Mülheim. Mit Datenbank und pensionierten Ermittlern: NRW will alte Morde aufklären. Die Polizei hat drei ungeklärte Mülheimer Cold Cases ans LKA gemeldet.

Mord verjährt bekanntlich nicht. Und nicht aufgeklärte Tötungsdelikte sind jedem engagierten Ermittler auch nach vielen Jahren noch ein Dorn im Auge. NRW-Innenminister Herbert Reul will ungeklärte Mordfälle aus den vergangenen 50 Jahren durch 28 pensionierte Ermittler mit einer besonderen Aufbauorganisation (BAO) wieder neu aufrollen. Auch aus Mülheim wurden „Cold Cases“ an das LKA gemeldet.

Das Landeskriminalamt (LKA) in Düsseldorf arbeitet seit 2017 an einer Datenbank für ungeklärte Mordfälle. Darin werden ungelöste Mord-Taten aufgenommen, die bis in die frühen 1970er Jahre zurückreichen. In dieser Cold Cases-Datenbank seien bislang auch drei Tötungsdelikte aus Mülheim aufgelistet, teilte Polizeisprecherin Sonja Kochem auf Anfrage mit. Diese hätte sich in den Jahren von 1990 bis 2015 ereignet.

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Für die Cold Cases-Datenbank kommen vier weitere Morde aus Mülheim in Betracht

Jetzt geht die Behörde für Mülheim und Essen noch einmal 20 Jahre weiter zurück: „In Betracht kommen derzeit für Mülheim vier weitere Fälle aus dem Zeitraum von 1970 bis 1989“, so Sonja Kochem. Eine Bewertung dieser Fälle könne aber erst dann erfolgen, sobald die 28 Stellen besetzt seien und die Ex-Kriminalbeamtinnen und -beamten ihre Arbeit aufnehmen könnten. Zum Vergleich: Im Bereich der Stadt Essen sind bereits vier Cold Case-Fälle neu aufgerollt worden. Die Bewertung der Fälle erfolgt immer durch das LKA.

Weil die alten Fälle normalerweise neben dem polizeilichen Tagesgeschäft bearbeitet werden müssten, hat Innenminister Reul vor einigen Wochen seinen Aufruf an pensionierte Kripobeamte gestartet: „Wir suchen Leute mit einer immer noch guten Spürnase, die Lust haben, jeden Stein noch mal umzudrehen, um die Täter zukriegen“, sagte er damals. Seit 1970 gibt es in NRW (Stand Juli) 1160 ungelöste Tötungsdelikte. In die Cold Cases-Datenbank beim LKA NRW sind bisher 261 Fälle von Fallanalytikern aufgenommen worden. In 23 NRW-Mordfällen wird bereits neu ermittelt.

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Bei neuen Erkenntnissen wird in der Behörde vor Ort ermittelt

Ob sich auch ehemalige Ermittler aus Mülheim/Essen für die Arbeit der BAO interessieren, kann derzeit noch nicht beantwortet werden. Erst ab Oktober 2021 sollen die 28 neuen Alt-Ermittler ihre Tätigkeit in der BAO aufnehmen. Sie werden Akten digitalisieren, die Fälle strukturiert aufarbeiten, Aufklärungschancen suchen und Ermittlungskonzepte erarbeiten.

Wenn sich dabei neue Ermittlungsansätze ergeben, so soll dann die örtlich zuständige Kriminalpolizei die weitere Fallbearbeitung übernehmen. Etwa weil es inzwischen neue Techniken gibt, wie die DNA-Analyse, über die man in den 1970er Jahren noch nicht verfügte. Nach Auffassung der BAO liege derzeit aber für Mülheim noch kein Fall vor, welcher erfolgversprechende Ermittlungsansätze auf der Grundlage einer bisher nicht erfolgten DNA-Untersuchung biete, sagte Sonja Kochem.