Mülheim. Matthias Ott vermietet an Mülheims Stadtgrenze Felder für Selbsternter. Wir verlosen eine Parzelle und begleiten den Gewinner durch die Saison.
Auf einem grünen Fleckchen zwischen Mülheim-Heißen/Winkhausen und Essen-Schönebeck, nahe des Winkhauser Tals, sollen bald Radieschen sprießen. Auch Kartoffeln, Mais, Zucchini und Spinat werden auf dem Acker gedeihen. Landwirt und Agrar-Ingenieur Matthias Ott vermietet ab Mai dort Gemüsegärten für Selbsternter.
Auf dem etwa 7000 Quadratmeter großen Feldstück an der Reuter-, Ecke Hansbergstraße hat Matthias Ott schon viel Zeit verbracht. „Die Fläche gehört meinem ehemaligen Ausbildungsbetrieb, dem Bauern Kamann“, sagt der 25-Jährige, der heute als Angestellter bei einem Landmaschinenhändler arbeitet und die „(P)ott-Gärten“ nebenbei betreibt. Vom Bauern hat er die Fläche gepachtet und möchte diese nun untervermieten – an alle Hobby-Landwirte, die Lust haben, sich die Hände schmutzig zu machen.
Einschränkungen in der Corona-Pandemie haben die Idee beflügelt
50 oder 100 Quadratmeter haben die etwa 80 Miet-Felder, rund die Hälfte der Fläche ist bereits vergeben, die Nachfrage ist groß. Immerhin hatte bereits im Februar ein anderer Landwirt ein solches Miet-Feld in Mintard eröffnet und bereits alle Parzellen vermietet. Wie kam es zu der Idee? „Ein Stück weiter unten habe ich bereits ein Blumenfeld zum Selbsternten“, berichtet Ott. „Als ich dort arbeitete, haben mich Leute angesprochen, ob ich nicht auch Gemüse zum Selbstanbauen anbieten würde.“ Zudem habe Corona die Idee beflügelt: „Viele Leute sitzen zuhause, können nichts machen und wünschen sich, in der Natur aktiv zu sein.“
Auch interessant
Diesem Wunsch möchte Ott einen entsprechenden Ort geben, immerhin grenzt das Feld an ein Naturschutzgebiet und liegt gut angebunden an der Radtrasse zwischen Essen und Mülheim, windgeschützt eingebettet zwischen Baumreihen, einem Geflügelhof und wenigen Wohnhäusern. „Eine grüne Idylle mitten im Ruhrgebiet“, findet Ott. Nur die Schnellzüge, die über die nahe gelegene Bahntrasse brettern, durchbrechen alle paar Minuten die Stille beim Ackern auf dem Feld.
Wasser und Arbeitsgeräte stehen den Feld-Mietern kostenlos zur Verfügung
Wir verlosen eine Parzelle
Ein 50 Quadratmeter großer Gemüsegarten kostet pro Saison (Mai bis Oktober) 200 Euro, die 100-Quadratmeter-Parzelle gibt es für 350 Euro, individuelle Größen sind auf Anfrage verfügbar. Weitere Infos gibt es auf der Facebook-Seite von Matthias Ott unter dem Suchwort „Pott-Gärten“ oder unter 0178-1541222.
Wir verlosen unter allen Einsendungen ein 50 Quadratmeter großes Miet-Feld. Den Gewinner möchten wir gerne bei uns im Lokalteil vorstellen und redaktionell durch die Saison begleiten, etwa mit Anbau-Tipps oder Rezept-Ideen. Schreiben Sie uns bis Dienstag, 20. April, eine E-Mail mit dem Stichwort „Gemüsegarten“ an redaktion.muelheim@waz.de. Der Gewinner wird benachrichtigt.
In den nächsten Tagen will der Landwirt das Gelände einzäunen und Parkflächen klarer ausweisen. Dann geht es ans Einsäen: Samen von Kartoffeln, Mais, Sonnenblumen, Zwiebeln, Möhren, Bohnen, Kohlrabi, Mangold, Wirsing, Spinat, Brokkoli und verschiedenen Salatsorten werden unter die Erde gebracht. Später kommen noch Kürbisse und Zucchini hinzu, auch Rote Beete oder Radieschen will er anbauen. „Es gibt aber auch die Möglichkeit, selbst etwas zu säen“, sagt Ott, der den Kleinbauern beratend zur Seite steht. Geräte wie Hacken, Spaten oder Gießkannen sollen den Mietern kostenlos zur Verfügung stehen, genau wie ein Wagen mit Wasser zum Gießen.
Auch interessant
„Vor allem für Familien mit Kindern ist es spannend zu sehen, wie aus kleinen Pflänzchen eine große Ernte wächst“, meint Matthias Ott. Denn: „Einen Jahreszyklus gibt es im Supermarkt nicht.“ Dort werden jetzt schon Erdbeeren oder Spargel angeboten, die zu dieser Jahreszeit eigentlich noch nicht reif sind und nur mit hohem Energieaufwand produziert werden können. Von langen Transportwegen für Zitrusfrüchte aus Südamerika oder Neuseeland ganz abgesehen.
Ein Newsletter soll Tipps zum Anbau auf dem Acker geben
So spiele Nachhaltigkeit, regionaler Anbau und saisonaler Verzehr eine immer größere Rolle für Verbraucher. „Die Leute wollen bewusster verbrauchen“, ist er überzeugt. Zu dieser Entwicklung möchte Ott ein Stück beitragen – auch durch Aufklärung: „Es wird einen regelmäßigen Newsletter geben mit Informationen rund ums Gemüse und Tipps zum Anbau.“ Für ihn ist es auch ein Testballon: Läuft es rund auf dem Mülheimer Miet-Acker, möchte er weitere Standorte umpflügen und zum Gemüsegarten erklären.
Mattias Ott ist gespannt, wie ertragreich die Saison wird und hofft auf nicht zu trockenes Wetter. „Wenn wir Glück haben, können wir bis in den Oktober, November hinein ernten.“ Die Chancen stehen nicht schlecht. Zumindest, wenn man dieser Bauernregel glaubt: „Je mehr im April die Regen strömen, desto mehr wirst du vom Felde nehmen.“