Mülheim. Thema Herdenimmunität: Mülheims SPD-Chef Rodion Bakum hatte dem Oberbürgermeister einen offenen Brief geschrieben. Darauf gab’s nun die Antwort.

Scharf kritisiert hat Mülheims SPD-Vorsitzender Rodion Bakum in der vergangenen Woche Aussagen von Oberbürgermeister Marc Buchholz (CDU) zur Corona-Pandemie. Der Mülheimer OB hatte in einem Interview mit dieser Zeitung unter anderem gesagt, man müsse „sich auch fragen, ob es nicht besser wäre, tatsächlich das Risiko einzugehen, dass alle einmal durchinfiziert sind, um auf Dauer aus der Pandemie zu kommen“.

Laut Mediziner Bakum aber, der daraufhin einen offenen Brief verfasst hatte, ist das Konzept der natürlichen Herdenimmunität widerlegt. Nur eine konsequente Impfkampagne könne Abhilfe schaffen. Buchholz reagierte nun mit einem persönlichen Schreiben auf den öffentlichen Vorwurf. Und machte klar: Auch für ihn ist das Impfen weiterhin das alles entscheidende Mittel der Wahl.

Über die Herdenimmunität habe er dennoch laut nachgedacht, und zwar „in Kenntnis der Tatsache, dass zunehmend Impfunwillige an Corona erkranken und mit der Gefahr schwerer Krankheitsverläufe unsere Gesundheitssysteme unnötig belastet werden“. Buchholz kritisierte Bakum, denn dieser habe in seinem Brief unerwähnt gelassen, „dass es auch aus meiner Sicht keine Alternative zum Impfen gibt“. Der SPD-Landtagskandidat habe gezielt „einen Satz aus dem Interview herausgelöst, um damit Wahlkampf zu machen“.

OB will weiter fürs Impfen werben und Maßnahmen ergreifen, um die Quote zu steigern

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Buchholz bedauert in dem von Bakum an die Redaktion weitergeleiteten Schreiben, dass die Bundesregierung die Entscheidung über eine allgemeine Impfpflicht nicht kurzfristig zur Abstimmung stellt. „Eine möglicherweise schnelle Entscheidungsfindung würde Ihrer und meiner Intention ,Nur Impfen hilft’ sicher mehr entsprechen.“ Er werbe weiter fürs Impfen und wolle alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Quote zu steigern. Er fühle sich „gut beraten durch die hohe Fachkompetenz im Krisenstab“. Man habe in Mülheim bereits viele Entscheidungen „unter großer Akzeptanz der Menschen“ umsetzen können.

Dies soll auch weiterhin gelingen, schreibt Buchholz an Bakum, weshalb er „den Dialog über einen Ausweg aus der Corona-Krise mit allen demokratischen, gesellschaftlichen Kräften“ führen werde. „Geleitet vom Grundgedanken unseres Grundgesetzes und der darin verbrieften Meinungsfreiheit vertrete ich die Auffassung, dass nur im gemeinsamen Gespräch mit Andersdenkenden die Argumente und Positionen aller Gehör finden sollten.“ Der SPD-Parteichef hatte Buchholz zuvor auch heftig kritisiert, weil dieser sich bereiterklärt hatte zum Austausch mit Vertretern der „Montagsspaziergänge“, darunter Initiator Christian Garcia Diaz („Coronasaurus“). Die Stadtspitze, so Bakum, gebe sich damit „der Lächerlichkeit preis“.