Mülheim. Der Großbrand in Mülheim-Heißen ist gelöscht, evakuierte Anwohner sind wieder zu Hause. Nachlöscharbeiten dauern wohl bis in den späten Abend.
Die Mülheimer Feuerwehr war am Montag im Großeinsatz in einem Gewerbegebiet an der Hänflingstraße in Heißen. Auf dem Firmengelände von Auto Obermann stand eine Kraftfahrzeughalle in Flammen. Am frühen Nachmittag hieß es, der Brand sei gelöscht. „Die Nachlöscharbeiten dauern aber voraussichtlich noch bis in die Nacht“, sagte Feuerwehrsprecher Thorsten Drewes.
Gegen zehn Uhr am Montagmorgen wurde Alarm ausgelöst: Ein Kinderkarussell, das auf einem Sattelzug gelagert war, hatte Feuer gefangen - mit schwerwiegenden Folgen. „Schon bei der Anfahrt stand die komplette Halle in Brand“, berichtet Drewes. Eine große dunkle Rauchwolke stieg auf, weithin sichtbar auch in benachbarten Stadtteilen und bis nach Essen. Über die Warn-App Nina und per Twitter verbreitete die Feuerwehr gegen 10.15 Uhr eine Gefahrenmeldung: Geruchsbelästigung und Rauchniederschlag durch den Brand in Heißen. Gesundheitliche Beeinträchtigungen konnten zunächst nicht ausgeschlossen werden, daher sollen Anwohner vorsichtshalber Fenster und Türen schließen.
Häuserzeile an Mülheims Gutenbergstraße vorsichtshalber evakuiert
Zunächst war nicht klar, was sich in der Halle befindet, ob möglicherweise schädliche Stoffe in Flammen aufgegangen sind. Daher wurde eine Häuserzeile an der Gutenbergstraße, auf der anderen Seite der Bahnstrecke, vorsorglich evakuiert. Die Ruhrbahn stellte Busse zur Verfügung, in denen sich die betroffenen Anwohner vorübergehend aufhalten konnten. Als Anlaufstelle für die Evakuierten stand auch das Gemeindezentrum am Sunderplatz zur Verfügung. Lautsprecherwagen waren unterwegs, um zu warnen. In der Mittagszeit konnten alle evakuierten Anwohner wieder in ihre Häuser zurückkehren. Messungen des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (Lanuv) ergaben, dass keine Gesundheitsgefahr bestand.
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Für die Feuerwehr Mülheim war es ein Vollalarm. Laut Sprecher Thorsten Drewes waren zeitweise rund 100 Feuerwehrleute mit etlichen Fahrzeugen vor Ort. „Mehrere Flaschen mit brennbarem Acetylengas mussten in Sicherheit gebracht werden, um eine Explosion zu verhindern.“ Nach Auskunft der Feuerwehr gab es drei Leichtverletzte mit Rauchgasvergiftung, die durch den Rettungsdienst und Notarzt versorgt wurden. Einer von ihnen musste ins Krankenhaus gebracht werden.
In der betroffenen Kraftfahrzeughalle, 20 mal 30 Meter groß, sind unter anderem Karussells von Schaustellerbetrieben, Fahrzeuge, Reifen, Schmiermittel etc. gelagert. Direkt angrenzend gibt es weitere Hallen. Die Feuerwehr schützte sie durch Riegelstellungen, um ein Übergreifen des Brandes zu verhindern.
Bahnstrecke zwischen Essen und Mülheim war bis 12 Uhr gesperrt
Unmittelbar hinter dem Firmengelände liegen die Bahnstrecke und der Radschnellweg RS 1. Polizeibeamte meldeten kurz nach Ausbruch des Brandes, dass bereits Bäume an der Radstrecke Feuer gefangen hatten. Der RS1 wurde während der Löscharbeiten gesperrt und aus Sicherheitsgründen auch der Bahnverkehr zwischen Mülheim und Essen zeitweise unterbrochen. Von 10.45 bis 12 Uhr war die Strecke komplett gesperrt, wurde dann wieder freigegeben.
Die Autobahn A40, ebenfalls nur wenige Hundert Meter von dem Großbrand entfernt, musste dagegen nicht gesperrt werden. Zwischen den Anschlussstellen Mülheim-Heißen und -Winkhausen bildeten sich aber zeitweise kilometerlange Staus.
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Die notwendigen Nachlöscharbeiten sollten die Feuerwehr noch bis in die späten Abendstunden beschäftigen. Der böige Wind erschwerte den Männern auf der Drehleiter die Arbeit erheblich, da das Löschwasser verweht wurde. Um ausreichend Wasser herbeizuschaffen, durchzogen Hunderte Meter von Feuerwehrschläuchen das Gewerbegebiet. Die Hänflingstraße war während der Löscharbeiten komplett gesperrt, teilweise auch die Freiherr-vom-Stein-Straße (Hardenbergbrücke).
Großeinsatz in Heißen
Insgesamt waren nach Angaben der Mülheimer Feuerwehr 164 Einsatzkräfte eingebunden.Neben Berufsfeuerwehrleuten halfen Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr mit, der Johanniter Unfallhilfe, des Deutschen Roten Kreuzes, der Ruhrbahn, der Polizei, des Mülheimer Umweltamtes, des Malteser Hilfsdienstes und des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (Lanuv).
Trotz der Aufregung und des turbulenten Großeinsatzes wurde in den benachbarten Betrieben und Geschäften nahezu normal gearbeitet. Dies gilt etwa für das Fahrradgeschäft Zweirad Spree, das genau gegenüber von Auto Obermann liegt und regulär geöffnet blieb. Allerdings konnten wegen der Straßensperrung stundenlang keine Kunden die Firmen in der Hänflingstraße anfahren.
Enormer Stress war dagegen im schwer getroffenen Familienbetrieb Auto Obermann spürbar. Firmenchefin Kerstin Obermann hatte am Montagvormittag schwer damit zu tun, immer wieder Neugierige vom Gelände zu vertreiben. Zum Unglück äußern wollte sie sich zunächst nicht.