Mülheim. Das Mülheimer Luftschiff wird am Himmel schmerzlich vermisst. Personal fehlt. Doch eine andere Attraktion kann am Airport bald bewundert werden.

Vor gut zwei Monaten erlebte das Mülheimer Luftschiff noch einen grandiosen Höhenflug. Es war als Werbeträger und Blickfang für die Bundesgartenschau in Erfurt gebucht und wurde dort freudig gefeiert. Doch seit „Theo“ nach einer Langstreckentour wieder auf seinen Heimatflughafen zurückgekehrt ist, macht er sich rar.

Mülheimer Luftschiff wurde lange nicht gesehen

Auch in einer Mülheimer Facebook-Gruppe ist es schon aufgefallen: „Man sieht Theo gar nicht mehr. Er fehlt uns.“ Der Kommentar spricht vielen Luftschiff-Fans im Umkreis aus der Seele.

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Nach der Rückkehr des Luftschiffs Anfang Juli musste zunächst das Werbebanner gewechselt werden: „Erfurt erblüht“ hatte ausgedient, die gewohnte, rot-weiße Sparkassenreklame wurde angelegt. Wochenlang hielt dann schlechtes Wetter das Luftschiff am Boden, machte Rundflüge unmöglich.

WDL-Chef: „Die Mannschaft hat es richtig bitter erwischt“

Und jetzt ist die Mannschaft extrem geschwächt. Von insgesamt 25 spezialisierten Leuten, die für den Betrieb des Luftschiffs gebraucht werden, sei fast die Hälfte ausgefallen, berichtet Frank Peylo, Geschäftsführer der WDL Luftschiffgesellschaft. Etliche Mitarbeiter seien krank, einige ernsthaft und längerfristig. „Die Mannschaft hat es richtig bitter erwischt“, so der Chef.

Nur noch 90-minütige Rundflüge

In der laufenden Saison und auch in Zukunft werden nur noch 90-minütige Rundflüge mit dem Luftschiff angeboten. Der Spaß kostet 399 Euro für Erwachsene, 245 Euro für Kinder.

60-minütige Flüge, wie in früheren Jahren, gibt es nicht mehr.

Unter Corona-Bedingungen können maximal sechs Passagiere einsteigen, die geimpft, getestet oder genesen sind.

Das Hygienekonzept der WDL sieht vor, dass Masken getragen werden müssen. Der Platz neben dem Piloten bleibt frei.

In der Saison 2020 konnten wegen der Pandemie überhaupt keine Rundflüge mit „Theo“ stattfinden.

Im Team gebe es geschulte, teilweise zertifizierte Leute, die man nicht einfach ersetzen könne. Die Crewchefs, den Mastmann, der „Theo“ in der Parkposition sichert, das Sicherheitspersonal an der Gondel: „Dort befinden sich laufende Propeller“, erläutert Peylo, „da können sie keine Aushilfskräfte hinstellen.“ Obwohl die beiden Piloten gesund sind, muss das Luftschiff daher am Boden bleiben.

„Wir hoffen, dass wir in diesem Jahr noch an den Himmel kommen“

„Theo“ wurde sogar in die Halle geholt. Unter freiem Himmel muss er rund um die Uhr bewacht werden, doch momentan fehlt auch Wachpersonal. Nachdem die Rundflugsaison 2020 wegen der Pandemie ganz flach gefallen ist, treffen die Ausfälle WDL jetzt hart. Aber noch ist die Saison nicht vorbei. Theoretisch kann das Luftschiff bis Ende Oktober abheben. „Wir hoffen, dass wir in diesem Jahr noch mal an den Himmel kommen“, sagt Frank Peylo.

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Wenn Rundflüge einstündig sind, können theoretisch 3000 Menschen pro Saison mit dem Luftschiff abheben, rechnet der WDL-Geschäftsführer vor. Die Fahrzeit wurde aber - coronabedingt - auf 90 Minuten ausgedehnt, damit es weniger Wechsel gibt. Entsprechend weniger Passagiere, nämlich nur 2000, können einsteigen. Seit dem verspäteten Saisonstart Ende Mai habe man gut 1000 Leute befördert, heißt es bei WDL.

Peylo äußert sich dankbar für das Verständnis und die Unterstützung etlicher Passagiere, die schon für nicht wenig Geld Rundflüge gebucht hatten, aber bisher darauf verzichten mussten. „Ganz viele Fluggäste sagen: Ich behalte mein Ticket und fliege, sobald es wieder geht.“ Ihnen zumindest muss WDL nicht den Ticketpreis erstatten - pro Person immerhin rund 400 Euro.

Neubau mit transparenter Luftschiffhalle

„Theo“ ist das populäre Flaggschiff des Mülheimer Luftfahrtunternehmens WDL, aber nicht das einzige Projekt. Die Firma will am Flughafen Essen-Mülheim insgesamt rund zwölf Millionen Euro investieren und im großen Stil neu bauen. Geplant ist eine spektakuläre, transparente Eventhalle, die ab 2022 das illuminierte Luftschiff beherbergen und Platz für 2500 Besucher bieten soll. Angeschlossen werden soll ein Multifunktionsgebäude, in dem künftig die WDL-Verwaltung und die Theo-Wüllenkemper-Stiftung sitzen, daneben soll es Gastronomie und Stellplätze für Flugzeuge geben.

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Auf dem Außengelände vor der Halle ist bereits ein weiterer Hingucker platziert: eine historische Ju 52, Dauerleihgabe der Bundeswehr, die in diesem Sommer in Mülheim restauriert wird. „Die Maschine ist so gut wie fertig“, berichtet Frank Peylo, der auch dem Verein „WDL Oldtimer-Freunde“ vorsitzt. Der Club wurde eigens für die Restaurierung der „Tante Ju“ gegründet.

Wenn der Oldie fertig ist, darf er zwar nicht mehr fliegen, kann aber besichtigt werden. Das Ganze hat sich etwas verzögert, soll aber Ende September möglich sein. „Wir sind also nicht brotlos“, versichert Peylo, „aber auch uns fehlt das Brummen.“ Der typische Theo-Sound.