Mülheim. 35 Jahre Spitze Feder des Mülheimer Karnevals: Dieses Jahr wird Moderator Wolfram Kons geehrt, nicht nur für seine Verdienste um das freie Wort.
Seit 1984 zeichnet der Hauptausschuss Groß-Mülheimer Karneval während seines Prinzenballs in der Stadthalle Journalisten, Politiker und Komiker für ihre Verdienste um das freie Wort mit dem Ehrenpreis der Spitzen Feder aus. Am Samstag (30. November) wird der RTL-Fernsehmoderator Wolfram Kons geehrt. Im Vorfeld der Auszeichnung ließ er sich auf ein ganz persönliches freies Wort mit der Redaktion ein.
Woran denken Sie, wenn Sie an Mülheim denken?
Wolfram Kons: Mir fällt das schöne Kunstmuseum in der Alten Post ein, das zurzeit renoviert wird. Ich denke an Helge Schneider, den Wasserbahnhof und die Weiße Flotte. Und mir gefällt sehr gut wie grün und hügelig es in Mülheim ist.
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Worüber können Sie lachen?
Darüber, dass ich bei der Spitze Feder Nachfolger von Woozle Goozle werde. Gegen diese Puppe, alias Martin Reinl, habe ich bei meinem Jungs (5 und 7) daheim on air keine Chance.
Wo hört für Sie der Spaß auf?
Wenn die Rechte von Kindern verletzt werden.
Muss man als Fernsehmoderator eine Spitze Feder im Gepäck haben?
Immer! Und die Kunst besteht darin, mit der Spitzen Feder zu piksen, ohne dabei zu verletzen. Es gab in der öffentlichen Kommunikation noch nie so viele Verletzungen wie jetzt in der Zeit der oft asozialen Medien. Ich habe das Privileg, als Fernsehmoderator Menschen mitteilen zu können, was mir wichtig ist. Aber privat habe ich keine Lust, irgendetwas über mich persönlich zu posten. Ich nutze das Internet nur als Informationsmedium für meine Sendungen, für den RTL – Spendenmarathon und Guten Morgen Deutschland, für NTV und die Kunst.
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Was würden Sie wem gerne mit spitzer Feder ins Stammbuch schreiben?
Ich glaube, dass wir Deutschen oft nicht zu schätzen wissen, in welch großartigem Land wir leben, in dem wir große Freiheiten und viele Möglichkeiten haben. Ich plädiere für mehr Toleranz und Gelassenheit in unserem Land und auch für die Bereitschaft, uns auch mal Fehler zuzugestehen und zu verzeihen. Wenn wir Deutsche 98 von 100 Punkten erreichen, diskutieren wir vor allem über die zwei Punkte, die uns noch fehlen. Das macht uns manchmal dann noch perfekter, nimmt uns aber auch viel Lebensfreude. Mein Wunsch: Lasst uns nicht immer so eng und spießig denken.
Seit 1991 beim RTL-Morgenmagazin
Der 1964 in der Karnevalshochburg Düsseldorf geborene und heute in Neuss lebende Wolfram M. Kons moderiert das Morgenmagazin und den Spendenmarathon des Kölner Privatsenders RTL. Er engagiert sich als ehrenamtlicher Vorstand der Stiftung „RTL Wir helfen Kindern e.V“, die mit Hilfe des Spendenmarathons seit 1996 mehr als 182 Millionen Euro für Kinderhilfsprojekte in Deutschland und aller Welt investieren konnte.
Seine journalistische Karriere begann er nach einem Jura-Studium und einem Volontariat beim Münchener Radio Gong in den 1980er Jahren als Reporter beim Südwestfunk, beim Bayerischen Rundfunk und bei Radio Luxemburg. 1991 stieg er als Redakteur und Moderator beim RTL-Morgenmagazin ein.
2004 wurde sein soziales Engagement mit der Verdienstmedaille des Bundesverdienstordens ausgezeichnet. Der Ehemann und zweifache Vater zeichnet auch als Produzent und Moderator für die NTV-Kunstsendung „NTV Inside Art“ verantwortlich.
Braucht man in unserer Demokratie Mut für das freie Wort?
Wir brauchen vor allem Mut zur Demokratie. Man kann nicht nur meckern und selbst nichts machen. Man muss auch selbst Verantwortung übernehmen. Das beginnt in den Kindergärten und Schulen, wenn es darum geht, wer da die Schulpflegschaft übernimmt. Ich engagiere mich sehr im und für das Ehrenamt. Ohne würde unsere Gesellschaft ärmer und kälter.
Was würden Sie durchsetzen, wenn Ihr Sender Sie zum Chefredakteur, Programmdirektor und Intendant in einer Person ernennen würde?
Ich würde jeden Monat einen Spendenmarathon starten. Letzte Woche konnten wir rund elf Millionen Euro Spenden für Kinder in Not sammeln. Ein Rekord der verpflichtet. Dabei ginge es mir nicht nur um das Geld, sondern vor allem darum, das Bewusstsein für Kinder in Not zu schaffen, das es auch bei uns hier in Deutschland gibt. Ich möchte die Menschen motivieren, sich nicht nur um sich selbst und die eigenen Probleme zu kümmern, sondern auch um ihre kleinen und großen Mitmenschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.