Mülheim. Nun nimmt die Stadt Mülheim selbst Geld in die Hand: Bis Ende der Herbstferien sollen in Schulklassen von eins bis sechs mobile Luftfilter stehen.
Wenn in diesen Minuten, um 16 Uhr, der Rat noch darüber rätselt, wie man den Bund überzeugt, Luftfilter für Mülheimer Schulen zu fördern, haben Oberbürgermeister Marc Buchholz und Kämmerer Frank Mendack bereits ein As im Ärmel. Längst ist errechnet, was die Stadt dafür ausgeben müsste, wenn sie die Klassen eins bis sechs mit mobilen Geräten ausrüsten müsste: drei Millionen Euro. Und sie sollen schnell kommen, schon nach den Herbstferien.
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Drei Millionen will die Stadtspitze trotz eines spacken Haushalts locker machen – und muss es auch, weil kaum damit zu rechnen ist, dass sie von dem 90-Millionen-Euro-Förderpaket von Land und Bund profitieren wird. Denn die Räume an Mülheimer Schulen sind zu gut. Zumindest für die strengen Förderrichtlinien, die nur für Räume zählen, deren Fenster sich nicht oder kaum öffnen lassen. Die Maßgabe hat bereits im Frühjahr dazu geführt, dass die Kommunen von den damals veranschlagten 50 Millionen nicht einmal die Hälfte abgerufen hatten.
OB: Kindern, die durch Impfen nicht geschützt werden können, mehr Sicherheit geben
So werden an der Stadt voraussichtlich 900.000 Euro Fördermittel vorbeigehen. Buchholz sieht die zu erwartende Richtlinie mit Sorge und Unverständnis: Im April habe die Kanzlerin deutlich gemacht, dass Jugendliche ab zwölf geimpft werden können, aber es für Kinder darunter keine Maßnahmen geben wird – außer Lüfter. Nun sprechen die aktuell debattierten - aber noch nicht verabschiedeten – Förderrichtlinien eben eine ganz andere Sprache. https://www.waz.de/staedte/muelheim/warum-nrw-keine-luftfilter-fuer-muelheimer-schulen-foerdert-id233139495.html
Deshalb müsste Mülheim nun selbst einen Batzen Geld ausgeben. „Wir wollen den Kindern, die durch Impfen nicht geschützt werden können, mehr Sicherheit bieten“, erläuterte OB Buchholz der Redaktion. 650 mobile Luftfiltergeräte will die Stadt dafür erwerben und in den Grund-, Förder- und weiterführenden Schulen aufstellen. Bis zur Klasse sechs.
Kitas bleiben bei der Anschaffung von Luftfiltern außen vor
Die Kitas bleiben bei der Anschaffung außen vor, denn hier steht die Wirksamkeit von Luftfiltergeräten schon deshalb in Frage, weil aus pädagogischen Gründen allein Abstand und Maskenpflicht schon nicht eingehalten werden können. Wie viele Geräte es aber am Ende werden, soll eine Umfrage an den Schulen geben. Nicht alle könnten davon Gebrauch machen wollen.
Der Kämmerer hat nicht nur die drei Millionen im Haushalt schon lokalisiert, sondern auch eine Marktanalyse betrieben. Die Menge an diesen zimmerschrankgroßen Geräten sei für den Preis realistisch, auch habe man auf die Lautstärke geachtet und gesichert, dass diese bei etwa 35 Dezibel bliebe. Günstigere Geräte wären hingegen deutlich lauter. Auch arbeiteten die Luftfiltergeräte weder mit Ozon noch mit UV, sondern nur mit ultrafeinen Hepa-Filtern.
Folgekosten für die Wartung der Geräte
Bei der Umsetzung macht Buchholz Druck: Sie sollen bis zum Ende der Herbstferien 2021 in den Klassenzimmern stehen. Auch das habe die Marktanalyse des Kämmerers als möglich bestätigt.
Zwei Dinge aber treibt die Stadtspitze noch um: Zum einen die Sorge, dass wegen der Geräte deutlich weniger gelüftet werde. Das Stoßlüften soll aber weiter eingehalten werden. Zum anderen die Frage der Wartung: Denn jedes Jahr müssen die Hepa-Filter gewechselt werden. Kostenfaktor laut Marktanalyse: 1000 Euro pro Gerät, sprich 650.000 Euro zusätzlich jedes Jahr. Hier aber könne über die Menge der Geräte günstiger werden.
In der Ratssitzung am Donnerstag begrüßten die meisten Fraktionen das Vorhaben der Verwaltung.