Mülheim. Mülheimer Gastronomen, Freizeit- und Kulturveranstalter rüsten sich für 2G. Einige fürchten, Besucher zu verlieren - oder sogar Beschäftigte.

Einen erneuten Winter-Lockdown soll es auf keinen Fall geben, doch die 2G-Regelung kommt auf alle zu. Einige Stimmen aus Mülheim.

Das sagt der Schwimmbad-Chef

Zustimmend und recht entspannt nimmt Andreas Wildoer, Geschäftsführer der SWiMH, die künftige Regelung auf. Die Gesellschaft betreibt alle Mülheimer Hallenbäder. „Ich persönlich finde 2G gut“, sagt Wildoer. „Wir sind gemeinsam in die Pandemie geschlittert und müssen jetzt gemeinsam wieder raus.“

Es seien auch nur noch wenige Schwimmbadbesucherinnen und -besucher ungeimpft. „Wir reden nur über einen Bruchteil derjenigen, die kommen“, sagt Wildoer, und schätzt die Impfquote der Bädernutzer auf 85 bis 90 Prozent. Wenn sie nicht gar noch höher liege: „Im Wennmann-Bad hatten wir gestern kaum mehr als zehn Personen mit Testnachweis“ - bei 250 bis 300 Besucherinnen und Besuchern pro Tag. Einen G-Nachweis, welchen auch immer, brauchen im Schwimmbad alle ab 18 Jahren, ab 16 Jahren wird nach dem Schülerausweis gefragt.

Andreas Wildoer, Chef der Mülheimer Hallenbäder, findet die 2G-Regelung gut. Nur noch ein Bruchteil der Badegäste sei ungeimpft, beobachtet er.
Andreas Wildoer, Chef der Mülheimer Hallenbäder, findet die 2G-Regelung gut. Nur noch ein Bruchteil der Badegäste sei ungeimpft, beobachtet er. © Funke Foto Services | Martin Möller

Das sagt die Stadthallen-Leiterin

Beim kulturellen Treiben in der Mülheimer Stadthalle verändern sich durch striktere Regelungen nur die Umstände, aber nicht der gut geübte Ablauf, meint deren Leiterin Sylvia Thum. Sie zeigt sich sorglos - reibungslos habe die 3G-Überprüfung bis jetzt geklappt.

„Wir finden die Regelungen sehr gut und notwendig“, so Thum zu den 2Gs, die auch auf die Stadthalle zukommen. Besucher seien eh überwiegend genesen oder geimpft zu Veranstaltungen aufgetaucht. Nur eine Erklärung bleibe für das möglicherweise schrumpfende Publikum: „Was zu weniger Besuchern führen könnte, ist die Verunsicherung.“

Das sagt die Kino-Geschäftsführerin

Die Filmpassage im Forum hat ohnehin mit Besucherschwund zu kämpfen - wegen wachsender Leerstände im Einkaufszentrum. Dies berichten jedenfalls die Betreiber. Die Einführung von 2G-Kontrollen würde zusätzliche Umsatzeinbrüche bringen, meint Geschäftsführerin Anja Thies. „Besucher, die bislang mit Test gekommen sind, bleiben dann weg. Der überwiegende Teil ist zum Glück schon geimpft oder genesen, ich schätze 80 bis 85 Prozent.“

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Sie persönlich habe für die Verschärfung aber Verständnis, sagt Anja Thies, und fände sie gut: „Ich glaube, es ist der einzige Weg, um aus der Pandemie wieder rauszukommen.“ Das Kino werde sich der Situation stellen und weiterhin kontrollieren. „Unser größtes Problem ist die Verunsicherung der Menschen. Obwohl wir unsere Homepage ständig anpassen, die aktuellen Regeln auch über soziale Medien kommunizieren, haben die Leute immer noch viele Fragen.“

Anja Thies hofft nur, dass den Kinos 2G plus erspart bleibt, sprich: Zugang nur für Geimpfte und Genesene mit aktuellem Test. „Dann können wir zumachen. Das wäre eine Katastrophe für den gesamten Kultur- und Veranstaltungsbereich“, meint die Chefin der Filmpassage.

Das sagt der Ober-Karnevalist

„2G ist alternativlos. Wenn man sich die Zahlen anschaut, gibt es ja keine andere Möglichkeit mehr“, so kommentiert Markus Uferkamp, Vorsitzender des Hauptausschusses Groß-Mülheimer Karneval, die aktuelle Entwicklung. Bei den anstehenden Großveranstaltungen hätten die Karnevalisten die Verschärfung schon eingepreist. So sollte beim Prinzenball am 27. November in der Stadthalle, in dessen Rahmen traditionell auch die „Spitze Feder“ verliehen wird, ohnehin 2G gelten, berichtet Uferkamp. „Wenn jetzt aber 2G plus eingeführt wird, gestaltet sich alles ein bisschen schwieriger. Zum ausverkauften Prinzenball kommen 600 Leute, doch viele werden sich scheuen, wieder ein Testzentrum aufzusuchen.“

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Doch abzusagen ist für die Mülheimer Karnevalisten keine Alternative. Sie treffen Vorkehrungen für einen Prinzenball unter 2G und planen eigens dafür eine Teststation vor der Stadthalle. „Wir haben schon mit dem Roten Kreuz gesprochen“, sagt Uferkamp, doch dessen Preisvorstellungen seien den Karnevalisten noch deutlich zu hoch. „Es wären etwa 150 Euro pro Stunde plus zehn Euro pro Test. Bei solchen Kosten muss man keinen Prinzenball mehr machen.“ Alternativen würden noch gesucht - „wir wollen auf jeden Fall einen sicheren Karneval“.

Das sagt der Fußball-Fachschaftsleiter

Die Mannschaften werden sich bei den Hallenfußball-Stadtmeisterschaften, die Ende Dezember angepfiffen werden, den Ball auf Basis von 2G zupassen, so Peter Hein, Mülheimer Fachschaftsleiter Fußball. „Ich bin auch der Meinung, dass solche Veranstaltungen nur so stattfinden können“, bestätigt Hein, der mit der Stadt am Plan feilte. Mit den Vereinen sei es abgesprochen: Zuschauer, Trainer und Spieler werden auf „geimpft oder genesen“ überprüft. Trotzdem sei der Verlust ein paar jubelnder Zuschauer möglich.

Die eigenen Schützlinge in seiner Mannschaft beim MSV 07 seien zu 90 Prozent geimpft, berichtet Hein. Strengere Beschränkungen durch 2G und fehlende Spieler durch Quarantäne könnten den Vereinssport ins Stocken bringen, fürchtet er. Eine 2G plus-Regel? „Das ist schon sehr aufwendig, auch personell“, meint Hein. „Irgendwo muss es auch noch praktikabel sein.“

Das sagt der Kulturveranstalter

„Wir hätten sicherlich mit 3G weitergemacht“, erklärt Matthias Frense, Künstlerischer Leiter und Geschäftsführer des Ringlokschuppens, „aber ich verstehe, dass angesichts der Lage etwas passieren muss.“ Im Team werde intensiv über mögliche Wege diskutiert.

Matthias Frense, Künstlerischer Leiter und Geschäftsführer des Ringlokschuppens, berichtet von intensiven Diskussionen in seinem Team über die Corona-Regelungen.
Matthias Frense, Künstlerischer Leiter und Geschäftsführer des Ringlokschuppens, berichtet von intensiven Diskussionen in seinem Team über die Corona-Regelungen. © Pran Nordpol

Bei einigen Veranstaltungen im Ringlokschuppen werde 2G kaum einen Unterschied machen, da dort ohnehin die weitaus meisten Besucherinnen und Besucher geimpft seien, berichtet Frense, und nennt beispielsweise Tanztheater-Abende oder die Kulturgut-Reihe. „Aber wir haben auch Projekte im Bereich der kulturellen Bildung, wo es sich auswirken wird. Mit der 2G-Regelung werden wir dort sicherlich einige Menschen ausschließen müssen.“

Das sagt der Gastronom

Der Mülheimer Gastronom Rajesh Luthra, Betreiber des „Leonardo“ an der Schloßstraße, sieht durch die 2G-Regelung zwei Probleme auf sich zukommen. Zum einen geht es um den Außenbereich seines Cafés, in dem bislang nicht kontrolliert werden musste, künftig aber doch. Luthra will dort eine aufwändige Weihnachtsdeko installieren, „wir haben ein Budget von fast 2500 Euro dafür reserviert, überlegen jetzt aber, ob sich diese Investition in schwierigen Zeiten überhaupt lohnt“.

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Zum anderen fürchtet er neue Personalengpässe. Unter seinen insgesamt fast 40 Beschäftigten habe er „drei Kandidaten, die sich partout nicht impfen lassen wollen“. Bislang hätten sie immer negative Tests mitgebracht, „wenn aber 2G kommt, dürfen sie nicht mehr arbeiten“, so der Gastronom. „Dann würden drei gute Mitarbeitende fehlen“, die ohnehin schon schwer zu finden seien.

Gäste im Innenbereich seines Lokals seien jetzt schon fast ausnahmslos geimpft, ergänzt Luthra. Und: „Wir leben in einem Land, das von vernünftigen Leuten regiert wird. Dafür funktioniert hier vieles gut, darum müssen wir jetzt auch mit diesen Regeln leben und dürfen uns nicht beschweren. So sehe ich das als Geschäftsmann.“