Mülheim. Das Mülheimer Impfzentrum muss am 30. September schließen. Was das für die Drittimpfungen bedeutet und an wen sich Impfwillige wenden können.
Die Infektionszahlen schießen nach oben – dennoch sollen ab 30. September alle Impfzentren in NRW schließen. Dann macht auch Mülheims Impfzentrum an der Wissollstraße dicht. Was bedeutet das für Impfwillige, die etwa ihre Zweit- oder Drittimpfung brauchen?
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Erst vor wenigen Tagen hatte Duisburgs Krisenstabsleiter einen Beschwerdebrief an NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann geschickt und den Stand-by-Betrieb der Zentren gefordert. Zu glauben, dass Bürgerinnen und Bürger in Scharen für ihre Zweitimpfung zum Hausarzt laufen, gehe komplett an der Lebenswirklichkeit vorbei, heißt es in dem Schreiben.
Krisenstab: Die letzten 25 Prozent zu erreichen ist eine große Herausforderung
Stephan von Lackum, Leitender Impf- und niedergelassener Hausarzt, würde es nicht so hart formulieren, schließlich „haben wir in Mülheim nicht eine so hohe Durchmischung der Bevölkerung wie Duisburg“. Der anstehenden Schließung blickt er dennoch mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits sei nicht mehr viel los im Impfzentrum, die Unterhaltung koste viel Geld und binde Kräfte. Andererseits seien die Strukturen niederschwellig, die Impfteams auch mobil unterwegs und können so viele Menschen erreichen.
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Weitere Sonderimpfaktionen
Alle Mülheimer Senioreneinrichtungen, in denen nun viele Auffrischungsimpfungen anstehen, seien an Hausarztpraxen und Heimärzte angebunden, die vor Ort impfen, berichtet Stephan von Lackum.
Bis zur Schließung wollen die mobilen Teams des Impfzentrums noch so viele Menschen wie möglich erreichen. Denn auch diese Teams werden nach der Schließung ab Oktober ersatzlos aufgelöst. Weitere Sonderimpfungen gibt es daher am Samstag, 4. September, von 13 bis 19 Uhr in der Diskothek Ballermann an der Sandstraße, am Montag, 6. September, von 13 bis 19 Uhr im Gemeindehaus Styrum, im Forum in der City am 11. und 18. September (8 - 18 Uhr), sowie in die Ausländerbehörde, Leineweberstraße 18-20, am 16. September (8 -17 Uhr).
So sieht es auch Sven Werner, als Leiter der Feuerwehr ebenso Mitglied des Krisenstabes. „Eigentlich war unsere Überlegung, das Impfzentrum bis Ende des Jahres offen zu halten, um eine Übergangsphase zu haben. Doch das Land sagt ganz klar, dass wir zum 30.9. schließen müssen.“ Die letzten 25 Prozent der Ungeimpften zu erreichen, sei eine große Herausforderung und wohl eher über Druckmaßnahmen zu erreichen. Dennoch will die Stadt dranbleiben, „mit weiteren Sonderaktionen, die möglichst niederschwellig sind“.
Viele Anfragen im Impfzentrum zu Boosterimpfungen
„Wir haben derzeit sehr viele Anfragen für die Drittimpfung“, berichtet von Lackum. „Viele haben noch nicht verstanden, dass die Auffrischungen nicht alle zeitgleich stattfinden müssen.“ Vielmehr seien diese frühestens ab einem halben Jahr nach der letzten Impfung zu verabreichen und können auch noch im Laufe der nächsten Monate erfolgen. Dies gelte auch für diejenigen, die mit Astrazeneca oder Johnson & Johnson, geimpft wurden.
Wer noch die Zweitimpfung braucht oder eine Boosterimpfung, sollte sich nach dem 30. September an seine Haus- oder Facharztpraxis wenden, so von Lackum. Eine Liste über alle impfenden Arztpraxen in Mülheim vervollständigt die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) laufend auf ihrer Homepage. „Einige Praxen hatten sich vom Impfen abgemeldet, es sind aber wieder neue hinzugekommen, so dass wir momentan eine stabile Anzahl haben.“ Laut KV-Liste sind es nun 43 Praxen.
Auf Arztpraxen kommt spätestens im Winter Mehraufwand zu
Sicher ist, dass spätestens in diesem Winter organisatorischer Mehraufwand auf die Arztpraxen zukommt. Neben den Corona-Impfungen sind da noch die „normale“ Grippewelle sowie Patienten mit anderen Erkrankungen. „Wir müssen aufpassen, dass wir die erkrankten Patienten und die Impfwilligen nicht vermischt in die Praxen lassen, sondern voneinander trennen“, so von Lackum.
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„Sollte es Engpässe bei den Hausärzten geben, können diese sich an die Kommune oder die KV wenden, die dann Hausärzte aus einem Vertretungspool hinzuziehen.“ Zudem habe die Stadt die Möglichkeit, bei dringendem Bedarf, etwa bei konzertierten Stadtteil-Impfungen, Honorarkräfte zu engagieren. Ob die Menschen aber überhaupt den Weg in die Praxen finden? „Das bleibt abzuwarten.“
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