Mülheim. Zum zweiten Mal organisierte die Stadt Mülheim eine dreistündige Corona-Hotline. Die Fragen drehten sich in erster Linie um die Booster-Impfung.

Der Fotograf dieser Zeitung muss Geduld mitbringen. Als schon alle beteiligten Ärzte für ein Gruppenfoto zusammenstehen, klingelt wieder das Telefon. Ein Mülheimer oder eine Mülheimerin möchte sich über die Booster-Impfung oder Quarantäne-Richtlinien informieren. Am Ende der zweiten dreistündigen Corona-Hotline der Stadt Mülheim wurden rund 80 Anrufe gezählt.

Das waren etwas weniger als bei der ersten Telefonaktion Anfang Februar, als innerhalb von vier Stunden weit über 100 Gespräche geführt wurden. „Aber jede Information ist wichtig“, betont Impfarzt Dr. Stephan von Lackum. Er habe die Anruferinnen und Anrufer grundsätzlich als sehr dankbar empfunden.

Fragen waren gezielter und persönlicher

Unter dem Strich seien die Fragen noch deutlich gezielter und persönlicher gewesen, als beim letzten Mal. „Die meisten Gespräche sind kurz und prägnant und die Leute sind auch dankbar für kurze, konkrete Antworten“, sagt von Lackum. Nur selten seien längere Diskussionen entstanden. „Natürlich müssen wir uns erst einmal die ganze Geschichte anhören, weil wir die Leute nicht kennen“, erläutert Thomas Franke, leitender Notarzt der Feuerwehr.

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Ein Großteil der Fragen drehte sich um den Zeitpunkt der Booster-Impfung. „Man merkt, dass die Menschen geboostert werden wollen und einfach diese sechs Monate nicht abwarten möchten“, sagt Franke. Mülheim werde die neuerliche Impfung in vielen Fällen aber schon deutlich vor der Zeit zur Verfügung stellen.

Leitender Notarzt Franke: „Die Impfstellen laufen über“

„Die Impfstellen laufen schon wieder über, weil der Wunsch jetzt explosionsartig zunimmt“, sagt Franke und ergänzt: „Viele wollen keine drei oder vier Wochen warten, sondern stellen sich lieber ein bis zwei Stunden an, damit sie es hinter sich haben.“ Die Arztpraxen stießen dabei längst an ihren Grenzen. „Viele Haus- und Fachärzte erklären sich mittlerweile für Samstage bereit“, weiß Stephan von Lackum zu berichten.

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Der Hausarzt aus Speldorf hat aber auch eine angespannte Stimmung ausgemacht. Denn immer noch seien 24.000 impfberechtigte Mülheimerinnen und Mülheimer nicht geimpft. „Die Leute sind sauer, dass es immer noch so viele Ungeimpfte gibt“, sagt van Lackum. Kinderarzt Dr. Olaf Kaiser hatte einen ungeimpften Kandidaten am Telefon, der seit zwei Jahren fast nur zu Hause war. „Und jetzt sollte ich ihn überzeugen“, schildert Kaiser.

Gesundheitsamtsleiter: „Imfpung ist kein Schutzschild“

Sein Kollege Thomas Franke glaubt, dass sich der ein oder andere in der nächsten Zeit noch umentscheiden wird. „Die Daumenschrauben werden jetzt zu Recht angezogen und die Leute wollen auch nicht von allem ausgeschlossen werden“, sagt er.

Dabei, das zeigt die Entwicklung der vergangenen Tagen und Wochen eindeutig, ist die Impfung noch längst kein Freifahrtsschein. Das möchte auch Dr. Frank Pisani, Leiter des Gesundheitsamtes, nach den Telefongesprächen noch einmal betonen: „Die Leute denken, wenn sie geimpft sind, haben sie ein Schutzschild. Es besteht aber weiter die Möglichkeit, dass ich andere infiziere.“

Experten rufen die einfachsten Hygieneregeln in Erinnerung

Kinderimpfung wohl nicht vor Weihnachten

Als Vertreter der Kinder- und Jugendärzte beantwortete Dr. Olaf Kaiser an der Corona-Hotline in erster Linie die Fragen zur Impfung für Kinder. „Viele wollten wissen, wie die organisiert wird“, so der Kinderarzt.

Einen konkreten Zeitpunkt konnte Kaiser den Anruferinnen und Anrufern aber nicht nennen. „Zunächst muss ja der Impfstoff zugelassen werden“, so der Experte. Danach werde es mit Sicherheit noch bis Weihnachten dauern.

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Daher erinnern die Experten gerne noch einmal an die einfachsten Hygieneregeln. „Man sollte sich selbst beobachten und eigenverantwortlich handeln“, sagt Pisani. Heißt zum Beispiel: Wer sich nicht gut fühlt, sollte nicht am nächsten Tag ein Altenheim aufsuchen. „In Innenräumen empfehle ich eine Testung“, ergänzt van Lackum – und zwar auch, wenn sie nicht vorgeschrieben sein sollte. Die Möglichkeiten dazu werden in naher Zukunft wieder steigen, denn im Gesundheitsamt seien schon jede Menge Anträge auf Eröffnung einer Teststelle eingegangen.

Ging es nicht um die Booster-Impfung, drehten sich jede Menge Fragen um mögliche Quarantänen. Ist sie notwendig, wenn ich geimpft bin? „Sind Sie symptomatisch, dann gehen sie in eine Standard-Quarantäne“, antwortet Dr. Frank Pisani. Bei sieben Tagen ohne Symptom bestehe in Mülheim aber die Möglichkeit, sich freitesten zu lassen.

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