Mülheim. Bei der ersten Mülheimer Medizinmesse am Flughafen trafen sich Experten, Macher, Führungskräfte aus der Medizintechnik. Fortsetzung ist geplant.
Diese Deko ist ein Mülheimer Alleinstellungsmerkmal: Luftschiff „Theo“ thronte prall gefüllt samt Kabine über der ersten „Health Innovation Rhein Ruhr“ im Hangar auf dem Flughafen bei der Premiere des ersten Messe-Medizin-Kongresses in Mülheim, wo sich Experten, Macher, Erfinder, Führungs- und Fachkräfte aus der Medizin-Technik informieren und austauschen konnten. Natürlich ging es zur Pilotveranstaltung vor allem um Themen rund um Covid-19 und die Corona-Pandemie. Aber nicht nur.
Den Gesundheitsstandort Ruhrgebiet mehr in den Fokus rücken
Oliver Schwan, Vertreter des Gastgebers WDL, kündigte bei der Eröffnung an, dass die Messe gern alljährlich wiederholt werden dürfe, er wünschte sich dazu ausdrücklich ein Feedback der – überwiegenden – Fachbesucher. Den Gesundheitsstandort Ruhrgebiet mehr in den Fokus zu rücken sei ein Ziel, Neuerungen und Produktinformationen aus der Medizintechnik rasch an die Fachleute zu bringen und Kontakte zu fördern, ein weiteres. Rund 20 Aussteller hatten sich zur Premiere eingefunden: So wurde auf der Messe unter anderem ein Schnellanalyseverfahren zur Bestimmung von Covid-19-Antikörpern vorgestellt, was interessierte Besucher auch gleich vor Ort ausprobieren konnten: Wenige Blutstropfen waren nötig, dann stand nach 15 Minuten fest, wie hoch die Antikörperkonzentration ist.
Ein neues Schnellanalysegerät schafft ein „kleines Blutbild“ ohne Labor, ein neu entwickeltes, mobiles Gerät fördert die Wundheilung mit kaltem Plasma, neue schnell wirkende Desinfektionsmittel sollen Hygiene-Budgets entlasten, auch innovative Patientenaufrufsysteme für den Wartebereich wurden vorgestellt: Während Fachfirmen ihre Produkte für die praktikable Anwendung rund um Krankenhaus und Arztpraxis präsentierten, gab es aber auch einen DRK-Stand, bei dem unter anderem das eigene Hausnotrufsystem beworben wurde.
Mit rund 400 Besuchern wurde bei der ersten Veranstaltung gerechnet
Die erste „Health Innovation Rhein Ruhr“ entstand in kurzer Zeit – und mit hoher Mülheimer Beteiligung. Initiatoren sind neben der WDL auch das Mülheimer Medizinprodukte-Unternehmen Weles GmbH sowie die Kölner Firma Tripart, schwerpunktmäßig tätig in der Beschaffung, Lagerung und Lieferung von medizinischen Hilfsmitteln. Die kleine Fachmesse wurde von den drei Unternehmen innerhalb von sechs Wochen organisiert – und mit der Resonanz zeigte man sich zufrieden. Vormittags hatten sich rund 150 (extra zuvor getestete) Besucher eingefunden, mit rund 400 wurde bis zum Abend gerechnet. Darunter auch Vertreter von Firmen und Vereinen, wie Marc Wehning, Weles-Geschäftsführer, betonte, für die in Coronazeiten Hygienekonzepte eine ganz neue Bedeutung bekamen. „Da hat sich viel geändert.“
Warum ausgerechet Mülheim als Medizin-Messe-Standort? München und Berlin könne ja jeder, schmunzelte Andreas Krause, Geschäftsführer der Tripart, die sich bei Verfahren von Anwendung kalten Plasmas zur Behandlung von chronischen Wunden engagiert. „Jetzt zeigen wir im Ruhrgebiet Flagge.“ Eingeladen hatten die Veranstalter vor allem in NRW, doch auf dem Parkplatz vor dem Hangar fanden sich auch etliche Kennzeichen aus dem Norden und dem Süden der Republik.
„Doc Caro“ wirbt für Wiederbelebungs-Unterricht
„Doc Caro“ setzt sich mit vielen anderen „Medizin-Influencern“ für die Petition https://ichrettedeinleben.de ein, die eine bundesweit verpflichtende Einführung von Wiederbelebungs-Unterricht ab der 7. Klasse fordert.
„Wiederbelebungs-Unterricht erhöht die Überlebensrate. So könnten jedes Jahr mindestens 10.000 Leben mehr gerettet werden“, so die Begründung der Petition, die bereits über 50.000 Unterzeichner hat.
„Jeder kann mit uns Leben retten“, betont Dr. Carola Holzner. „Es kann auch jeden treffen.“
Die Impulsseminare etwa zur Antikörperbestimmung oder zur Wundversorgung mit Kaltplasma brachten die Fachbesucher auf Stand. Eine Lanze für die Nutzung der sozialen Medien für Medizinthemen brach die Notfallmedizinerin Dr. Carola Holzner in ihrem Vortrag. Sie ist bekannt als „Medical Influencerin“, die Mülheimerin hat sich als „Doc Caro“ im Netz mit ihren Videos zur Aufklärung, gerade bei Corona-Themen, einen Namen gemacht.
Soziale Medien können nicht den Hausarzt ersetzen, aber zur Aufklärung beitragen
Vor allem soziale Medien könnten zur besseren Kommunikation, zum besseren Verständnis zwischen Arzt und Patient beitragen, so ihr Appell. Das solle nicht den Hausarzt ersetzen, es gehe um generelle medizinische Informationen. Vor allem, um auch gegen Fake News anzugehen. Auf Augenhöhe mit den medizinischen Laien, mit klaren Worten, und ohne belehrend zu sein. „Doc Caro“ setzt auf Humor - und Einsicht: „Ich halte nichts vom erhobenen Zeigefinger.“