Mülheim. Die Harbecke-Halle in Mülheim wird derzeit zu einer Notunterkunft. Ein Besuch vor Ort zeigt, wie die Geflüchteten in der Sporthalle leben werden.
Seit dem Wochenende wird die Harbecke-Halle in eine Notunterkunft für Geflüchtete umgewandelt. Die Stadt muss diese Reserve jetzt ziehen, weil der Platz – gerade für Menschen aus der Ukraine – an den anderen Unterbringungsstellen in der Stadt knapp wird. Wie die Geflüchteten in der Sporthalle leben werden, macht ein Ortsbesuch deutlich.
Am Montagmittag könnte man in der Harbecke-Halle noch Fußball spielen, bislang stehen erst im hinteren Teil Bauzäune, eine Parzelle ist exemplarisch eingerichtet: Zwei Stockbetten aus Metall, zwei Spinde, ein Tisch, Stühle drumherum. Die Wände aus Bauzäunen sind umspannt mit weißer Plastikfolie. Für den Durchgang, der noch offen ist, verspricht Feuerwehr-Chef Sven Werner Duschvorhänge als Abtrennung. „Die haben wir schon gekauft“, sagt Werner.
Gerade noch hat die Stadt Mülheim 130 Stockbetten bekommen – der Markt ist eng
Und auch in der benötigten Stückzahl bekommen. Was derzeit nicht selbstverständlich sei, erklärt Werner und verweist auf vielerlei Schwierigkeiten: Die Betten seien nicht ideal, waren aber das, was am Markt noch zu bekommen war – 130 Stück konnte die Stadt kriegen. „Alle Kommunen stehen ja vor der gleichen Aufgabe, schnell viele Menschen unterbringen zu müssen.“ Selbst Wundpflaster werde knapp, berichtet Sozialdezernentin Dr. Daniela Grobe.
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Mindestens genauso schwer wie an Material zu kommen, sei es, Handwerker zu engagieren, sagt Werner. Zum Aufbau der Notunterkunft aber kann die Stadt auf Helfer des THW, der freiwilligen Feuerwehr und der Berufsfeuerwehr zurückgreifen. Am Wochenende packten an beiden Tagen rund 40 Menschen an, um den Hallenboden mit Holzplatten abzudecken und mit einem Vinylboden zu belegen – knapp 2000 Quadratmeter.
Die Parzellen in der Mülheimer Sporthalle sind 3,50 mal 3,50 Meter groß
Auch erste Parzellen sind eingeteilt. 3,50 mal 3,50 Meter misst solch eine Parzelle. „Damit sind wir schon einen halben Meter größer als der vorgegebene Standard“, schildert Sozialdezernentin Grobe. Insgesamt 65 dieser „Zimmer“ wird es in wenigen Tagen in der Harbecke-Halle geben, im Maximum können so 260 Geflüchtete Unterschlupf finden. Ob alle diese Plätze wirklich in den kommenden Tagen, Wochen oder Monaten komplett gebraucht werden, weiß derzeit niemand, sagt die Sozialdezernentin. Klar sei aber in den zurückliegenden Tagen geworden, „dass wir den Platz als Puffer dringend brauchen, denn die anderen Unterkünfte sind derzeit beinahe voll.“
Im Flüchtlingsdorf an der Mintarder Straße waren am Montag insgesamt 348 Menschen untergebracht, bliebe noch Platz für 32 – mit 380 gilt die Unterbringung auf dem ehemaligen Kirmesplatz als voll. Dass mitunter gleich größere Gruppen von Geflüchteten aus der Ukraine ankommen, hat die Stadt an Ostern erlebt, als 30 Geflüchtete mit einem privat gecharterten Reisebus unangekündigt an der Mintarder Straße eintrafen.
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Nur Familienmitglieder sollen in derselben Parzelle untergebracht werden
Sozialdezernentin Grobe betont: „Wir können die Menschen nicht ohne Obdach lassen.“ Mülheim sei eine der letzten Städte, die auf eine Sporthalle als Notunterkunft zurückgreife.
Etwas erträglicher soll das Leben in der Halle, zwischen den Bauzäunen, nur getrennt durch Plastikfolie, auch dadurch werden, dass die großen Trennwände nach unten gelassen werden und der riesige Raum somit unterteilt wird. „Das schluckt Schall“, meint Werner. Abgetrennt werden soll so auch ein Hallenteil, der als Versorgungsraum und Spielecke dient.
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Nach Möglichkeit, kündigt die Sozialdezernentin an, sollen nur Familienmitglieder in einer Parzelle untergebracht werden. „Wenn etwa eine Mutter mit zwei Kindern kommt, wird das vierte Bett nicht an jemand Fremdes vergeben“, plant Grobe und unterstreicht: „Ideal ist so eine Situation nie, aber wir wollen sie so menschenwürdig und erträglich realisieren wie eben möglich.“
Wohnungen für Geflüchtete werden derzeit zudem hergerichtet
Mit Blick auf die Vermittlung von Geflüchteten aus der Ukraine in Wohnungen ist Sozialdezernentin Dr. Daniela Grobe zuversichtlich. Aktuell seien insgesamt rund 60 Vermittlungen in private Mietverhältnisse, die über Leistungsgewährung abgerechnet werden, bei der Stadt verzeichnet.
Zudem seien jetzt zwei Wohnungen des SWB bezugsfertig, in denen insgesamt neun Personen untergebracht werden können, schildert die Sozialdezernentin. Mit drei weiteren Wohnungen werde in der kommenden Woche gerechnet. Dort wäre Platz für 15 Geflüchtete. Zudem stelle SWB sukzessive 36 Wohnungen für die Unterbringung von insgesamt 106 Menschen bereit.