Mülheim. Am Sonntag starteten die Mülheimer Grünen ein neues Format, das es Interessierten ermöglicht, die Landtagskandidatin Kathrin Rose kennenzulernen.

Treffpunkt Sonntag, 14 Uhr, am Mülheimer Ringlokschuppen, heißt es auf der Einladung. Es soll einen „politischen Gang“ entlang der Ruhr geben, im Mittelpunkt die Direktkandidatin der Grünen, Kathrin-Rosa Rose. Ob für Parteimitglieder oder Mülheimer Bürgerinnen und Bürger, bei diesem Gang kann angesprochen werden, was das Herz bewegt.

Die Premiere am sonnig-kalten Sonntag beginnt mit Verwirrung: Ist die junge, dick eingemummelte Frau mit dem blonden Pferdeschwanz besagte Kathrin Rose? Die Müga ist heute sehr belebt, alle treibt es nach draußen. Ständig bleiben auch vor dem Ringlokschuppen Menschen stehen und sehen sich um. Wollen die alle zur Landtagskandidatin?

Landtagskandidatin der Grünen lebt mit ihrer Familie in Mülheim-Styrum

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Die witzelt in offener Ruhrpottart gleich rum. „Ein Erkennungszeichen hätten wir schon ausmachen sollen“ – auch wenn sie damit keinen Regenschirm mit dem Logo von Bündnis 90/Die Grünen meint; den Vorschlag winkt sie lachend ab. Bis es wirklich losgeht, gibt Kathrin Rose Einblick in ihr Leben: 42 Jahre ist sie, hat eine siebenjährige Tochter und lebt mit ihr und dem Mann in Styrum. Eigentlich wäre die Tochter gern mitgekommen, aber gerade erst genesen, wäre dieser auf zwei Stunden terminierte Spaziergang wohl doch zu viel für sie. „Die ist sonst immer dabei, wie ich damals auch“, sagt Rose und lacht – wie so oft bei diesem Treffen.

Fünf Interessierte scharen sich um sie. Vier davon sind Parteimitglieder, was exakt auch dem Konzept der politischen Gänge entspricht. Schließlich sollen auch die Mitglieder die Gelegenheit nutzen können, ihre Landtagskandidatin in diesem bewusst offen gehaltenen Rahmen zu erleben, führt das Ehepaar Silke und Carsten Behrendt aus.

Schwäche des Formats: Wer nicht direkt daneben steht, bekommt kaum etwas mit

Die vis-à-vis liegende VHS ist das erste, sich beinahe aufdrängende Thema, das von einer engagierten Mülheimerin der Bürgerinitiative „Erhalt unserer VHS in der Müga“ zur Sprache gebracht wird. Schnell entspinnt sich ein Gespräch mit Kathrin Rose und den Übrigen, doch dabei tut sich eine Schwäche des Formats auf: Wer nicht direkt daneben steht, bekommt kaum etwas mit.

Persönliche Referentin der Landtagsabgeordneten Sigrid Beer

Vom Elternhaus früh politisiert – die Mutter bei den Grünen, der Vater bei der SPD –, arbeitete Kathrin-Rosa Rose seit 2011 für die Grünen in Düsseldorf, trat der Partei allerdings erst im Februar 2017 bei. „Als die Prognosen für die Grünen so schlecht aussahen, vor allem aber, weil die AfD so extrem erstarkte.“

In Mülheim ist sie seit langem ehrenamtlich engagiert, was sie bei einem Landtagsmandat natürlich einschränken muss, bedauert Kathrin Rose schon jetzt. „Kommunalpolitik macht man wirklich nur, wenn man Spaß dran hat und es gerne tut“, gibt sie zu. Denn inzwischen ist sie Persönliche Referentin für die Landtagsabgeordnete Sigrid Beer. „Ich weiß also, was mich erwartet.“

„Wer wirklich Verantwortung übernimmt, der arbeitet immer über 60 Stunden die Woche“, sagt sie und ist froh, dass der Vater ihrer Tochter im Schichtdienst arbeitet und dementsprechend oft Zeit hat – zusammen mit den vier in Mülheim lebenden Großeltern.

„Je länger sie leer steht, desto teurer wird die Renovierung“, darin sind sich alle einig, doch schon ist die Gesprächsrunde bei der IGA (Internationale Gartenausstellung) angekommen. Beschlossene Sache, aber wie die Gelder fließen sollen, ist noch unklar. „Ich glaube, es ist wichtig, Geld zu investieren, damit viele davon profitieren“, sagt Rose, und erinnert daran, dass die Müga einst auch heftig umstritten war.

Rose glaubt: Städtische Orte sind als Begegnungsräume wichtig

Dann schwenkt sie weit den Arm und führt aus: „Wir stehen ja hier an perfekter Stelle: die VHS, die Müga, der Ringlokschuppen, der RS 1, die Stadthalle – im Nu ist man auf der anderen Ruhrseite und in der Stadt. Die Müga ist enorm wichtig für Mülheim“, glaubt Rose. Sie habe aber auch – zum Beispiel in Zusammenhang mit den Stadtteilbibliotheken – mitbekommen, dass viele städtische Orte primär als Begegnungsräume wichtig seien, und kehrt damit zur VHS zurück. Dann sei es wichtig, zu fragen: „Was können wir bieten, was können wir stemmen?“

Kathrin Rose im Gespräch mit einer Teilnehmerin des politischen Gangs.
Kathrin Rose im Gespräch mit einer Teilnehmerin des politischen Gangs. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Immer wieder landet Kathrin Rose beim Thema Finanzen, sagt resolut: „Genau deshalb will ich ja in den Landtag, denn dort wird das Geld verteilt.“ Das Manko dieses Konzepts eines lockeren Spaziergangs mit politischem Gespräch ist gleichzeitig die größte Stärke, denn wenn Kathrin Rose neben einem geht, ist sie ganz Ohr – beziehungsweise Mund. Dann packt sie aus. Wie sehr sie es zum Beispiel bedauert, dass die Grünen so wenige Mitglieder haben. „Da haben es die anderen Parteien leichter. Bei uns müssen wenige viel machen, während die anderen es verteilen können.“ Vor allem das Fehlen von 30- bis 45-Jährigen beklagt sie, die ja zumeist Eltern sind. Frauen in dem Alter seien immer noch eine Seltenheit. „Die Erziehung der Kinder bleibt doch immer noch mehr an ihnen hängen.“

„Es geht nur verantwortlich und miteinander“, betont die Politikerin mehrfach

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Der politische Gang endet auf dem heute besonders beliebten, eigentlich idyllischen, jetzt aber übervölkerten Fossilienweg an der Rampe zur Graf-Wirich-Straße. Ob Asphalt wirklich der richtige Belag sei, wagt Rose nicht zu entscheiden. „Ich muss mich da auf die Fachleute verlassen.“ Sie kennt den Weg nur von früher, als sie in Saarn lebte; die Streitigkeiten zwischen Fußgängern, Fahrradfahrern und Hundebesitzern sind ihr aus Styrum allerdings bekannt. „Es geht nur verantwortlich und miteinander“, betont sie mehrfach. „Vielleicht hilft ja die Fahrradstaffel“, hofft sie und bezieht sich auf deren Aufbau beim Ordnungsamt, wo Mitarbeitende derzeit umgeschult und ausgerüstet werden.

Die Gruppe scheint – wie Kathrin Rose auch – zufrieden mit diesem Auftakt des neuen Formats. Weitere werden folgen, dann in anderen Stadtteilen, damit auch jede und jeder die Chance erhält, die Landtagskandidatin näher kennenzulernen.