Mülheim. Im Wohnstift Uhlenhorst in Mülheim hat sich das verwirklicht, was so viele befürchten: Nach einem Corona-Ausbruch sind fünf Menschen gestorben.

Die Zahl der Corona-Toten in Mülheim wächst derzeit schnell: Seit dem 25. November sind laut Gesundheitsamt weitere acht Menschen an oder mit einer Covid 19-Infektion gestorben, darunter allein fünf Frauen im Evangelischen Wohnstift Uhlenhorst. Am 17. November war dort ein erster Verdachtsfall aufgetreten, berichtete Pflegedienstleiter Eric Hörnemann auf Nachfrage dieser Zeitung. In der Folge seien insgesamt neun Bewohner und Bewohnerinnen erkrankt.

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Fünf von ihnen überlebten die Infektion nicht. Einer Frau gehe es „nach wie vor nicht richtig gut“, die restlichen drei seien „auf dem Weg der Besserung“, so Hörnemann. „Sie befinden sich alle in Quarantäne und dürften nur dann Besuch bekommen, wenn eine palliative Situation vorliegen würde.“ Noch bestehe durchaus ein Ansteckungsrisiko. Man stehe in engem Austausch mit dem Gesundheitsamt.

Eine Frau war ungeimpft, alle anderen hatten längst beide Impfungen

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Die fünf verstorbenen Seniorinnen waren laut Pflegedienstleitung Mitte 80 oder älter und sie hatten zum Teil erhebliche Vorerkrankungen. Eine Frau war ungeimpft, alle anderen betroffenen Bewohner hatten längst beide Impfungen. „Einige waren sogar schon geboostert. Zu erleben, dass selbst das keine 100-prozentige Sicherheit bedeutet, erfüllt unsere Bewohner und Mitarbeiter jetzt wirklich mit Sorge.“

Wie das Coronavirus seinen Weg in die Einrichtung gefunden hat, lasse sich nicht mehr nachvollziehen, sagt Hörnemann. Von den insgesamt 105 Plätzen des Wohnstifts seien aktuell nur wenige frei und man habe im Kampf gegen das Virus schon immer mehr getan als vorgeschrieben. Zum Beispiel deutlich häufiger Bewohner, Mitarbeiter und Besucher getestet.

Ins Mülheimer Haus komme aktuell nur rein, wer tagesaktuell getestet ist

Auch jetzt teste man tagtäglich alle Menschen, die in dem Haus leben oder arbeiten. „Und wir bitten die Besucher, sich auch an allen Vorgaben zu halten und ihre Kontakte auf ein Minimum zu beschränken, um die Bewohner nicht weiter zu gefährden.“ Ins Haus komme aktuell nur rein, wer tagesaktuell getestet ist. Dennoch wisse man natürlich, dass es jederzeit wieder zu Infektionen kommen kann. „Wir hatten auch schon fünf Mitarbeiter, die positiv getestet wurden. Das kann leider immer wieder vorkommen“, so Hörnemann.

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Auch wenn nun fünf Frauen im Zusammenhang mit dem Corona-Ausbruch gestorben seien, könne man beim Wohnstift gewiss „nicht von einem Hotspot sprechen“, sagte Stadtsprecher Volker Wiebels am Freitagnachmittag. „Die Betroffenen waren sehr alt und mehrfach vorerkrankt.“ Möglicherweise habe ihr Impfschutz nachgelassen.

Auch drei ältere Männer aus Mülheim sind an oder mit Covid 19 gestorben

Neben den fünf Frauen sind auch drei Männer aus Mülheim in den vergangenen Tagen an oder mit Covid 19 gestorben. Auch bei ihnen handelte es sich laut Stadt um ältere Mitbürger, bei denen Vorerkrankungen bekannt waren. Auch sie waren größtenteils geimpft.

Stadt Mülheim: „Keine Hotspots in Schulen oder Kitas“

Von den aktuell 733 infizierten Mülheimern sind 30 über 80 Jahre alt. Weitere 88 sind zwischen 60 und 80 Jahre. Deutlich mehr Fälle gibt es derzeit bei jüngeren Menschen: 207 sind zwischen 40 und 60 Jahre alt und weitere 189 zwischen 20 und 40.

Die Gruppe der Null- bis 20-Jährigen ist aktuell am größten. Am Freitag wies das städtische Dashboard 219 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus, die mit Covid 19 infiziert sind. Laut Stadt sind im Bereich der Kitas neun Fälle bekannt, bei den Sechs- bis Zehnjährigen gibt es 40 Fälle und bei Schülern zwischen elf und 18 Jahren 28 Fälle.

Im Bereich Schule und Kitas gebe es derzeit „keine besonderen Hotspots“, so Sprecher Volker Wiebels. Dass die Zahlen der verhängten Quarantänen seit Tagen zurückgehen, während die Infektionszahlen bei den jungen Menschen wachsen, sei kein Widerspruch: „Durch die zunehmende Durchimpfung muss ein Anstieg der Fallzahlen nicht mit einer dramatischen Erhöhung der Quarantänefälle einhergehen.“ Besonders im Bereich Kita und Schule werde das Mittel Quarantäne „so sinnvoll und wenig wie möglich“ eingesetzt.

Seit Beginn der Pandemie sind damit 253 Mülheimer und Mülheimerinnen im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gestorben. Aktuell sind zudem 733 Menschen in der Stadt infiziert. Die Situation ist für viele Bürger schwer aushaltbar. Und sie stellt auch die Stadtverwaltung vor permanent große Herausforderungen: „Die personelle Lage im Amt für Gesundheit und Hygiene ist weiterhin schwierig.“ Besonders im Bereich Kontaktpersonennachverfolgung könnten bis zu 24 Stunden vergehen, ehe Fälle bearbeitet werden.