Mülheim. Die Dauer-Misere um den Aufzug zum Mülheimer Radschnellweg hat Konzepte für eine Rampe neu belebt. Zwei Vorschläge stammen aus Bürgerhand.
Schon jahrelang geht es auf und ab mit dem Fahrstuhl am Radschnellweg – aber eben nicht wie gedacht. Vielmehr verrichtet der von Anfang an umstrittene Lift zur Ruhrpromenade seinen Dienst eher „saisonal“: Technische Ausfälle wechseln mit solchen durch Vandalismus. Seit vergangener Woche steht er mal wieder still auf unbestimmte Zeit. Die aktuelle „Auszeit“ aber könnte zumindest eines befördern: die Debatte um eine Rampe.
In den sozialen Medien, beim Mülheimer Verschönerungsklub, bewegt sich bereits eine rege Diskussion um zwei Varianten. Die eine soll an der Ruhrpromenade enden, die andere auf dem Rathausmarkt, der künftig zum „Entrée“ der Stadt weiterentwickelt werden könnte.
Vorschlag 1: Schnell und ökologisch zur Ruhrpromenade in Mülheim
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Die eine: Der Mülheimer Verkehrsexperte Ralf Bayerlein vom Verkehrsclub (VCD) hat seine Idee von einer Rampe ins Spiel gebracht, die kurz vor der ehemaligen Eisenbahnbrücke auf der nördlichen Seite des RS1 runter führen würde. Die Rampenkonstruktion liefe zunächst parallel entlang des Radschnellwegs und würde dann auf Höhe der Ruhrpromenade einen Schlenker nach Süden durch einen Bogen des Viadukts machen, um auf der Promenade zu enden.
Der Vorteil dieser Variante: Durch den parallelen Verlauf zum RS1 und den „Knick“ durch den Bogen könnte die Rampe mit relativ sanfter Steigung nach unten führen. Eine ähnliche Führung „um die Ecke“ gibt es etwa an der Bergstraße hinunter zum Parkplatz an der Stadthalle.
Ralf Bayerlein, der auch Bauingenieur ist, argumentiert: „Die Rampe ist ökologischer, verbraucht keine Energie, hat keine Betriebskosten.“ Sie könnte sogar gefördert werden. Und sinnvoll wäre sie auch: Sie zöge Touristen an die Promenade und in die Stadt. „Die Leute fahren hier vorbei, sehen das Ufer, würden vielleicht ‘ne Pizza essen“, meint Bayerlein. Und stehen dann vor dem defekten Fahrstuhl oder aber müssten lange anstehen. Denn der Lift fasst gerade einmal zwei Räder – und nicht einmal ein Lastenrad.
Vorschlag 2: Spektakuläre Spirale zum Mülheimer Rathausmarkt und in die Innenstadt
Doch es gibt noch die zweite Variante. Andreas Preker-Frank, Initiator des Verschönerungsklubs, hatte sie vor einigen Monaten vorgeschlagen. Im langen Bogen oder mit einem Knick soll diese Rampe hinunter auf den Rathausmarkt führen, der als Anlockpunkt für Nahtouristen mit Kultur und einem Markt belebt werden soll. Preker-Frank rechnet mit einer guten Millionen Radler im Jahr, die die Mülheimer Innenstadt über den RS1 queren.
Dafür, so denkt der Verschönerer weiter, müsste man die Innenstadt auch fahrradfreundlicher umgestalten. „Essen ist gerade dabei, seine Stadt nach Wünschen von Bürgern und Touristen umzugestalten. Das dauert Jahre. Mülheim könnte schneller sein“, hofft Preker-Frank. Seine Umfragen auf dem Radschnellweg sollen gezeigt haben, dass schon jetzt etliche Radler aus Bochum, Essen und Gelsenkirchen nach Mülheim strampeln – und noch daran vorbei.
„Wir wären doch dumm, wenn wir als Stadt daraus keinen Gewinn zögen und diese Menschen zu uns ,abholen’“, argumentiert der Verschönerer. Knackpunkt dabei: Wie müssten die benötigten 115 Meter Strecke über den Platz verlaufen? Würde das ein monströses und womöglich verschandelndes Stahlkonstrukt? Preker-Frank glaubt, das ließe sich elegant lösen, vielleicht sogar so spektakulär, dass die Rampe selbst ein Anziehungspunkt würde.
Möglicher Kompromiss der Verwaltung: Über das künftige Ruhrbania-Baufeld
Im Kopf hat er eine Konstruktion, die Bayerlein auf seiner Reise durch die Partnerstadt Tours (Frankreich) aufspürte: Eine schlanke Stahlspirale, die über ihre weiten Bögen diese Distanz leisten könnte. „Wir könnten Vorreiter sein“, schwärmt Preker-Frank.
Auch in der Verwaltung soll sich die einstige Haltung zur Rampe verändert haben: Dem Vernehmen nach soll sich der künftige Dezernent für Stadtentwicklung Felix Blasch aufgeschlossen gegenüber der Idee geäußert haben, eine solche Rampe in eine zukünftige Entwicklung des übrigen Ruhrbania-Geländes, wo derzeit noch das AOK-Gebäude steht, einzubinden.
ADFC und Grüne drängen auf schnelle Umsetzung
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Ob nun am Rathausmarkt oder an der Promenade – dem verkehrspolitischen Sprecher der Grünen, Axel Hercher, wäre das fast gleich: „Das Ziel der Grünen und des ADFC ist es, eine möglichst schnelle und finanzierbare Rampen-Lösung zu finden.“ Doch auf die weiteren Ruhrbania-Gelände zu warten, ist für Hercher ein Spiel mit Risiko – „das kann vielleicht fünf Jahre dauern“. Zu lang.
Bayerlein glaubt an eine schnellere Lösung, wenn man etwa die MWB ins Boot holte, die bereits in das Ruhrbania- und Stadtquartier investiert hat. Und Preker-Frank will die Idee einer Rampe und seine Vorstellung schon in den nächsten Mobilitätsausschuss einbringen.
Mit einer Alternative für den schlappen Fahrstuhl könnte es also schon bald wieder nach oben gehen.
Darum sperrte sich die Verwaltung gegen die Rampe
Die Länge der Rampe ist entscheidend. Denn unter anderem deswegen hatte sich die Stadtverwaltung von Anfang an gegen den Vorschlag gesperrt – trotz der frühen Warnungen vor Problemen mit einem Aufzug.
Durch die notwendige barrierefreie Gestaltung einer solchen Rampe dürfe die Steigung maximal sechs Prozent betragen. 115 Meter müsse sie – so die Verwaltung – deshalb wohl lang sein. Das sei hier nicht umsetzbar, argumentierte sie.
Grüne und der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC), die die Rampe bereits 2018 im Planungsausschuss einbrachten – Bayerlein hatte sie beraten – fanden die Gegenargumente allerdings schon damals schwer nachvollziehbar.