Mülheim. Die Stadt Mülheim spendiert 650 Luftreiniger für jede erste bis sechste Schulklasse. Technik, die offenbar nicht alle Lehrer begeistert.
Nachdem die Stadt Mülheim beschlossen hat, drei Millionen Euro für Luftreiniger in Klassenräumen locker zu machen, wurden in dieser Woche konkrete Termine genannt. Am 27. September sollen die ersten Geräte aufgestellt werden. Versorgt werden alle ersten bis sechsten Klassen in der Stadt: alle 22 Grundschulen, beide Förderschulen sowie die unteren Jahrgangsstufen der weiterführenden Schulen. Insgesamt wurden 650 Geräte bestellt.
Mülheimer Rembergschule wird als erste mit Luftreinigern ausgestattet
Ganz oben auf der Liste steht die Rembergschule: eine Förderschule, in der rund 180 Kinder und Jugendliche mit teilweise schweren Behinderungen unterrichtet werden. Anschließend werden Grundschulen in Styrum ausgestattet und in anderen Stadtteilen, die regelmäßig besonders hohe Infektionszahlen aufweisen.
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Pro Woche erwartet die Stadt Mülheim 88 weitere Geräte, die in die Schulen gebracht und installiert werden können. So sei es geplant und angekündigt, „es hängt aber auch von den Lieferketten ab“, räumt Stadtsprecher Volker Wiebels ein.
„Alle Schulen sollen möglichst noch vor dem Ende der Herbstferien abgearbeitet werden“, hofft Andreas Illigen, Sprecher der Mülheimer Schulleitervertretung. Doch das wird bei wöchentlich 88 Geräten nicht funktionieren. Im Laufe des Herbstes soll jede einzelne Klasse und jeder Betreuungsraum der Jahrgangsstufen eins bis sechs einen Luftfilter bekommen. Für die Schildbergschule etwa, die Illigen leitet, sind es insgesamt 19 Geräte.
Mutter ärgert sich: „Klassenlehrerin will kein Gerät aufstellen“
Scheinbar ist alles organisiert und geregelt – helle Aufregung herrscht dennoch bei der Mutter eines Drittklässlers, der eine Mülheimer Grundschule besucht. Kürzlich beim Elternabend seien die Luftreiniger Thema gewesen, berichtet sie, und die Verweigerungshaltung der Klassenlehrerin habe einige empört. „Sie sagte, dass sie keinen Luftfilter aufstellen möchte, weil sie keine Zeit hat, sich um die Wartung zu kümmern. Ob die Geräte zum Einsatz kommen“, mutmaßt die Mutter, „scheint ja im Ermessen der Lehrerinnen zu liegen.“
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Doch das ist ein Irrtum. „Da wurde etwas falsch kommuniziert“, meint Schulleitersprecher Andreas Illigen. Um die Wartung kümmere sich die Stadt Mülheim. „Dafür wurde eine Summe veranschlagt. Das ist schon eingepreist“, glaubt er. „Die Lehrer sind damit gar nicht befasst und haben auch gar nicht den technischen Sachverstand.“
Stadt beruhigt: Wartung übernimmt im ersten Jahr der Lieferant
Die Stadt stellt klar: „Die Wartung übernimmt im ersten Jahr die Firma, die die Geräte liefert. Dies war Bestandteil der Ausschreibung. Danach wollen wir es selber machen.“ Die jährlichen Kosten allein für die Montage der Luftreiniger und den regelmäßigen Austausch der Partikelfilter werden mit 1000 Euro pro Gerät angegeben, also insgesamt 650.000 Euro. Diese Summe hofft die Stadt später einsparen zu können. „Wenn ein Gerät allerdings defekt ist“, ergänzt Stadtsprecher Volker Wiebels, „gilt Garantie.“
Stadt bestellt 650 einheitliche Geräte
Welche Luftreiniger genau angeschafft werden, konnte die Stadt Mülheim auf Anfrage noch nicht sagen. Auf jeden Fall würden 650 einheitliche Modelle bestellt.
Schulleiter Andreas Illigen geht davon aus, dass es sich um schrankgroße Geräte handelt, die aus Sicherheitsgründen an der Wand befestigt werden müssen, damit sie nicht umkippen können.
Die Leiterin der oben erwähnten Grundschule nimmt derweil ihre Kollegin in Schutz. „Eine solche Äußerung ist nicht gefallen“, erklärt sie auf Anfrage. „Selbstverständlich werden die Luftfilter in allen Klassen- und Betreuungsräumen aufgestellt.“
Nach Auskunft der Stadt haben ausnahmslos alle Mülheimer Schulen zurückgemeldet, dass sie mobile Luftfiltergeräten einsetzen möchten. Und auch technikscheue Lehrkräfte kann der Stadtsprecher beruhigen: „Maximal wäre der Ein- oder Ausschaltknopf zu drücken. Das sollte zu schaffen sein.“