Mülheim. Robert Schruba ist Gesamtleiter Pflege der Intensivstation am Mülheimer Marien-Hospital. Er spricht über die Herausforderungen in der Pandemie.
Die Corona-Pandemie hat Robert Schruba nie an seiner Berufswahl zweifeln lassen. Dass er einmal in der Krankenpflege arbeiten wollte, wusste der 37-Jährige nämlich schon als Kind. Doch die Versorgung der Covid-19-Patienten im St. Marien-Hospital (SMH) hat auch für den Gesamtleiter Pflege der Intensivstation neue Herausforderungen gebracht.
Seit 15 Jahren arbeitet Robert Schruba in der Intensivpflege, seit drei Jahren im St. Marien-Hospital. Seine Arbeit ist für ihn nicht nur ein Job. „Die Krankenpflege ist für mich persönlich Berufung. Dafür muss man Herzblut haben“, ist er überzeugt. Stolz ist er darauf, das sein 50-köpfiges Team in der schwierigen Coronazeit mitgezogen hat. Keine einzige Ansteckung mit Covid-19 habe es bisher bei der Arbeit auf der Intensivstation gegeben, so Schruba. Obwohl sie alle ganz nah an den Infizieren arbeiten, die, wenn sie beatmet werden müssen, im künstlichen Koma liegen.
Ein gutes Hygienekonzept macht Robert Schruba dafür verantwortlich, von Anfang an sei genug Schutzkleidung vorhanden gewesen. Keiner der Mitarbeitenden habe sich wegbeworben in den vergangenen zwei Jahren. „Wir motivieren uns täglich, unser Bestmögliches zu geben“, sagt Schruba, der sich als sehr positiven Menschen beschreibt. Der Teamgeist sei hoch.
Spezialkleidung bei der Pflege Infizierter macht die Arbeit besonders aufwendig
Pflege in einer Pandemie, das komme in der Pflege-Ausbildung kaum vor. Ein Tuberkulose-Fall (Tbc) im Krankenhaus, vor etwa 16, 18 Jahren, das sei schon eine Besonderheit bei den Infektionskrankheiten gewesen, erinnert sich Schruba, der seine Krankenpflegeausbildung 2006 beendet hat und sei 2013 Fachkrankenpfleger Intensivpflege/Anästhesie ist.
Eine Intensivpflegekraft ist pro Schicht für zwei Patienten zuständig. Neun bis zehn Covid-19-Patienten wurden in der Hochzeit auf der Intensivstation des SMH behandelt. Auf der Station werden aktuell stets Kittel, Handschuhe, FFP3-Maske, Augenschutz und Kopfbedeckung getragen, was die Arbeit besonders aufwendig macht.
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Wenn ein Patient in die Bauchlage gedreht werden muss, was bei Covid-Patienten alle zwölf bis 24 Stunden geschieht, um die Sauerstoffaufnahme zu verbessern, erläutert Schruba, fassen fünf Personen mit an. „Das muss so sein, damit die Zugänge nicht verschoben werden.“ Denn Intensivmedizin und -pflege bedeutet vor allem Gerätemedizin und Infusionstherapie.
Besonders belastend, dass Angehörige Schwerkranke nicht besuchen durften
Die Arbeit mit Intensivpatienten, die sich in einem kritischen Zustand befinden, ist auch in normalen Zeiten nicht nur körperlich belastend. „Man kann auf einer Intensivstation eigentlich nie voraussehen, wie der Dienst werden wird“, sagt Robert Schruba. Manchmal sei es ruhig, und dann kommen eben „vier, fünf Aufnahmen auf einmal“. Dann muss es oft sehr schnell gehen, bei aller Routine. Und die medizinische Neuerungen müssten zwischendurch auch immer wieder umgesetzt werden.
Wer auf der Intensivstation arbeitet, kann nicht jeden Patienten retten. In Coronazeiten war es besonders belastend, dass die Schwerkranken keinen Besuch von Angehörigen bekommen durften. „Die Menschen hatten dann nur noch uns“, sagt Robert Schruba. „Wir haben die Patienten am Bett beim Sterben begleitet.“ Das lerne man so in der Pflegeausbildung nicht. „Das geht auch an keinem spurlos vorbei“, betont Schruba, der viele Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen geführt hat.
Im Sommer 20n21 konnten die Intensivpflegekräfte in Mülheim kurz durchatmen
Ausbildung zur Pflegefachkraft
Auch das St. Marien-Hospital bildet Pflegefachkräfte in Mülheim aus. Die Ausbildung dauert drei Jahre.
Voraussetzung für eine Bewerbung bei der Contilia Akademie ist ein Realschulabschluss oder Hauptschulabschluss mit abgeschlossener zweijähriger Berufsausbildung.
Ausbildungsbeginn ist jeweils zum 1. April und zum 1. Oktober eines jeden Jahres. Fragen zu Bewerbungen beantwortet die Schulleitung: Susanne Lehmann, 0208 305 2811. Mehr Info unter: contilia.de/ausbildung
Aber es gibt ja auch die Patienten, die sich erholen, die die Intensivstation in einem besseren Zustand verlassen können. „Das ist ein schönes Gefühl, wenn man denken kann: Hier habe ich gute Arbeit geleistet.“ Wie bei dem schwer erkrankten Covid-Patienten, der lange sechs Wochen im künstlichen Koma beatmet wurde und dann die Intensivstation verlassen konnte, um sich in einer Rehaklinik weiter zu erholen. Für Robert Schruba gehört die Ansprache der bewusstlosen Patienten ganz selbstverständlich dazu. „Manche“, hat er erfahren, „erinnern sich nach dem Aufwachen auch noch an die Stimme.“
Fast zwei Jahre Corona-Pandemie: Im vergangenen Sommer konnten sie auf der Intensivstation des St. Marien-Hospitals mal durchatmen, doch schon im August/September gingen die Infizierten-Zahlen wieder hoch. „Das haben wir auf Intensiv sofort gemerkt“, sagt Robert Schruba. Und obwohl auch der Umgang mit Covid-19 für die Fachkräfte inzwischen Routine hat, „sehnt man sich nach zwei Jahren nach dem normalen Arbeiten, nach der normalen Routine“, sagt er.