und Schüler haben am Roboter-Wettbewerb der Landesinitiative ZDI teilgenommen. Alle erhielten bei der abschließenden Siegerehrung eine Medaille.
Über Siegprämien zwischen 300 und 500 Euro konnten sich am Ende die Teams vom Albert-Schweitzer- und Geschwister-Scholl-Gymnasium in Marl, von der von-Galen-Schule in Südlohn-Oeding, von der Burgschule in Ottenstein und vom Rheinkamp-Gymnasium in Moers freuen. Das Team der Gillbachschule aus Rommerskirchen belegte unter den teilnehmenden Grundschulen den zweiten Platz