Mülheim. Ein aggressiver Dobermann beißt in Mülheim drei Frauen. Die Tochter einer Schwerverletzten spricht von „Todesangst“ und kritisiert die Polizei.
Eine junge Dobermannhündin ist am Donnerstagnachmittag, 2. Juni, an der Essener Straße in Mülheim völlig außer Kontrolle geraten und hat drei Personen gebissen. Besonders schwer verletzt wurde eine geflüchtete Frau aus der Ukraine, die erst kürzlich nach Deutschland kam: Die 51-jährige Liudmyla K. wurde in den Oberschenkel gebissen und mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht.
„Es ist eine schreckliche Situation“, sagt ihre Tochter Sofiia (22), die die Hundeattacke miterlebte und beinahe selber Opfer geworden wäre. Sie und ihre Mutter seien Mitte April vor dem Krieg aus ihrer ukrainischen Heimatstadt Dnipro geflohen, über Bulgarien und Rumänien nach Deutschland gekommen. Seit vergangener Woche leben sie in einer Mietwohnung in der Mülheimer Innenstadt. Am Donnerstagnachmittag seien sie zu Fuß zu einem Discounter gegangen, berichtet Sofiia, hätten Brot und Wasser gekauft. Der Rückweg wurde dramatisch...
Bissiger Dobermann in Mülheim außer Kontrolle
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Denn draußen verbreitete ein Dobermann Angst und Schrecken. Laut Polizeibericht hatten gegen 14.50 Uhr mehrere Passanten und Autofahrer einen frei laufenden Hund auf der Essener Straße, Ecke Buggenbeck gemeldet, der über die Fahrbahn rannte, den Verkehr gefährdete und schon Menschen attackiert hatte. Vor Ort fanden Polizisten eine sichtlich aggressive Dobermannhündin und zwei junge Frauen (22 und 23 Jahre), die bereits gebissen und verletzt worden waren.
Eine 69-jährige Frau, die mit der Hündin unterwegs war, hatte laut Polizei komplett die Kontrolle über das Tier verloren. Daher hätten die Beamten versucht, den Dobermann, der immer wieder nach Personen schnappte, anzuleinen. Er sei erst weggelaufen, dann aber zurückgekommen, habe die Polizisten und eine Passantin attackiert.
„Der Hund wollte mich beißen, meine Mutter ist dazwischen gegangen“
In dieses Chaos gerieten Sofiia und Liudmyla K. auf dem Rückweg vom Einkaufen. Sie hätten bemerkt, dass dort Polizisten stehen und ein Hund schon Leute gebissen habe, berichtet die Tochter, die kein Deutsch, aber Englisch spricht. Der Dobermann sei auf sie zugekommen, habe erst ruhig gewirkt. Plötzlich sei er aggressiv geworden. „Er wollte mich beißen, aber meine Mutter ist dazwischen gegangen, um mich zu schützen.“ Die junge Hündin sprang die 51-jährige Ukrainern an und biss sie in den Oberschenkel.
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Nach Angaben der Polizei leisteten die Beamten Erste Hilfe, bis der Rettungswagen eintraf. „Schließlich gelang es der 69-Jährigen doch, den Hund einzufangen und anzuleinen“, heißt es weiter. Liudmyla K. und eine 22-Jährige Frau wurden schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht, eine 23-Jährige wurde vor Ort ambulant behandelt. Die Hundehalterin sei erst später aufgetaucht und habe erklärt, die erst 15 Monate alte Hündin sei versehentlich aus dem Haus gerannt. Das Tier wurde sichergestellt und von Mitarbeitern des städtischen Tierheims abgeholt.
Liudmyla K., deren Bein schwer verletzt ist, wollte nicht stationär im Krankenhaus bleiben, obwohl die Ärzte es angeboten hatten. Sie kann aber kaum laufen und steht unter ärztlicher Beobachtung. „Es geht ihr schlechter als gestern“, sagte die Tochter am Freitag, ihre Mutter habe auch Kopfschmerzen, aber offenbar keine Infektion.
Entsetzt sei sie über das Verhalten der Polizeibeamten vor Ort: „Dort standen drei Polizisten, die uns nicht geholfen haben, als der Hund angriff“, kritisiert die 22-Jährige. „Ich habe geschrien ,Stop!’, ,Hör auf!’, aber sie haben nicht eingegriffen, sondern sind zu der Frau gegangen, der der Hund gehört.“ Sie habe das Blut gesehen, sei völlig geschockt gewesen, sagt Sofiia K. „Wir hatten Todesangst.“
Polizei: Einsatz von Pfefferspray oder Schusswaffen hätte Personen gefährdet
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Von Seiten der Polizei heißt es: Nach Einschätzung der eingesetzten Beamten waren mögliche Mittel gegen den aggressiven Hund, beispielsweise Pfefferspray oder Schusswaffe, „in diesem Moment nicht geeignet, da anwesende Personen dadurch gefährdet worden wären“.
Auch die Stadt Mülheim wurde eingeschaltet. Sprecher Volker Wiebels bestätigt, dass der Hund ins Tierheim gebracht und somit vorerst aus dem Verkehr gezogen wurde. Über den Dobermann gebe es eine Akte beim Veterinäramt, wie es das Landeshundegesetz für Tiere ab einer bestimmten Größenordnung verlange. Haftpflichtnachweis und Sachkundenachweis der Besitzerin lägen vor, sagt der Stadtsprecher. „Bislang hat es noch keine Vorfälle mit diesem Hund gegeben.“
Stadt: Bislang keine Vorfälle mit diesem Dobermann
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Man warte nun den Polizei- wie auch den Arztbericht ab, werde auch die Hundehalterin anhören, und danach werde das Veterinäramt entscheiden, wie es weitergeht. „Es kann sein, dass wir aufgrund der Schwere dieses Falles sofort eine Maulkorb- und Leinenpflicht auferlegen“, so Wiebels. „Es kann auch sein, dass der Hund zunächst begutachtet wird.“ Bis dahin bleibt die junge Dobermannhündin im Tierheim, auf unbestimmte Zeit.
Tierheimleiterin Marion Niederdorf bestätigt auf Anfrage, dass der Dobermann am Donnerstag aufgenommen wurde. Ihr Eindruck: „Die Hündin ist wahnsinnig ängstlich. Und aus Angst springt sie nach vorne...“
Die beiden ukrainischen Frauen sind derweil froh, dass sie am Donnerstagnachmittag ihren eigenen kleinen Hund nicht dabei hatten. „Ein japanischer Hund“, sagt Sofiia. „Leo.“ Er hat mit ihnen die Flucht aus der Ukraine durchgestanden, er hätte die Dobermannattacke vielleicht nicht überlebt.