Mülheim. Viele Kinder können sich nicht mehr gut bewegen. Das zeigt eine neue Studie der Stadt Mülheim. Was Schulen dagegen unternehmen wollen.
Das Ergebnis einer neuen Studie der Stadt Mülheim zum Sportunterricht in Pandemiezeiten ist erschreckend: „Die Lehrer und Lehrerinnen sehen eindeutig Probleme in den motorischen Grundfähigkeiten auf die Gesellschaft zukommen“, heißt es darin. Die Digitalisierung verstärke diesen Trend noch.
Über 100 Sportlehrer und -lehrerinnen aus Mülheim hatten an der Umfrage teilgenommen. Das Ergebnis: Häufig konnte der Sportunterricht nicht stattfinden oder musste ins Homeschooling verlegt werden.
Lehrplan für Sportunterricht konnte an Mülheimer Schulen kaum eingehalten werden
Besonders an weiterführenden Schulen konnte der Lehrplan für den Sport nicht eingehalten werden. Mindestens 50 Prozent des Unterrichts seien seit Pandemiebeginn ausgefallen. Auch der Schwimmunterricht musste sehr häufig abgesagt werden, so dass viele das Schwimmen nicht erlernen konnten. Es ging in der Pandemie „oftmals nur darum, die Kinder zu bewegen“, heißt es in der Mülheimer Studie.
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Im Lockdown hatten viele probiert, den Sport digital im Homeschooling anzubieten. Aber das hat bei den wenigsten geklappt. „Im Wohnzimmer lässt sich kein richtiger Sport machen“, erklärt André Krause, stellvertretender Sportkoordinator an der Luisenschule. „Aber wir haben alternative Programme für zu Hause entwickelt – mit Dehnübungen oder Liegestütz-Challenges.“ Auch das Gymnasium Broich hatte Sportvideos angeboten.
Kindern fehlt Koordination und Ausdauer – ein Hindernis: die Maske
Laut der städtischen Studie sei es jedoch schwierig geworden, die Kinder für den Sport zu motivieren. Das bestätigt André Krause: „Die Pandemie hat den Kindern definitiv geschadet. Ich habe zum ersten Mal eine fünfte Klasse, die große Defizite aufweist.“ Die Schüler hätten keine Koordination und auch keine Ausdauer mehr. Dieses Problem würde sich durch das Tragen der Maske sogar noch verstärken. „Dadurch fallen anstrengende Sportarten weg. Es kann keine Leistungsfähigkeit mehr abgerufen werden.“
Ähnliches berichtet auch Angela Huestegge, Leiterin des Gymnasiums Broich: „Viele Kinder haben ordentlich zugenommen. Das konnte man nach dem Lockdown deutlich sehen“, sagt sie. „Sie konnten sich nicht mehr gut bewegen.“ Auch Kontaktsportarten wie Handball oder Fußball mussten in der Pandemie eingestellt werden.
Mit „bewegten Pausen“ wollen Schulen dem Problem entgegenwirken
Um die Bewegung zu fördern, bieten viele Schulen seit der Pandemie sogenannte „bewegte Pausen“ an. Dafür gibt es Material wie Bälle, Seile oder Tischtennisplatten. „Diese Angebote werden von den Schülern gut angenommen. Sie bewegen sich in der Pause und stehen nicht nur in der Ecke herum“, so Angela Huestegge. Auch im normalen Unterricht werde auf mehr Bewegung geachtet, zum Beispiel durch Eckenrechnen oder Ballwerfen.
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Die Schulleiterin weist noch auf ein anderes Problem hin: Viele Schulen in Mülheim müssen sich die Sporthallen teilen. „Es gibt zu wenige Hallen in Mülheim, und viele davon werden derzeit auch noch saniert. Uns fehlt Platz.“ Das berichtet auch der Schülersprecher der Gustav-Heinemann-Gesamtschule: „Wir müssen immer 20 Minuten zur nächsten Halle fahren, weil unsere seit zwei Jahren saniert wird“, so Samuel Bielak.
Er spricht einen weiteren Aspekt an: Viele Schüler würden unter der Kälte leiden. „Die Fenster sind alle auf und nach dem Unterricht ist man eingefroren“, sagt der 16-Jährige. Er könne absolut nicht nachvollziehen, weshalb viele Sporthallen und Schulen immer noch keine Luftfilter bekommen hätten – nach zwei Jahren Pandemie. Bielak fordert die NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer zum Handeln auf.