Mülheim. Hockeyfans aus Mülheim und Nachbarstädten haben zusammen gefeiert – viele Menschen haben sich dabei infiziert. Verantwortlicher räumt Fehler ein.

Eigentlich hatte der 24. Oktober 2021 das Potenzial, ein Supertag zu werden für die Uhlenhorster Hockeyfreunde. Drei Mülheimer Jugendmannschaften waren im Rennen um die Deutsche Meisterschaft. Den Titel aber verpassten alle drei – und nun wurde auch noch bekannt, dass sich an diesem Tag auf der Anlage des HTCU mehr als 20 Menschen mit Covid-19 infiziert haben.

Laut Mülheimer Gesundheitsamt feierten Mannschaften und Fans trotz der Niederlagen am Abend miteinander, insgesamt seien es „154 Personen aus Mülheim und umliegenden Städten“ gewesen. Im Zusammenhang mit der Feier haben man später 21 Infektionen festgestellt; der Stadt seien allerdings nur die Zahlen aus Mülheim bekannt, so Gesundheitsamtsleiter Dr. Frank Pisani. 14 Teilnehmer und Teilnehmerinnen hätten sich bei der Party selbst angesteckt, sieben weitere Personen anschließend „im familiären Umfeld“. Ein Großteil der Infizierten sei geimpft gewesen und habe nur leichte Symptome entwickelt. Schwere Verläufe seien nicht bekannt.

Für das Event lag ein Hygienekonzept vor, betont Mülheims Chef des Gesundheitsamtes

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„Für das gesamte Event lag ein Hygienekonzept vor“, betont Pisani. „Eine Massenquarantäne war somit zu keiner Zeit verhältnismäßig.“ Alle Kontaktpersonen der infizierten Personen seien ermittelt und entsprechend den Regeln „häuslich abgesondert“ worden. Klar sei: „Aufgrund der aktuell gültigen Fassung der Coronaschutzverordnung sind solche Zusammenkünfte erlaubt und möglich.“ Lange Zeit hätte sich die Mülheimer Bevölkerung sorgfältig an bestehende Hygieneregeln gehalten, „mit zunehmender Impfquote waren daher weitere Freiheiten und Lockerungen zu gewähren“.

Der Vorfall solle „als Warnung dienen und zur Vorsicht aufrufen“, sagt Pisani. Aktuell verlange der Gesetzgeber von einem Veranstalter nicht mehr, als den Impf-, Genesenen- und/oder Teststatus zu überprüfen und auf die Hygieneregeln zu achten. „Seitens der Stadt erfolgen stichprobenartige Überprüfungen der Eingangskontrollen.“ Es stehe „im Ermessen eines jeden, ob er sich diesem potenziellen Risiko aussetzt oder nicht“.

Strategiewechsel im Umgang mit der Pandemie gefordert

Der Chef des Gesundheitsamtes plädiert für einen „Strategiewechsel im Umgang mit der Pandemie hin zu einem Leben mit Covid“. Teilnehmer von Großveranstaltungen sollten beobachten, ob sie Symptome entwickeln und gegebenenfalls auf Besuche besonders gefährdeter Menschen verzichten.

Immer häufiger fällt das Training wegen Quarantänen aus

Corona führt mittlerweile schon wieder zu echten Einschränkungen, berichtet Hanns-Peter Windfeder. „Immer häufiger müssen wir das Training absagen, weil Kinder in Quarantäne geschickt werden.“

Der HTCU-Vereinsvorsitzende hofft, dass nun zumindest die Über-Zwölfjährigen die Hallensaison durchspielen können. „Auch bei unseren Jugendlichen ist die Impfquote nämlich hoch.“

Dass die Halle des großen Hockeyvereins keine Heizung hat und durchaus zugig ist, war in früheren Jahren Grund für viel Kritik: Jetzt, während der Pandemie, ist dieser Umstand ziemlich günstig, findet Windfeder.

Grundsätzliche Erwägungen über das Thema Corona stellt auch Hanns-Peter Windfeder, 1. Vorsitzender des HTC Uhlenhorst, an. Auch wenn das Gesetz es erlaube, sei man längst noch nicht sicher, ob man in der Hallensaison Zuschauer zulässt. Die ganze Situation sei schon wieder „extrem schwierig“. Zumal die Zahl der Impfdurchbrüche „bemerkenswert hoch“ sei. Im Verein und dem näheren Umfeld, so glaubt Windfeder, sind mindestens 95 Prozent der Menschen geimpft. Darauf habe man sich lange verlassen – „doch das scheint jetzt nicht mehr zu reichen“. Man sei daher dazu übergegangen, die Mannschaften vor jedem Zusammentreffen durchzutesten – „egal, ob jemand geimpft ist oder nicht“.

Vereinsvorsitzender räumt Fehler ein

Dass sich viele Teilnehmer der Feier angesteckt haben, bedauert Windfeder. Er räumt ein, man habe „Fehler“ gemacht: „Wir haben nicht bedacht, dass der 24. Oktober der letzte Tag der Herbstferien war – die Schüler also nicht – wie sonst üblich – drei mal die Woche getestet worden waren.“ Möglicherweise seien manche Kinder unwissentlich infiziert gewesen, „das merkt man ja nicht immer, weil sie oft keine Symptome entwickeln“. Die Feier mit der Mannschaft, die zu Hause angetreten war, und mit den beiden anderen, die in Hannover sowie in Berlin spielen mussten, habe nicht nur unter freiem Himmel stattgefunden, sondern durchaus auch im Clubhaus, und damit in nicht ideal gelüftetem Raum.