Oberhausen/Mülheim. In Oberhausen wurde ein eingepacktes, noch lebendiges Ferkel ausgesetzt. Ähnliche Fälle gab es auch in Mülheim und Moers. Was steckt dahinter?

Es war ein trauriger Anblick, den die Oberhausenerin Kristina Köhne in Biefang gemacht hat: Auf einer Grünfläche an Rathenauplatz hat sie ein Ferkel gefunden, lebendig, verpackt in einer verschlossenen Plastiktüte. „Was sind das für Unmenschen“, fragt sie entsetzt und informiert unsere Redaktion via Facebook über den Vorfall.

Ein Foto dokumentiert besagten Anblick, der sich Mitarbeitern des Ordnungsamtes gestellt haben muss, die laut Angaben der Stadt das Tier in Obhut genommen haben. Man kann sich vorstellen, wie das verängstigte Tier in der Pappschachtel, die in einen weißen Beutel gesteckt wurde, dort gekauert haben muss.

Und es sollte nicht das einzige Ferkel bleiben, das in Oberhausen gefunden wurde: Am Mittwoch, 8. September, wurde die Polizei gegen 18.35 Uhr zur Mülheimer Straße/Ecke Landwehr gerufen. Anrufer hatten ein besitzerloses Ferkel gemeldet. Bei Eintreffen der Polizei lief das Tier auf einer Grünfläche herum. Um den Hals trug es einen Briefumschlag mit einem Zettel, auf dem Stand: „Aus Verzweiflung- in gute Hände abzugeben!Ich bin hier, da mein Landwirt die Futterkosten nicht mehr bezahlen kann, denn wenn ich groß bin (25 Kilo) bekommt er (mein Ferkelzeuger) 20 Euro für mich!Wenn sie jemand kennen, der mich artgerecht für dieses Geld aufzieht, können sie mich gerne behalten/weitergeben. Ansonsten tun Sie das, was sie für richtig halten Ihr an Tierwohl teilnehmender deutscher Ferkelzeuger.“

Das Ferkel machte laut Stadt Oberhausen einen „sichtlich verängstigten Eindruck“. Ein drittes Ferkel wurde dann auch noch an der Dienststraße in Höhe der Hausnummer 132 gefunden. Alle Ferkel hat die Stadt in ihre Obhut genommen. Noch ist die Täterin oder der Täter unbekannt, jedoch scheint diese Tierquälerei in Oberhausen mit mehreren anderen Fällen zusammenzuhängen.

Schweine in Kartons auch in Mülheim und Moers

Die Spur führt zu einer Demo von Schweinebauern vor der Aldi-Zentrale in Mülheim, bei der am Mittwoch (8.9.) zwei ausgesetzte Ferkel gefunden wurden. Die Feuerwehr übergab die Tiere, die an der Styrumer Burgstraße in Kartons entdeckt wurden, an das städtische Tierheim, das auch für Oberhausen zuständig ist. Dort erholen sich die beiden männlichen Schweinchen zurzeit noch von den Strapazen.

Schweine suchen nun neues Zuhause

Die beiden Ferkel, die derzeit im Mülheimer Tierheim untergebracht sind, sollen nun in gute, aber vor allem auch fachlich erfahrene Hände abgegeben werden.

Interessenten können sich daher an die Leiterin des Tierheims, Marion Niederdorf, wenden: Städtisches Tierheim, Horbeckstraße 35, 372211, Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 13 bis 16.30 Uhr, Samstag von 11 bis 13 Uhr oder per E-Mail: tierheim@muelheim-ruhr.de.

Dann ging es mit den Meldungen über Schweine in Kartons weiter – neben Oberhausen-Biefang noch am Mülheim-Styrumer Friedhof sowie in Moers an der Orsoyer Allee in der Nähe einer Aldi-Filiale. Ein weiteres weibliches Ferkel tauchte am Donnerstag (9.9.) ebenfalls in Mülheim auf, in einem Gebüsch an der Hauskampstraße. „Eins ist klar“, sagt der Mülheimer Stadtsprecher Volker Wiebels, „das Ganze ist eine Straftat nach dem Tierschutzgesetz und wir erstatten Anzeige gegen Unbekannt.“ Die Tat zeige, dass dem Verursacher „die Tiere völlig egal sind“. Zudem handele es sich laut Tierheimleitung offensichtlich um Tiere aus einer Massenhaltung, die kein Tageslicht, geschweige denn die Sonne kennen und daher extrem stress- und krankheitsanfällig seien. Wiebels: „Das ist Tierquälerei.“

Zettel des Besitzers klebte am Karton, in dem die Tiere gefunden wurden

Die Oberhausenerin Kristina Köhne hat dieses Foto gemacht. In der Tüte befand sich ein Karton mit einem kleinen Schwein darin. Das Tier hat die Strapazen überlebt.
Die Oberhausenerin Kristina Köhne hat dieses Foto gemacht. In der Tüte befand sich ein Karton mit einem kleinen Schwein darin. Das Tier hat die Strapazen überlebt. © Kristina Köhne

Was sagen die Landwirte zu dem Vorfall? „Das ist unverantwortlich“, findet Frank Kisfeld vom Verein „Land sichert Versorgung NRW“, der die Demo vor Aldi in Mülheim veranstaltet hat. Landwirte aus ganz NRW hatten demonstriert, um auf die finanzielle Misere der Schweinebauern aufmerksam zu machen. Etwa 200 Meter entfernt von der Versammlung wurden die Ferkel in den Edeka-Einkaufskartons gefunden. Wer hinter der Aktion stecken könnte, könne er sich nicht erklären.

Eines der Ferkel wartet auf dem Gnadenhof in Weeze auf ein neues Zuhause

„Eine Kollegin wollte die Tiere eigentlich zu ihrem Hof mitnehmen, jedoch hatten wir Angst, dass möglicherweise Tierschützer diese aus irgendeinem Pestgebiet geholt und hier ausgesetzt haben könnten“, sagt Kisfeld. Die Gefahr der Krankheitsübertragung wäre zu groß gewesen. Also entschlossen sich die Bauern, die Tiere der Feuerwehr zu übergeben, die diese dann ins Tierheim brachte .„Von den drei weiteren Funden haben wir nur im Internet gelesen, vor Ort aber nichts mitbekommen“, sagt Kisfeld. Nachfrage bei der Stadt Moers: „Am Mittwochabend wurde in Moers tatsächlich ein kleines Schwein gefunden und später auf den Gnadenhof nach Weeze gebracht“, sagt Stadtsprecherin Miryam Beitz. „Nun wird geschaut, wo es bleiben kann.“

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