Mülheim. In Mülheim ist die Zahl der Verkehrsunfälle in 2021 gestiegen. Es gab eine Zunahme von 7,61 % im Vergleich zu 2020. Wer vor allem verunglückt ist.
Der positive Trend im ersten Coronajahr hat sich 2021 nicht fortgesetzt: In Mülheim ist die Zahl der Verkehrsunfälle wieder angestiegen – auf 5486, was eine Zunahme von 7,61 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Es gibt auch mehr Verkehrstote und auch mehr verunglückte Kinder als im Vorjahr. Die Zahl der Schwerverletzten und der verunglückten Rad-/Pedelecfahrer ging allerdings etwas zurück.
Homeoffice und geschlossene Schulen dürften in 2020 für weniger Verkehr auf den Straßen gesorgt haben. Spätestens ab Juni 2021 sah das aber schon wieder anders aus, bilanzierte Polizeiverkehrsdirektor Ulrich Sievers bei der Vorstellung der Verkehrsunfallzahlen für Mülheim. „Da sind dann schon wieder mehr Leute ins Auto gestiegen, mehr Räder waren unterwegs“, so Sievers. Die Polizei beschreibt den Anstieg der Unfallzahlen im Juni als „kleinen Peak“. In Essen stieg die Zahl der Verkehrsunfälle nur um 5 Prozent.
Die Zahl der bei einem Unfall Verletzten stieg in Mülheim auf 515 Personen
Mit insgesamt 515 Verunglückten stieg diese Zahl um 13,19 Prozent im Vergleich zu 2020. Die Zahl der bei einem Unfall schwer Verletzten, also derjenigen, die in ein Krankenhaus eingeliefert werden mussten, sank in Mülheim in 2021 im Vergleich zum Vorjahr von 92 auf 81. Allerdings sind mehr Leichtverletzte zu beklagen: Diese Zahl stieg von 362 (2020) auf 430 Personen. Sowohl bei den leicht als auch bei den schwer Verletzten waren überwiegend Erwachsene betroffen.
Kam im vorvergangenen Jahr noch ein Mensch auf Mülheims Straßen ums Leben, so verunglückten in 2021 vier Menschen. Darunter ein junger Mann (27), der im Dezember mit seinem Wagen auf der Friedrich-Ebert-Straße gegen einen Oberleitungsmast prallte, sowie ein Motorradfahrer (57), der im März auf der Oberen Saarlandstraße tödlich verunglückte. Zwei Fußgänger waren ebenfalls unter den Mülheimer Verkehrstoten.
Mehr Kinder verunglückten im vergangenen Jahr im Mülheimer Straßenverkehr
In Mülheim verunglückten im vergangenen Jahr mit 48 Jungen und Mädchen wieder 13 Kinder mehr als im Vorjahr. In Essen ging die Zahl der verunglückten Kinder zurück: von 166 (2020) auf 145 (2021). Die Polizeiführung brach noch einmal eine Lanze für Verkehrsübungsplätze – Essen hat vier, Mülheim bekanntlich keinen festen Übungsplatz. In Mülheim gibt es eine mobile Jugendverkehrsschule, die meist auf Schulhöfen aufgebaut wird. „In einem geschützten Raum zu üben, ist das Beste“, betonte Polizeipräsident Frank Richter. „Wir müssen alles dafür tun, dass die Kinder verkehrssicher sind.“
Rund 40.000 Kinder seien in Essen im vergangenen Jahr auf den Übungsplätzen gewesen, ergänzte Polizeidirektor Sievers. „Solche Plätze machen die Unfallprävention einfacher.“ Auch die Mülheimer Verkehrswacht setzt sich seit Jahren für einen Verkehrsübungsplatz in Mülheim ein. Auf diesen Plätzen werden in Essen auch erwachsene Pedelec-Einsteiger geschult.
Die Unfallzahlen mit Rad- oder E-Bike-Fahrern ging in Mülheim zurück
Die Zahl der in Mülheim verunglückten Rad- und E-Bike-Fahrer ist zurückgegangen – von 134 (2020) auf 120 (2021), nachdem man im Vorjahr noch einen deutlichen Anstieg der Zweiradunfälle vermeldet hatte. „Das hätte ich im letzten Jahr nicht zu prognostizieren gewagt“, sagt Verkehrsdirektor Ulrich Sievers. Er habe wieder mit einer Zunahme gerechnet, zumal inzwischen der Anteil der E-Biker unter den Radunfällen auf fast ein Viertel (24,8 Prozent, beide Städte) gestiegen sei. Kein Wunder, denn die Zahl der Radler mit E-Unterstützung steigt. Gab es Anfang 2020 noch 5,9 Millionen Elektrofahrräder in deutschen Haushalten, so waren es laut dem Statistischem Bundesamt Anfang 2021 schon 7,1 Millionen.
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Die Zahl der verunglückten Fußgänger hat in Mülheim wieder leicht zugenommen von 66 auf 75 (2021). In Essen geht die Zahl der verunglückten Passanten seit drei Jahren kontinuierlich zurück. Insgesamt verunglückten in Mülheim im vergangenen Jahr mit 56 Menschen allerdings weniger Senioren (Menschen ab 65 Jahre) im Straßenverkehr als noch 2020 mit 79 verunglückten Älteren.
Während E-Scooter im vergangenen Jahr landesweit in über 1100 Unfälle verwickelt waren, wobei sich 967 Menschen verletzten, ist dieses Verkehrmittel im Bereich der Polizeibehörde Essen/Mülheim offenbar unauffällig: „In Mülheim und Essen spielen E-Scooter im Unfallgeschehen keine Rolle“, sagt Polizeidirektor Ulrich Sievers.
Autoposer-Szene: Mülheim ist kein Hotspot, sagt die Polizei
Die sogenannte Autoposer-Szene hat die Polizei auch in Mülheim im Blick, dabei ist diese Gruppe nicht homogen. In der Corona-Zeit, als es für junge Leute kaum Möglichkeiten gegeben habe, sich zu treffen, hätten sich junge Männer, Frauen und Pärchen vermehrt auf Parkplätzen getroffen, berichtet Ulrich Sievers. In Mülheim ist vor allem der Metro-Parkplatz am Heifeskamp beliebt. Der Leiter der Direktion Verkehr spricht bei diesen Datings von „Blech-Tindern“. Da seien auch nicht unbedingt auffällige, große Autos beteiligt gewesen.
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Poser und vereinzelt auch Raser hätten sich unter diese Gruppe gemischt – „die haben gemerkt, hier habe ich ja ein Publikum“, so Sievers. Da könnte es schon zu gefährlichen Situationen kommen, wenn etwa jemand mit seinem Wagen vor Menschengruppen herumschleudert. „Da gehen wir rigoros gegen vor“, so Sievers. Darüber hinaus werde selektiv kontrolliert, die Menschen würden gezielt angesprochen.
Einen Schwerpunkt für illegale Rennen sieht die Polizei vor allem in Essen, nicht in Mülheim. „Mülheim ist kein Hotspot“, sagt Polizeipräsident Frank Richter. Dieser betont: „Das ist eine Szene, die wir hier auch nicht haben wollen.“ Im Essener Präsidium arbeitet die Verkehrspolizei hier eng mit der „BAO Clan“ zusammen.