Mülheim. Mülheims Corona-Krisenstab hat große Sorgen wegen des Infektionsgeschehens. Erste Veranstaltungen sind abgesagt. Und die Adventsmärkte?
Krisenstabsleiter Frank Steinfort ist höchst besorgt ob der rasant steigenden Infektionszahlen in der Stadt. Der Wert der Sieben-Tage-Inzidenz durchbrach am Dienstag die 200er-Schwelle.
Bei exakt 206,5 lag der Wert. 514 Mülheimerinnen und Mülheimer sind mit dem Virus infiziert, 638 Stadtbewohner hat das Gesundheitsamt in häusliche Quarantäne geschickt. „Das Tückische ist: Zu viele Menschen denken, sie könnten, weil sie zweimal geimpft sind, wieder sorglos leben“, so Krisenstabschef und Stadtdirektor Steinfort. Er führt den Bürgern vor Augen, dass der Schutz der Impfungen nachlasse, je länger die Impftermine her und je älter die Impflinge seien. Und dass es in Deutschland immer noch Millionen Menschen ohne Impfung gebe.
Stadt Mülheim sagt erste eigene Veranstaltungen ab
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Steinfort mahnt eindringlich, die sozialen Kontakte zu beschränken, sich nicht in größeren Gruppen zu treffen – und nur bei guter Durchlüftung. Neue Beschränkungen kommen, weiter beratschlagen will die Stadtverwaltung, wie sie mit ihren größeren Veranstaltungen in der nahen Zukunft weiter plant. Nicht ausgeschlossen, dass es Absagen geben wird. Schon am Dienstag abgesagt wurden der Kreativmarkt am Samstag in der Stadthalle, ebenso ein Empfang der Olympioniken bei OB Buchholz.
Die Mülheimer Stadtmarketing- und Tourismusgesellschaft hält laut Jens Weber, dem Leiter des dortigen Eventmanagements, bis auf Weiteres am Weihnachtstreff auf der Schloßstraße, an der Hafen- und Schlossweihnacht fest. „Das kann sich aber noch ändern“, so Weber. Rolf Schulze vom Verein „Pro Altstadt“ ging am Dienstag hingegen fest davon aus, dass der Adventsmarkt in der Altstadt wie geplant Freitag starten wird. Bis zu zehn Ordner sollen dann „2G“ kontrollieren. Am Dienstag hätten Ordnungsamt und Feuerwehr das Veranstaltungskonzept abgenommen, so Schulze.
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Zurück zum Krisenmanagement der Stadt. Die Probleme und die Belastung sind schon jetzt enorm. Die Verwaltung hat laut Steinfort etwa erneut Hilfe der Bundeswehr bei der Kontaktverfolgung von Infizierten im Gesundheitsamt angefragt. Die städtische Behörde habe bei der Nachverfolgung „größte Probleme, weil die Zahlen so explosiv gestiegen sind“, sagt Steinfort. Man müsse sich aktuell beschränken. „Wir rufen nur noch den Indexfall an, Quarantänen verhängen wir praktisch nur noch für direkt betroffene Haushaltsmitglieder.“ Darüber hinaus fragten die Mitarbeiter lediglich noch nach, ob es Kontakt zu einer Gemeinschaftswohneinrichtung gegeben habe.
3G am Arbeitsplatz: Ein riesiger Aufwand für Mülheims Verwaltung
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Auch ein großes Thema für die Stadtverwaltung mit ihren mehreren Tausend Beschäftigten: die Organisation von 3G am Arbeitsplatz. „In der Kürze gar nicht zu leisten“, sagt Steinfort, gleichsam Personaldezernent im Rathaus. Noch am Montag gab es keine verbindliche Rechtsgrundlage dafür. Die Stadtverwaltung überlegt, in Ämtern einzelne Mitarbeiter dafür zu schulen und abzustellen, um Testungen anderer Kollegen beizuwohnen. Aber auch über den Publikumsverkehr, etwa im Bürgeramt, in der Sozialagentur oder der Ausländerbehörde, muss sich die Verwaltung dieser Tage Gedanken machen. Ob und wie der Zugang für Bürger beschränkt wird, ist noch nicht entschieden.
Die städtischen Impfstellen am Limit,die impfenden Arztpraxen an der Belastungsgrenze, Versorgungsengpässe mit Impfstoff in den Praxen, eine deutliche Zunahme an stationären Aufnahmen von Covid-19-Patienten in den örtlichen Krankenhäusern – es gibt aus dem Krisenstab aber auch gute Nachrichten: Wahrscheinlich am 3. Dezember werde die letzte Auffrischungsimpfung in einem der Mülheimer Seniorenheime verabreicht, so Steinfort. Und in Kitas und Schulen sei die Lage weiter nicht besorgniserregend.
Corona-Tests: Es drängen wieder mehr Testcenter auf den Mülheimer Markt
Ein letztes Phänomen dieses zweiten Corona-Herbstes: Aufgrund der Verschärfungen für Ungeimpfte, aber auch für Geimpfte stellt die Stadt fest, dass es wieder deutlich mehr Interesse gibt, für mittlerweile wieder kostenlose Bürgertests Testcenter in der Stadt zu eröffnen. Dabei strebten einige Betreiber die Wiedereröffnung ihrer zwischenzeitlich geschlossenen Center an, so Steinfort. Es seien aber auch neue Interessenten an die Stadt herangetreten. Die Verwaltung sei bemüht, bei der Zulassung der Center auf eine „räumlich gute Verteilung“ im Stadtgebiet zu achten. In einigen Fällen muss aber erst die Bauaufsicht nötige Umbauten absegnen.