Ruhrgebiet. Auch im Ruhrgebiet bereiten sich die Städte auf eine wachsende Zahl von Flüchtlingen vor. So sehen die Kapazitäten derzeit aus.

In fast allen Städten des Ruhrgebietes laufen derzeit Planungen zur Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine. „Die Hilfsbereitschaft ist überwältigend“, bestätigt Pit Clausen, Vorsitzender des Städtetages NRW. Aber auch viele Privatleute wollen helfen und bieten Unterkünfte an.

Noch sind es nur wenige Menschen, die vor dem Krieg nach NRW geflüchtet sind. Aber ihre Zahl wird steigen, da sind sich die Verantwortlichen in den Städten an Rhein und Ruhr einig. Und darauf wollen die Städte und Gemeinden vorbereitet sein.

Lagezentren und Task Forces werden gegründet

So hat etwa Essen in den Flüchtlingsunterkünften 100 zusätzliche Plätze geschaffen. Man wolle die Reservekapazitäten in den Heimen weiter hochfahren, teilt die Stadt mit. Auf Vorschlag von Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) wird zudem ein Lagezentrum zur Aufnahme und Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine eingerichtet. Auch Gelsenkirchen gründet eine spezielle „Task Force“ und hat derzeit noch 221 Plätze in Flüchtlingsunterkünften frei. In Bottrop sind es knapp 80.

Flüchtlinge aus der Ukraine machen Pause an der polnisch-ukrainischen Grenze. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine sind nach UN-Angaben bereits 677 000 Menschen in Nachbarländer geflüchtet. Rund die Hälfte sei in Polen angekommen.
Flüchtlinge aus der Ukraine machen Pause an der polnisch-ukrainischen Grenze. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine sind nach UN-Angaben bereits 677 000 Menschen in Nachbarländer geflüchtet. Rund die Hälfte sei in Polen angekommen. © dpa | Wojtek Jargilo

In Herne hat Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD) „eine erste überschlägige Bestandsaufnahme“ machen lassen. Herausgekommen ist, dass die Stadt „bis zu 400 Menschen“ kurzfristig unterbringen könnte. In Mülheim hat Kämmerer Frank Mendack rund 200 freie Plätze in bestehenden Flüchtlingsunterkünften gezählt. Und in Bochum stehen laut Stadtsprecher Thomas Sprenger aktuell 70 Plätze in städtischen Wohnungen und Aufnahmeeinrichtungen zur Verfügung. Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) habe zudem die Wohnungsunternehmen angeschrieben und um Unterstützung gebeten.

Ministerpräsident lädt zu Flüchtlingsgipfel

In Dortmund gibt es laut Sozialdezernentin Birgit Zoerner kurzfristig 300 freie Plätze. Weitere 1000, sagt Stadtsprecher Frank Bussmann, habe man in der Hinterhand. Um sie zeitnah zu nutzen, sei allerdings nötig, dass das Land die Rahmenbedingungen vorgebe. Genau das will NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) offenbar nun machen. Für Mittwoch hat er die kommunalen Spitzenverbände zu einem Flüchtlingsgipfel eingeladen.

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Auch das Land selbst hat nach Aussage von Flüchtlingsminister Joachim Stamp (FDP) bereits „konkrete Planungen zur Unterbringung der geflohenen Ukrainer aufgenommen“. In den über 33 Landesunterkünften seien im Augenblick etwa 4000 freie Plätze verfügbar, die Kapazitäten könnten bei Bedarf „kurzfristig erhöht“ werden – wenn auch nicht bis zur Vollbelegung. Denn noch immer gibt es – beim Land wie bei den Kommunen – Beschränkungen auf Grund von Corona.

Immer mehr Privatleute bieten Unterkünfte an

Mittlerweile erklären sich aber auch immer mehr Privatleute bereit, Flüchtlinge bei sich aufzunehmen. Teils werden die Angebot von den Kommunen koordiniert. Wer Flüchtlingen eine Unterkunft anbieten will, kann das etwa in Duisburg unter der Email-Adresse wohnraumangebot@stadt-duisburg.de oder in Düsseldorf unter der Adresse ukraine-hilfe@duesseldorf.de.

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Es gibt aber auch Initiativen wie die Website www.elinor.network/gastfreundschaft-ukraine, hinter der das Unternehmen elinor, die GLS Bank, die Öko-Suchmaschine Ecosia und die Spendenplattform betterplace.org. stecken. Landesweit haben dort – Stand Dienstagnachmittag – nach eigener Auskunft 54143 Unterstützer 116755 Angebote für Wohnraum gemacht.

Wie hoch die Zahl der Flüchtlinge in NRW am Ende sein wird, ist völlig unklar. „Das kann zurzeit niemand konkret sagen“, bestätigt Clausen.

677.000 Menschen aus der Ukraine geflüchtet

Studenten, die vor dem Konflikt aus der benachbarten Ukraine geflohen sind, ruhen sich in einem rumänischen Flüchtlingslager aus.
Studenten, die vor dem Konflikt aus der benachbarten Ukraine geflohen sind, ruhen sich in einem rumänischen Flüchtlingslager aus. © dpa | Andreea Alexandru

Einerseits hatten laut Nachrichtenagentur dpa bis Montag nur 1800 Ukrainer die deutschen Grenzen erreicht. Andererseits sind nach UN-Angaben von Dienstag mittlerweile bereits 677.000 Menschen aus der Ukraine geflüchtet. Der Großteil davon allerdings in Nachbarländer, in denen sie Familien oder Freunde haben. „Die meisten Geflüchteten wollen in Osteuropa bleiben“, ist auch Stamp überzeugt, weiß aber: „Es gibt aber auch viele familiäre und freundschaftliche Beziehungen nach Nordrhein-Westfalen.“

Dort leben immerhin etwa 30.000 Menschen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft. Die meisten von ihnen, das deutete sich bereits in ersten Fällen am vergangenen Wochenende an, öffnen ihre Türen ohne zu zögern für Freunde und Verwandte.