Mülheim. Plastik, Zigaretten, Glas: Das gehört nicht in die Natur. Kim Eileen Lehment aus Mülheim kämpft dagegen an. Was ihr Hund Buddy damit zu tun hat.

Am Wegesrand, im Gebüsch, unter Brückenpfeilern – wer die Augen aufmacht, findet ihn überall: Müll. Ganz besonders da, wo er nicht hingehört, die Umwelt verschmutzt und auch schlichtweg einfach hässlich aussieht. Genau das ist auch Kim Eileen Lehment aufgefallen, als sie mit „Buddy“ vergangenen Sommer spazieren ging. Sie ist aktiv geworden.

Kim ist 22 Jahre alt, studiert Fotodesign und wohnt seit etwa einem Jahr gemeinsam mit ihrem Freund in Styrum. Buddy ist Kims Hund, ein Labrador-Retriever und neun Monate alt. „Er ist gerade mitten in der Pubertät“, lacht Kim, während Buddy aufgeregt und munter durch die Gegend tollt. Seit Juli letzten Jahres ist Buddy ihr treuer Begleiter. Dreimal am Tag ist nun Gassigehen angesagt. Kim und ihr Freund durchforsten gemeinsam mit Buddy den Ruhrpark, laufen am Deich entlang und am Stadion vorbei. So schön die Gegend auch ist, eins sticht den Dreien immer wieder ins Auge: Der herumliegende Müll.

Nur ein Spaziergang in Mülheim: Kim kommt oft mit 50 Liter Müll zurück

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„Buddy hat früher immer den Müll in den Mund genommen, das war ekelhaft“, erinnert sich Kim. Um dieses zu verhindern, haben sie und ihr Freund ständig den Boden im Blick gehabt und aufgepasst, dass der junge Hund nichts frisst. „Manchmal mussten wir den Müll aus seinem Mund wieder rausholen. Einmal in den Händen, war dann auch die Hemmschwelle niedriger, ihn direkt einzusammeln und wegzuschmeißen“, erzählt Kims Freund.

Bei den täglichen Spaziergängen ist ihnen erstmals so richtig aufgefallen, wie viel Müll auf der Gassi-Runde eigentlich herumliegt. „Damals sagte ich noch zum Spaß, man müsse das alles einmal aufsammeln und auf Facebook posten“, so Kim. Gesagt, getan: Kurz darauf postete sie in einer Mülheimer Facebook-Gruppe den gesammelten Müll.

Mancherorts zeigt das Müllsammeln Erfolg – aber nicht überall

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Und hat seitdem nicht mehr aufgehört: Etwa an vier Tagen die Woche nimmt sie einen Fünf-Liter-Eimer mit auf die Gassi-Runde und sammelt mit Zangen sämtlichen Müll auf. Einmal die Woche zieht sie mit einer 50-Liter-Tüte los – und kommt nach nur 40 Minuten mit einem randvollen Sack voller Müll zurück.

Flachmänner, Feuchttücher, Plastikverpackungen, Zigarettenkippen: „Von Kleinigkeiten bis zu ganzen McDonalds-Menüs ist alles dabei“, erzählt Kim. 200 Zigarettenkippen oder 32 Glasflaschen kommen da bei einem Spaziergang schnell mal zusammen. Beim Gassigehen samt Müllsammeln sind sie und ihr Freund mittlerweile ein eingespieltes Team. „Einer konzentriert sich auf den linken und einer auf den rechten Wegesrand.“

„Der Weg an der Autobahn entlang sieht inzwischen ganz gut aus“

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Und ihre Kontinuität hat Erfolg: „Der Weg an der Autobahn entlang sieht inzwischen ganz gut aus“, freut sich Kim. Das ist jedoch leider nicht überall so. In der Gegend rund um das Ruhrstadion hat Kim aufgehört, Müll zu sammeln. „Das bringt dort nichts, viel zu schnell kommt wieder neuer Müll“, ärgert sie sich.

Doch wieso genau sammelt Kim freiwillig den Müll? Ursprünglich fing sie damit an, um den Hund davon abzuhalten, dreckige Sachen in den Mund zu nehmen. Inzwischen ist es jedoch viel mehr: Kim geht es sowohl um die Optik als auch um die Umwelt. „Müll ist doppelt blöd: Er sieht scheiße aus und ist scheiße für die Umwelt“.

Mülheimerin brachte mobile Aschenbecher an Bushaltestellen an

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Das Grundwasser vor Zigarettenstummeln und die Natur vor schwer abbaubarem Müll zu schützen, liegt ihr am Herzen. Neben ihren Müllsammelaktionen hat sie auch schon mobile Aschenbecher an Bushaltestellen aufgehängt. Ihre Tätigkeiten sind lobenswert, trotzdem spürt Kim immer wieder abfällige Blicke, wenn sie, bewaffnet mit Müllbeutel, spazieren geht. Meistens jedoch bekommt sie viel Anerkennung für ihr besonderes Hobby. Einige Hundebesitzer konnte Kim sogar schon zum Mitmachen motivieren.

„Das gemeinsame Müllsammeln macht tatsächlich sogar richtig Spaß. Man freut sich immer, wenn man etwas entdeckt“, so Kim. Sie würde sich wünschen, mehr Menschen wären für das Thema sensibilisiert. Schließlich sind die Mengen an Müll, die draußen herumliegen, viel zu groß. Das muss sich ändern, findet sie.

„Natürlich kann man nicht die ganze Welt retten. Aber. . .“

Und es wäre ja so einfach: Einfach den Müll nicht in die Natur, sondern in einen Mülleimer werfen. Und hier und da vielleicht mal eine Plastikflasche aufzuheben, könne auch nicht schaden, so Kim. „Natürlich kann man nicht die ganze Welt retten. Aber wenn jeder ein bisschen mithilft und Acht gibt, trägt das schon einen großen Teil zur Sauberkeit bei.“

Besser für uns alle – und besser für Buddy, der Kim in ein paar Jahren ja vielleicht sogar helfen wird, den Müll aufzuspüren.