Mülheim. . Der Fahrradaufzug am Radschnellweg in Mülheim fällt immer wieder aus. Der ADFC glaubt, eine Lösung zu haben. Doch die Verwaltung lehnt ab.
Die Euphorie war groß, als das neue Radwege-Teilstück an der Hochpromenade im Oktober vergangenen Jahres eröffnete. Zahlreiche Radler waren erfreut, autofrei hoch auf dem Viadukt zwischen Hauptbahnhof und Ruhrufer strampeln zu können. Doch nach der Euphorie trat bei vielen Ernüchterung ein – es hagelte Kritik. Der Grund: Im Sommer war der Lift rund 80 Tage außer Betrieb.
Mit dem Bedenken, dass dieser immer wieder ausfallen kann, fordern die Grünen sowie der Mülheimer ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) eine Rampe. „Sie soll als Alternative zum Aufzug bestehen, damit Radfahrer ihr Fahrrad bei Ausfall nicht die Treppe hochschleppen müssen“, sagt Axel Hercher, verkehrspolitischer Sprecher der Mülheimer Grünen sowie Sprecher des ADFC-Kreisverbandes Oberhausen/Mülheim. Eine Umfahrung sei auch keine dauerhafte Lösung, denn dann müssten Radfahrer wieder durch den Autoverkehr.
Stadt lehnt Bau einer Rampe weiterhin ab
Die Stadtverwaltung lehnt den Vorschlag zum Rampen-Bau jedoch ab. Schon bei der Planung sei eine Prüfung erfolgt. Sie ergab, dass sich eine Rampe nicht mit den verkehrlichen und städtebaulichen Rahmenbedingungen und Zielsetzungen vereinbaren lasse. Das heißt konkret: Die Rampe würde Durchfahrten versperren und müsste zudem 115 Meter lang sein, damit sie barrierefrei gebaut werden könnte. Außerdem könnten sich Radfahrer und Fußgänger auf der Rampe in die Quere kommen, so die Verwaltung.
Für den ADFC keine nachvollziehbaren Einwände. Sie fordern, den Rampen-Bau nochmals zu prüfen. „Aus meiner Sicht ist rund um den Aufzug aussreichend Platz“, sagt Hercher, der sich eine spiral- oder serpentinenförmige Rampe vorstellt. Statt Beton sei Stahl als preiswertere Lösung eine Überlegung wert. Ursula Pörtner und Gudrun Fürtges vom ADFC verweisen auf die Infrastruktur für Radfahrer in den Niederlanden. „Nützliche und gleichzeitig schöne Rampen gibt es dort, die als Vorbild dienen könnten“, sagt Fürtges.
Verwaltung: Rampe kostet rund 500.000 Euro
245 000 Euro hat der Bau des Liftes gekostet. Die jährlichen Betriebskosten liegen bei 6300 Euro. Der Rampen-Bau würde mit einer doppelt so hohen Summe zu Buche schlagen, so die Verwaltung in ihrer Stellungnahme zur Anfrage der Grünen.
Schon vor den Lift-Ausfällen sind Radfahrer auf Probleme gestoßen. Leser schrieben dieser Zeitung: Nur drei Räder passen gleichzeitig in den Lift. Wenn Gruppen unterwegs sind, staut es sich. Und auch Radfahrer mit Anhängern, Kinderwagen oder Spezialrädern sind unzufrieden, weil sie kaum in die Aufzugkabine passen.
>> AUFZUG STAND DREI MONATE STILL
Im Juli war der Radaufzug zweimal stecken geblieben. In beiden Fällen musste die Feuerwehr die Türen aufbrechen, um Personen aus dem Aufzug zu befreien. Nach dem zweiten Vorfall führten Lieferengpässe, Betriebsferien und eine starke Auftragslage dazu, dass sich die Reparatur auf knapp 80 Tage ausdehnte.
Radler mussten ihre Drahtesel eine Baustellentreppe zur Ruhr hinab tragen oder eine Spurrille an der Treppe nutzen. Oder sie nahmen eine Umleitung über die Max-Kölges-Straße, mit der man die neue Hochpromenade einfach umfährt. Seit Mitte September ist der Fahrradaufzug am Radschnellweg wieder in Betrieb.