Mülheim. Ehrenamt-Projekt EFI in Mülheim sucht engagierte Männer und Frauen, die nach dem Job mit einem Netzwerk im Rücken neue Aufgaben übernehmen.

Der Ruhestand ist in Sicht, doch allzu viel Ruhe soll es dann auch nicht sein – neben Familie, Hobby oder Reisen? Immer mehr Menschen, die mit Erfahrung und Kompetenz endgültig aus dem Job ausscheiden, möchten ihre vielseitigen Fähigkeiten weiter in die Gesellschaft einbringen. Das Projekt EFI qualifiziert Ruheständler zusammen mit Gleichgesinnten für eine ehrenamtliche Tätigkeit, bei der das eigene Interesse und das selbstbestimmte Engagement im Vordergrund stehen. Ein neuer Lehrgang beginnt im Oktober.

Ein persönliches Vorgespräch ist Voraussetzung

Die nächste viertägige Qualifizierung „Erfahrungswissen für Initiativen“ (EFI) beginnt im Oktober. Die aufeinander aufbauenden ganztägigen Seminare unter der Leitung von Gabriele Strauß-Blumberg finden am 16. und 17. Oktober sowie am 13. und 14. November, jeweils von 10 bis 17 Uhr, beim CBE an der Wallstraße 7 statt.

Voraussetzung für die Teilnahme ist ein persönliches Vorgespräch. Mehr Informationen bekommt man bei Eva Winkler, eva.winkler@cbe-mh.de oder unter 0208 970 68 13.

Auch sinnvolle Ideen haben oft sperrige Namen. So steht EFI für „Erfahrungswissen für Initiativen“. Eine Idee, mit der einst qualifizierte Rentner für Ehrenämter gewonnen werden sollten, ein Modellprojekt auf Bundesebene, das vor 15 Jahren begann und wahrscheinlich vielfach schon längst wieder eingeschlafen ist. Nur in Mülheim nicht, wo das Ehrenamt eine besondere Wertschätzung erfährt. „In Mülheim hat das richtig gezündet“, sagt Michael Schüring, Geschäftsführer beim Centrum für Bürgerschaftliches Engagement, wo da EFI-Projekt heute angesiedelt ist. Mit über 100 EFIs über die Jahre, engagierte Leute, die sich regelmäßig untereinander treffen, die Stammtische haben und ein jährliches Netzwerktreffen.

Den Unterschied macht bei EFI das Netzwerk, das alle Teilnehmenden unterstützt

Leute wie Manfred Zabelberg, ehemals Manager im Versicherungswesen, seit 2015 im Ruhestand. Oder Gudrun Kohler, Kauffrau und 45 Jahre im Job, die alleinerziehend war. „Ehrenamtlich arbeiten kann man an vielen Stellen“, sagt Manfred Zabelberg. „Den Unterschied macht bei EFI das Netzwerk.“ Was auch Gudrun Kohler so sieht. „Ich wollte auch im Alter noch etwas Neues machen“, sagt sie, der der Austausch mit Gleichgesinnten wichtig ist.

Gabi Strauß-Blumberg ist EFI-Referentin, die neu Interessierten in einem viertägigen Kurs die Möglichkeit gibt, sich mit anderen zusammen zu überlegen, in welchem Bereich man sich ein Engagement vorstellen könnte, und wie man das selbstbestimmt umsetzen kann. Dabei geht es nicht allein um den selbstlosen (und unbezahlten) Einsatz für andere. „Es geht ja auch um soziale Vorsorge“, sagt Gabi Strauß-Blumberg. Um Kontakte, um Vernetzung im Alter, eigentlich um viele Dinge, die während der Berufstätigkeit immer ganz automatisch kamen. „Es geht auch um Anerkennung und ein hohes Maß an Wertschätzung“, sagt Manfred Zabelberg, Gudrun Kohler betont die persönlichen Kontakte: „Man kann ja nicht immer mit allem, aber es kristallisiert sich heraus, dass einem einige Menschen heute sehr nahe sind, die man ohne das EFI-Projekt erst gar nicht getroffen hätte.“

Erfolgreiche Ehrenamts-Projekte laufen seit vielen Jahren in Mülheim

Ehrenamts-Projekte, die in der EFI-Initiative entwickelt wurden und in Mülheim erfolgreich laufen, sind etwa das Heinzelwerk, die Lila Feen, Kultur in Mülheim (K.I.M.), das Repair Café, die Zeitzeugenbörse, das altersgerechte Wohnprojekt LINA in Saarn oder auch die Mitarbeit in der Alten Dreherei. Man muss keine eigenen Ideen umsetzen wollen, man kann es aber, und das Netzwerk wird dabei helfen und unterstützen. Auch, wenn man vielleicht einer Vereinbarung nicht immer nachkommen kann, springt jemand aus dem Netzwerk ein. „Das gibt Sicherheit und Gelassenheit“, sagt Gudrun Kohler, die sich in Ruhe einige Projekte angesehen und sich dann entschieden hat – erst für die Hausaufgabenhilfe, dann für die Talentwerkstatt. Manfred Zabelberg engagiert sich vor allem bei der Zeitzeugenbörse.