Mülheim. Plastik, Pizzakartons und Glas lassen Besucher des Broich-Speldorfer Walds am Fliegerberg zurück. Hat die Verwaltung vor Vandalismus kapituliert?
Hier gesellen sich Pizzakartons zu Glasflaschen, Plastik zu Essensresten und anderem Unrat: Einladend soll das Umfeld des Schutzhäuschens am Fliegerberg – gut verborgen so mitten im Broich-Speldorfer Wald – wohl selten aussehen. Und für Tiere können manche Kunststoff-Hinterlassenschaften auch gefährlich werden. Seit Jahren aber scheint sich die Verwaltung ein aussichtsloses Scharmützel mit Waldbesuchern – mutmaßlich junge Leute – zu liefern, die den Genuss der Natur mit ihrem hinterlassenen Müll quittieren sollen. Hat man im Rathaus die Segel vor dem Vandalismus gestrichen?
Auch interessant
Was man mit Mülleimern alles anfangen kann: Weitwurf, Schilder zerschlagen, als Grill abfackeln
Zumindest scheint es so. Den jüngsten Antrag der FDP, an dieser Stelle wenigstens einen – wenn nicht mehrere – Mülleimer aufzustellen, lehnte die Verwaltung ab. Denn diese seien in der Vergangenheit immer wieder kreativ zweckentfremdet worden, sprich: Man riss sie heraus, übte sich damit im Weitwurf, schlug damit auf die nahen Waldlernpfadschilder ein oder fackelte sie einfach als Grillersatz ab. Nur den Müll deponierte man dort – laut Verwaltung – nicht.
„Wegen der häufigen Zerstörung wurde der Korb an der Stelle nicht wieder aufgebaut“, heißt es in einer Stellungnahme aus dem Rathaus. Man habe „wirklich alles probiert“, beteuert Gabriele Wegner vom Amt für Umweltschutz in der Bezirksvertretung. Zudem lockten Mülleimer potenziell Tiere an, die den nach Nahrhaftem durchsuchten und zerfledderten Müll in den Wald hinein trügen. Die Forstverwaltung habe daher tendenziell damit begonnen, Papierkörbe eher ab- als aufzubauen – „damit der Wald sauberer wird“, heißt es.
Argument gegen öffentliche Mülleimer: Zuhause ist der Müll besser zu trennen
Und schließlich sei es „ökologischer, Müll zuhause zu entsorgen, als ihn im Wald zu lassen, denn es müssen Fahrzeuge eingesetzt werden, um ihn zu beseitigen“. Daheim ließen sich die Abfälle auch richtig trennen und könnten recycelt werden, argumentierte Wegner in der Bezirksvertretung.
So entstand der Fliegerberg
Eingeweiht wurde der Fliegerberg am 21. September 1929, doch seine Geschichte beginnt eigentlich schon früher mit der Gründung der „Ortsgruppe Duisburg des Niederrheinischen Vereins für Luftschifffahrt“ im Jahr 1912. Diese hatte mit dem Flughafen Duisburg-Neuenkamp einen eigenen Flugplatz.
Nachdem der Betrieb im Zuge des ersten Weltkriegs verboten wurde, gründete der Verein 1927 eine Segelfluggruppe. Mit Hilfe der Familie Stinnes errichtete man im Broich-Speldorfer Wald einen Segelfliegerhang – heute als „Fliegerberg“ bekannt.
Luftbildern zufolge hat die Flughalle 1945 noch dokumentiert. Die Grundstücke gingen in den städtischen Besitz über. Aufgrund des mageren Bodens gab es nur eine spärliche Aufforstung. Der Hang aber ist inzwischen als wertvolles Biotop mit seltenen Pflanzen Teil eines Naturschutzgebietes.
Nicht zum ersten Mal lehnte die Verwaltung Mülleimer ab, und mancher mochte sich wohl verblüfft die Ohren putzen. Doch angesichts der üppigen Begründungen, warum keine weiteren Maßnahmen erfolgen sollen, schloss sich die Bezirksvertretung mehrheitlich der Meinung an – am Ende stimmte gar die FDP-Antragstellerin Philippa Gerling selbst gegen ihren eigenen Antrag. Kurios?
Ja“, räumt Gerling ein, „aber wenn es sachliche Argumente gibt, lasse ich mich überzeugen.“ Die Verwaltung habe zugesichert, dass man weiterhin regelmäßig dort vorbeischaue und Müll aufsammele. Bislang hat dies das Problem mit Unrat jedoch kaum gelöst. Gerling will daher weiter suchen nach diesem scheinbaren „Ei des Kolumbus“.
Auch interessant
Übrigens: Wer aktuell an der Hütte vorbeischaut, wird überrascht. Offenbar haben sich die Waldbesucher selbst ausgeholfen und einen grünen Abfallsack aufgestellt – der ist gut gefüllt, denn Mülleimer gibt es ja nicht.