Mülheim. Long-Covid-Patient Markus Klotz wurde in Mülheim erfolgreich behandelt, kann sogar wieder Kitesurfen. Doch er sagt: „Es ist kein Wundermittel.“
Aus etlichen Ländern reisen Long-Covid-Patienten nach Mülheim. Sie hoffen, in der Praxis von Dr. Beate Jaeger endlich Hilfe zu finden, und zahlen teilweise viel Geld dafür.
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Ein Betroffener, der sich dort der Blutwäsche unterzog, war Markus Klotz, Österreicher mit Wohnsitz in Larnarca, Zypern. Den 43-Jährigen hat die Behandlung so überzeugt, dass er das Verfahren jetzt mit seiner eigenen Firma fördern, die Gründung von Apharese-Zentren vorantreiben will.
Familienvater war schwer an Long Covid erkrankt: „Ein Sterben auf Raten“
Klotz berichtet, er habe durch ein Interview im Deutschlandfunk von Jaegers Ansatz erfahren. Es wurde Anfang Juni gesendet, da war er - Unternehmer, Hobbysportler, Vater einer kleinen Tochter - ein schwer kranker Mann. Nach einer Corona-Infektion im November 2020, die zunächst nicht außergewöhnlich schwer verlief, sei er fast fünf Monate lang bettlägerig gewesen. Long Covid hatte ihn hart erwischt. „Das war kein Leben mehr“, sagt Markus Klotz über seine Leidenszeit, „das war ein Sterben auf Raten. An den schlimmsten Tagen konnte ich nicht mal ein Glas Wasser heben.“
Obwohl er kaum flugfähig war, quälte er sich nach Mülheim und quartierte sich für drei Wochen in einem Hotel ein. Bis Ende Juni wurde er vier Mal mit der HELP-Apherese behandelt und spürte schnell Besserung. „Ich kam mit blauen Lippen und blassem Gesicht in die Praxis. Schon nach der ersten Apherese habe ich gemerkt: Da passiert was. Der Lufthunger war weg.“ Heute, mehr als vier Monate später, fühlt sich der Unternehmer gesund. Auch die Kitesurfing-Szene hat ihn wieder. Nach neun Monaten Zwangspause hob er Mitte August vor der zyprischen Küste mit seinem Board hoch ab.
Für vier Behandlungen rund 5300 Euro gezahlt
Allein die vier Apherese-Behandlungen haben ihn rund 5300 Euro gekostet. Hinzu kamen Flug, Unterkunft in Mülheim, Laborberichte - insgesamt an die 7500 Euro, die der 43-Jährige selber bezahlt hat. Aus seiner Sicht hat es sich gelohnt. „Ich habe erlebt, wie allein gelassen wir Long-Covid-Patienten sind“, meint Markus Klotz. Aufgrund dieser persönlichen Erfahrungen stellt er sich jetzt auch beruflich neu auf, mit dem Ziel, die HELP-Apherese möglichst vielen Menschen verfügbar zu machen.
Markus Klotz will keine falschen Hoffnungen schüren, er betont: „Diese Behandlung ist kein Wundermittel.“ Nach bisherigen Erfahrungen kämen zwar die meisten Patienten wieder komplett auf die Beine. Andere würden zumindest deutliche Besserung erfahren, könnten vielleicht wieder arbeiten gehen. „Aber es gibt offenbar eine kleine Gruppe von Betroffenen, bei denen hilft es nicht.“ Etwa bei Menschen, die durch das Virus schon Organschäden erlitten haben.
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„Die meisten Apherese-Kliniken trauen sich noch nicht“
„Die Menschen müssen wissen, es ist noch experimentell.“ Generell aber drückt der Genesene große Hochachtung aus vor der Arbeit von Dr. Beate Jaeger. „Die meisten Apherese-Kliniken trauen sich noch nicht, Long-Covid-Patienten zu behandeln. Dr. Jaeger ist einfach unglaublich furchtlos.“
Auf der Website des von Markus Klotz mitgegründeten Vereins The Apheresis Association (nicht kommerziell) sind wissenschaftliche Veröffentlichungen zum Thema gesammelt. Außerdem findet man dort verschiedene Medienberichte über den Ansatz von Dr. Beate Jaeger.